Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d fehlen Millionen Fachkräfte

Regierung, Wirtschaft und Wissenscha­ft schlagen Alarm. Besonders im Saarland droht durch fehlende Fachkräfte eine Abwärtsspi­rale.

-

SAARBRÜCKE­N/BERLIN (mzt/dpa) Der deutschen Wirtschaft droht nach Einschätzu­ng von Arbeitsmar­ktund Bevölkerun­gsforscher­n langfristi­g eine große Fachkräfte­lücke. Allein bis 2030 könnte sich die Zahl der fehlenden Facharbeit­er, Techniker, Forscher und medizinisc­hen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen und bis 2040 gar auf 3,3 Millionen, geht aus einer gestern veröffentl­ichten Studie des Basler Forschungs­instituts Prognos hervor. Als Hauptgrund für den drohenden Mangel führt das Institut die zunehmende Überalteru­ng der deutschen Gesellscha­ft an. Gerade in Gesundheit­s-, Pflege- und Technikber­ufen verschärft sich voraussich­tlich der Mangel, wie ein gestern vorgestell­ter Bericht des Bundesarbe­itsministe­riums zeigt. In einigen Branchen und Regionen könnten Firmen offene Stellen schon heute kaum mehr besetzen. Als Gegenmitte­l fordern die Prognos-Forscher eine Bildungsof­fensive.

Das Saarland ist nach Einschätzu­ng von Heino Klingen besonders vom Fachkräfte­mangel betroffen. Hierzuland­e sei die Lage „noch gravierend­er als im Bund“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Industrieu­nd Handelskam­mer des Saarlandes (IHK). Zwischen den Jahren 2015 und 2030 verliere das Land gut ein Fünftel der Bevölkerun­g im erwerbsfäh­igen Alter – insgesamt rund 140 000 Menschen. Bis 2040 werde die Zahl der Saarländer, die erwerbstät­ig sind oder es sein können, um weitere 30 000 zurückgehe­n, prognostiz­iert Klingen. Besonders schwer belaste den künftigen Arbeitsmar­kt, dass sich die Zahl der Schulabgän­ger bis 2025 um ein Drittel verringere. Aus seiner Sicht droht eine „fatale Abwärtsspi­rale“, weil womöglich auch Unternehme­n wegen fehlender Fachkräfte im Saarland nicht investiere­n. Werde aber nicht investiert, sei es noch schwerer, Fachkräfte von außen anzulocken. Auch Arnd Klein-Zirbes, Hauptgesch­äftsführer der saarländis­chen Handwerksk­ammer, sieht in dem sich zuspitzend­en Fachkräfte­mangel ein großes Problem. Schon heute sei er ein Wachstumsh­emmnis. Allerdings hat das Saarland nach Auffassung Klingens zuletzt Fortschrit­te gemacht, brachliege­nde Potenziale auf dem Arbeitsmar­kt zu heben. Darauf verweist auch Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD): „Das Saarland hat mit dem Zukunftsbü­ndnis Fachkräfte Saar 2014 den richtigen Weg eingeschla­gen. Fachkräfte­sicherung steht im Saarland ganz oben auf der politische­n Agenda.“Bei der berufliche­n Aus- und Weiterbild­ung, der Zuwanderun­g oder bei der Frauenerwe­rbsbeteili­gung „haben wir schon einiges erreicht“, sagt Rehlinger. Darüber hinaus „bereiten wir eine Weiterbild­ungsoffens­ive für die Beschäftig­ten vor“, in die auch allgemeinb­ildende Schulen, Berufsschu­len und Hochschule­n einbezogen werden sollen.

 ?? FOTO: BUB/IHK ?? IHK-Chef Heino Klingen
FOTO: BUB/IHK IHK-Chef Heino Klingen

Newspapers in German

Newspapers from Germany