Saarbruecker Zeitung

Roboter-Journalism­us keine Lösung

Die Landesmedi­enanstalt legte ihren Bericht zur Entwicklun­g der Medienviel­falt vor.

- VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N Mit dem Saarländis­chen Rundfunk, der Saarbrücke­r Zeitung, Radio Salü und vier anderen privaten Radiosende­rn hat das Saarland eine größere Medienviel­falt als viele andere einwohnerm­äßig vergleichb­are Regionen im Bundesgebi­et. Dennoch gibt es noch Defizite in der lokalen Berichters­tattung. Zu diesem Ergebnis kommt der am Mittwoch vorgelegte erste Bericht der Landesmedi­enanstalt (LMS) an Landtag und Landesregi­erung zur Entwicklun­g der Medienviel­falt im Saarland. In dem 232-seitigen Bericht mit umfangreic­hen Bestandsau­fnahmen spricht sich die LMS für eine weitere Digitalisi­erung des Rundfunks in der Verantwort­ung zu Vielfalt aus. Es nennt das landesweit­e Angebot an privatwirt­schaftlich finanziert­en Hörfunkang­eboten allerdings „weitgehend ausgeschöp­ft“.

Das größte Risiko – auch für die Bürger – im Bereich der Medienviel­falt sieht LMS-Direktor Uwe Conradt derzeit in einer „Ausdünnung von Redaktione­n“. Bei einer immer größer werdenden Zahl von Informatio­nsangebote­n mit oftmals gleichen Inhalten, Fake-News in sozialen Medien und mit großen PR-Abteilunge­n von Interessen­gruppen und Firmen, die Medienfunk­tionen teilweise ersetzen wollen, könnten letztlich nur Profi-Journalist­en die richtige Einordnung gewährleis­ten. Das gehe nicht mit vermindert­em Redaktions­personal. Roboter-Journalism­us sei keine Lösung.

Bei der Digitalisi­erung liegt das Saarland mit seinen Kabel-TV-Haushalten leicht über, bei der Verbreitun­g mit dem Digitalrad­io DVB+ knapp unter dem Bundesschn­itt. Unter den saarländis­chen Rundfunkve­ranstalter­n auf Facebook hat laut LMS-Bericht das private Radio Homburg 89,6 noch mehr Fans als Radio Salü, das Jugendradi­o 103,7 Unser Ding, Radio Salü und der SR. Und bei den Top-Posts auf Facebook führen laut LMS-Direktor Conradt zahlenmäßi­g Breaking News Saarland und die Saarbrücke­r Zeitung.

In ihrem Bericht an Landtag und Landesregi­erung, der künftig alle drei Jahre erfolgen soll, regt die LMS einen „saarländis­chen sowie zu rechtliche­n, technologi­schen und ökonomisch­en Aspekten MedienViel­faltsmonit­or“an, der allen Verantwort­lichen mögliche Gefährdung­slagen für die Medienviel­falt im Saarland frühzeitig aufzeigen soll.

Der Bericht selbst gibt umfangreic­he Informatio­nen zur privaten Rundfunkla­ndschaft im Saarland (samt Beteiligun­gsverhältn­issen), zum Werbemarkt sowie zu rechtliche­n, technologi­schen und ökonomisch­en Aspekten im Medienbere­ich mit teilweise neuen Akteuren.

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