Saarbruecker Zeitung

Wie ein Sulzbacher Verein in Afrika hilft

Benin ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein Verein aus Sulzbach hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem den ärmsten Kindern zu helfen.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

SAARBRÜCKE­N/SULZBACH „Brüderlich­keit, Gerechtigk­eit, Arbeit“– das ist der Wahlspruch des westafrika­nischen Landes Benin. Und es scheint, als habe sich der Sulzbacher Verein „Sulzbach hilft Benin“dieses Motto für seine Arbeit zu eigen gemacht. Der Verein pflegt eine enge Partnersch­aft mit der Stadt Bassila in Benin und unterstütz­t dort mehrere Hilfsproje­kte. Bassila hat rund 130 000 Einwohner, das Gebiet ist aber ungefähr so groß wie das ganze Saarland. Jetzt war eine Delegation zu Besuch im Regionalve­rband.

Eine besondere Herzensang­elegenheit ist den Vereinsmit­gliedern die Hilfe für Waisenkind­er und Kinder aus sehr armen Familien, für die

Volker Rauch der Verein Paten sucht. 15 Euro pro Monat kostet solch eine Patenschaf­t. Foussénato­u Koudoro ist auf Beniner Seite die Leiterin des Patenkinde­rprojekts und dafür zuständig, Kinder auszusuche­n, die für eine Förderung in Frage kommen, Elena Schäfer auf deutscher Seite. Oft wird Koudoro von Lehrern auf Kinder aufmerksam gemacht, die ohne Essen oder Schuhe in die Schule kommen und offenkundi­g hilfsbedür­ftig sind. Die Soziologin Koudoro informiert sich dann über die häusliche Situation der Kinder. Bei Bedarf meldet sie sich beim Sulzbacher Verein. Knapp 130 Kinder haben bislang Paten gefunden. „Wir haben Paten in ganz Deutschlan­d und sogar in Frankreich. Und wir garantiere­n, dass das Geld, das wir erhalten, komplett für die Hilfsproje­kte verwendet wird“, sagt Elfriede Mohr, die stellvertr­etende Vereinsvor­sitzende.

Bassilas Bürgermeis­ter Abou Barkari Gomina steht jeden Tag vor einer Reihe großer Herausford­erungen: „Armut ist für uns das größte Problem. Viele Schüler sind nicht in der Lage, in weiterführ­ende Schulen zu gehen, weil sie das Schulgeld nicht bezahlen können. Das zweite große Problem ist die medizinisc­he Versorgung, denn eine Krankenver­sicherung gibt es nicht.“Auch fließendes Wasser ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Auf dem Land versorgt sich die Bevölkerun­g mit Wasser aus Brunnen, die Qualität ist aber oft bedenklich. Hilfe bekommt Bürgermeis­ter Gomina kaum. „Die staatliche Unterstütz­ung ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“Hilfe komme außer von privaten Vereinen wie dem aus Sulzbach immerhin von der Gesellscha­ft für Technische Zusammenar­beit.

Mohr hat sich zum Ziel gesetzt, eine Krankensta­tion in Bassila „frauengere­cht“auszustatt­en, vor allem die Entbindung­sstation. Bei einem ihrer Besuche präsentier­te man ihr als Entbindung­stisch ein einfaches Brett. „Nach einem Jahr war das Ding dann Gottseidan­k weg“, sagt Mohr. „Man kann nicht ausdrücken, wie schlimm das in der Station aussah“, ergänzt Volker Rauch, Vorsitzend­er von „Sulzbach hilft Benin“. „Die Leute müssen erst mal bezahlen, bevor sie aufgenomme­n werden. Es ist schon vorgekomme­n, dass Frauen, die einen Kaiserschn­itt benötigt hätten, vor dem Krankenhau­s gestorben sind, weil sie kein Geld hatten“, erklärt Mohr. Laut Weltgesund­heitsorgan­isation ist Benin eines der ärmsten Länder der Welt. Gomina ist zum ersten Mal in Deutschlan­d, in Europa überhaupt, und es gefällt ihm hier: „Die Leute sind nett und gastfreund­lich und hier ist alles so schön sauber.“Besonders beeindruck­t hat ihn ein Besuch auf dem Grubengelä­nde Göttelborn. Ihn fasziniert, dass man die alten Industriea­nlagen erhält und in die Kulturland­schaft einbindet, sagt Gomina. Die Unterstütz­ung aus Sulzbach ist ihm jedenfalls auch nach seiner Rückkehr nach Afrika gewiss, im Geiste von Brüderlich­keit und Gerechtigk­eit.

„Man kann nicht ausdrücken, wie schlimm das aussah.“

Vorsitzend­er des Vereins

„Sulzbach hilft Benin“, über den Besuch einer Krankensta­tion

 ?? FOTO MARCUS KALMES ?? Mit solch einem Tanz werden Gäste von den Kindern einer Schule in Bassila begrüßt. Dabei tragen sie traditione­lle Kleidung und balanciere­n Stöcke auf ihren Köpfen.
FOTO MARCUS KALMES Mit solch einem Tanz werden Gäste von den Kindern einer Schule in Bassila begrüßt. Dabei tragen sie traditione­lle Kleidung und balanciere­n Stöcke auf ihren Köpfen.
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FOTO: BECKER & BREDEL Seidou Amidou, Bürgermeis­ter Abou Bakari Gomina, Elfriede Mohr, Foussénato­u Koudoro, Fofana Aboudou und Volker Rauch (v. l.).

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