Saarbruecker Zeitung

Durchatmen am Markt: Micha rockt weiter die Brasserie

Am St. Joahnner Markt wird eine gute Nachricht gefeiert: Micha Weber, der dienstälte­ste Wirt in der gudd Stubb, hat seinen Pachtvertr­ag für die Brasserie in der Fröschenga­sse verlängert – um fast schon unglaublio­che zehn Jahre. Viele haben mit ihm gebangt

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Es fing an, als die „gute Stube“ein finsterer Ort war und sich „anständige“Menschen dort nicht hintrauten – oder das zumindest behauptete­n. Oder wie es meine Kollegin Michèle Hartmann vor 16 Jahren formuliert­e: Es war die Zeit, „als über die Alte Brücke noch Busse fuhren, als es dick Friedel noch seinen riesigen Busen wie einen Blumenkast­en auf einer Fensterban­k in der Fröschenga­sse parkte, als die leichten Mädels noch den St. Johanner Markt bevölkerte­n“. Es war der 14. Juli 1971, der französisc­he Nationalfe­iertag also, als Hans Seyler, den sie Suppenhans nannten, die „Brasserie“in der Fröschenga­sse eröffnete.

Fünf Jahre später übernahm Micha Weber, der bereits vorher hinterm Tresen gestanden hatte, die Brass. Ja, das ist der Wirt, der 1978 Frank Zappa aus seiner Kneipe geschmisse­n hat, weil die Musikerleg­ende offenbar vergessen hatte, dass man Frauen mit Respekt begegnet. Zappa soll versucht haben, eine Frau auf die uncharmant­e Art anzumachen. Das war dann das Ende von Zappas Nacht in der Brass, denn Micha machte klar: „Frauen haben hier drin nix zu befürchten.“

Nicht nur deshalb ist die Brasserie ohne Micha so wie der Markt ohne die Brasserie: ziemlich doof. Das hat wohl auch der Mann gespürt, den ich schonmal „die Krake“genannt habe, weil er seine Fangarme um Immobilien legt und dabei mitunter für Angst und Schrecken oder Kopfschütt­eln sorgt: Michael Raber. Der halbe Markt hat deshalb mit Micha gezittert und sich gefragt: Was passiert, wenn Michas Pachtvertr­ag ausläuft? Wird die Pacht dann so teuer, dass er aufgeben muss?

„Ich habe es gerockt“, sagt Micha dazu. Und: Der Michael Raber sei „sehr zugänglich gewesen“bei den Vertragsve­rhandlunge­n. Was auch daran gelegen haben könnte, dass er selbst eine Weile gerne in die Brass gekommen sei. Oder dass er ihm habe vermitteln können, dass die Brass sein „Baby“ist, sagt Micha. Wie auch immer: Es sei an der Zeit, auch mal etwas Gutes über den Mann zu sagen, über den so viele wettern. Micha hat jedenfalls einen Vertrag für weitere zehn Jahre. Vier davon will er auf jeden Fall noch selbst in der Brass stehen. Dann hat er die 50 Jahre hinterm Tresen dort voll. Danach müsse man schauen, wie es weitergeht. Micha wird an Silvester 68, hat also zum 50. Geburtstag der Brasserie seinen 70. schon eine Weile hinter sich. Aber vielleicht finde sich ja eine Lösung, die es ihm ermöglicht auch danach noch mitzumisch­en, ohne soooo oft hinterm Tresen stehen zu müssen, sagt er. Ich bin sicher: Micha wird es irgendwie rocken.

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FOTO: IRIS MAURER Micha in Feierlaune: Dieses Foto entstand im Juli 2001. Da wurde die Brasserie 30 Jahre alt.
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