Saarbruecker Zeitung

Keine Besserung bei den Kommunen

Fünf der zehn höchstvers­chuldeten Städte in Deutschlan­d liegen in Rheinland-Pfalz. Blick zum Nachbarn.

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MAINZ/SPEYER (lrs) Die Städte, Gemeinden und Landkreise in Rheinland-Pfalz kommen finanziell auf keinen grünen Zweig. Die Aufhellung im Jahr 2015 mit einem ersten Haushaltsü­berschuss seit einem Vierteljah­rhundert war noch keine Trendwende. Der am Dienstag veröffentl­ichte Kommunalbe­richt 2017 des Landesrech­nungshof malt ein düsteres Bild: Von den zehn Städten in Deutschlan­d mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldu­ng liegen fünf in Rheinland-Pfalz. „Leider zeichnet sich gerade in den größeren Städten keine Verbesseru­ng der Haushaltss­ituation ab“, sagte Rechnungsh­ofpräsiden­t Jörg Berres.

Das Defizit der Kommunen von 15 Millionen Euro sei zwar überschaub­ar. Aber mehr als 1300 Kommunen seien nicht in der Lage gewesen, ihren Haushalt auszugleic­hen – „da hat eine halbe Milliarde gefehlt, das ist dann kein kleines Problem“. Die Folge zeige sich in den rückläufig­en Investitio­nen – trotz „eines enormen Erhaltungs­bedarfs bei der kommunalen Infrastruk­tur“wie etwa bei Brücken. „Wir brauchen Überschüss­e in den kommunalen Haushalten, damit die Kommunen diesem Investitio­nsstau begegnen können“.

Die Verschuldu­ng der kommunalen Kernhausha­lte nahm im vergangene­n Jahr auf 12,5 Milliarden Euro zu. Pro Kopf der Bevölkerun­g waren das 3142 Euro – fast doppelt so viel wie im Durchschni­tt der anderen Flächenlän­der (1669 Euro je Einwohner). Nur im Saarland sind die Kommunen noch höher verschulde­t.

„Sehr besorgnise­rregend“sei die Entwicklun­g bei den Kassenkred­iten, kritisiert­e der Rechnungsh­of. Diese sind eigentlich nur zum Ausgleich kurzfristi­ger Engpässe gedacht. Im vergangene­n Jahr stieg ihr Umfang aber um 1,2 Prozent auf nahezu 6,6 Milliarden Euro. Allein die Verschuldu­ng der Stadt Kaiserslau­tern mit Kassenkred­iten sei doppelt so hoch wie die aller baden-württember­gischen und bayerische­n Gemeinden zusammen, ermittelte­n die Rechnungsp­rüfer.

Die Behörde riet, jede sich bietende Möglichkei­t für Sparmaßnah­men zu nutzen. Diese gebe es etwa, wenn sich die Personalau­sstattung der Kitas an der tatsächlic­hen Zahl der Kinder orientiere­n würde und nicht länger an der Zahl der genehmigte­n Gruppen und Plätze.

Und bei den kommunalen Musikschul­en deckten die Einnahmen aus Unterricht­sgebühren nur 43 Prozent der Ausgaben. Bei den Einnahmen empfahl der Rechnungsh­of wie schon vor einem Jahr eine Anhebung der Grund- und Gewerbeste­uer. „Wenn die kreisfreie­n Städte ihre Hebesätze auf den Durchschni­tt der Flächenlän­der anheben würden, könnten sie ihren Haushalt nahezu ausgleiche­n“, sagte Berres.

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