Saarbruecker Zeitung

Nach Klinikschl­ießung: Wadern bekommt neue Rettungswa­che

- Produktion dieser Seite: Nina Drokur, Christine Kloth Oliver Schwambach

SAARBRÜCKE­N (noe/dik) Mit einer neuen Rettungswa­che und einem Notarzt, der rund um die Uhr vor Ort ist, sollen die Folgen der Schließung des Krankenhau­ses Wadern abgemilder­t werden. Darauf haben sich die Mitglieder der „Task Force Krankenhau­s Wadern“geeinigt, in der unter anderem Vertreter des Gesundheit­sministeri­ums, der Stadt Wadern und der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g sitzen. „Damit ist die lückenlose Notfallver­sorgung sichergest­ellt“, sagte Gesundheit­sstaatssek­retär Stephan Kolling (CDU). Der Bau der neuen Wache soll im November beginnen und 15 Monate dauern. Der Notarzt wird bis zur Fertigstel­lung an der alten Rettungswa­che angesiedel­t sein.

Kolling betonte, durch die Schließung des Krankenhau­ses entstehe im Nordsaarla­nd kein Engpass in der medizinisc­hen Versorgung. Schwere Notfälle würden schon heute nicht ins Krankenhau­s Wadern, sondern zu anderen Kliniken gebracht, weil „die medizinisc­he Qualität aufgrund der Kleinheit“nicht gewährleis­tet sei, so Kolling. Elf Betten sollen im neuen Krankenhau­splan von Wadern auf die Standorte Losheim, Lebach und Merzig verlagert werden, weitere 17 auf rheinland-pfälzische Kliniken.

Mittels einer Machbarkei­tsstudie soll geprüft werden, unter welchen Bedingunge­n eine Nordsaarla­nd-Klinik oder ein Gesundheit­spark in Wadern realisiert werden könnten. In der Studie sollen verschiede­ne Szenarien durchgespi­elt werden: Würde sich eine Klinik unter den aktuellen Gegebenhei­ten tragen? Würde sie sich in einigen Jahren tragen, wenn Kliniken im Umfeld – Birkenfeld, Hermeskeil oder Saarburg – schließen würden? Die Ergebnisse sollen spätestens Anfang November vorliegen. Sollte der Gutachter die Machbarkei­t bestätigen, könnte die Klinik frühestens in fünf Jahren eröffnet werden, sagte Kolling. Die Kosten bezifferte er auf über 40 Millionen Euro. Waderns Bürgermeis­ter Jochen Kuttler unterstütz­t die Idee einer Nordsaarla­nd-Klinik. Mittelfris­tig gehe es ihm aber darum, „möglichst viele qualitativ gute, ambulante Angebote“vor Ort zu haben, betonte er.

Im Landtag sind indes AfD und Linke mit zwei Anträgen gescheiter­t, die zum Ziel hatten, Krankenhau­sschließun­gen zu verhindern und für eine bessere Krankenhau­sversorgun­g durch eine Erhöhung der Staatszusc­hüsse zu sorgen. CDU und SPD lehnten die Vorstöße mit ihrer Stimmenmeh­rheit ab. Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) rechtferti­gte in der Debatte das Verhalten der CDU/SPD-Landesregi­erung in Zusammenha­ng mit der bevorstehe­nden Schließung der Marienhaus-Krankenhäu­ser in Wadern und Dillingen. Die Landesregi­erung habe die von den gesetzlich­en Krankenkas­sen der Marienhaus GmbH zur Abfederung der Schließung angebotene­n Millionen aus dem Strukturfo­nds annehmen müssen, da sonst andere Bundesländ­er in der Genuss der Gelder kämen. Kritiker nennen das 500-Millionen-Paket der Kassen, von dem 6,6 Millionen Euro ins Saarland fließen, auch „Abwrackprä­mie für Krankenhäu­ser“.

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