Von Leid, Krieg und Entbehrungen
Zufällig fand die italienische Regisseurin Loredana Bianconi Briefe ihres Onkels an seine Eltern. Er war Ende der 30er-Jahre dem (Lock-)Ruf des Duce nach Äthiopien gefolgt, um einen „Platz an der Sonne“für die Italiener aufzubauen. Die Realität sah aber ganz anders aus.
Die Doku „Als mein Onkel für den Duce nach Afrika ging“(gestern, 21.35 Uhr, ARTE) machte dies auf eine ganz besondere Weise deutlich. Die Regisseurin zeigte unzählige Filmausschnitte und Fotografien dieser Zeit, die meisten sogar aus Privatarchiven. Darüber hinaus ließ sie einige Zeitzeugen zu Wort kommen, die als Kinder mit ihren Eltern ebenfalls in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Kolonie zogen. Abgerundet wurde das Ganze von vorgelesenen Passagen des Onkels der Regisseurin. Diese Mischung machte den Beitrag zu einem einzigartigen Erlebnis. Es war eine sehr persönliche Geschichte von Hoffnung, Leid, Krieg, Entbehrungen und ergreifenden Familienschicksalen. Die Entscheidung, ihr Werk nur mit ganz wenigen Geräuschen und Musik zu untermalen, war ein weiterer Clou Bianconis, der in diesem Fall keine Distanz erzeugte. Im Gegenteil: Als Zuschauer fühlte man sich, als würde man beispielsweise den eigenen Großeltern zuhören, wie sie erzählten und dabei ihre alten Fotoalben aus dem Schrank holten. (kk)