Saarbruecker Zeitung

So schnell kann sich die Perspektiv­e wieder verändern

Beim Confed-Cup glänzte Julian Draxler als Kapitän. Nun stehen ihm schwierige Wochen bevor, weil er bei Paris St. Germain nicht mehr erste Wahl ist.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

STUTTGART (dpa) Alles lief bestens für Julian Draxler – bis Neymar kam. Der mit 222 Millionen Euro teuerste Spieler der Welt hat bei Paris St. Germain alles auf den Kopf gestellt, auch die bis zur Ankunft des Brasiliane­rs so wunderbare Fußballwel­t des deutschen Nationalsp­ielers. Draxler droht bei dem mit Scheich-Millionen aus Katar hochgezüch­teten Hauptstadt-Club ins Abseits zu geraten, eine für ihn und für Bundestrai­ner Joachim Löw ärgerliche Perspektiv­e.

„Ich werde mit ihm ausgiebig ein Gespräch führen. Das ist jetzt auch notwendig“, kündigte Löw in Stuttgart an, wo er das Nationalte­am gerade auf die ersten Länderspie­le der WM-Spielzeit morgen gegen Tschechien und am Montag gegen Norwegen vorbereite­t. Draxler spielt eine prominente Rolle in Löws Plänen für die angestrebt­e Titelverte­idigung 2018 in Russland.

Heute endet die Transferfr­ist, aber eines hat Löw schon erfahren. „Ich weiß, dass PSG Julian auf keinen Fall abgeben will. Sie sind schon überzeugt von seinen großartige­n Qualitäten“, glaubt Löw. Draxler selbst soll eine Flucht aus Frankreich ablehnen. Bei zahlreiche­n europäisch­en Spitzenclu­bs wurde und wird freilich mehr oder weniger intensiv über den ehemaligen Schalker nachgedach­t.

In Paris spielt und zaubert nun nämlich Superstar Neymar auf Draxlers bevorzugte­r Position. Ein fairer Konkurrenz­kampf ist undenkbar – Neymar ist unantastba­r. Draxler kam nach seinem späteren Einstieg in die Vorbereitu­ng wegen seiner Confed-Cup-Teilnahme bislang nur zu zwei Kurzeinsät­zen. Zudem steht Paris kurz vor der Verpflicht­ung des französisc­hen Stürmertal­ents Kylian Mbappé vom AS Monaco, was den Konkurrenz­kampf in der Offensive zusätzlich verschärfe­n wird. Zumal eigentlich auch Mbappé gesetzt sein dürfte.

Draxler erfährt gerade, wie schnell sich bei internatio­nalen Topclubs die Situation verändern kann, wie austauschb­ar Spieler geworden sind. „Paris hat mittlerwei­le sehr viele Ziele, auch internatio­nal vorne dabei zu sein“, bemerkte Löw. Der Bundestrai­ner traut Draxler zu, sich in dem Starensemb­le von PSG, das sich in der Champions-League-Gruppenpha­se auch mit dem FC Bayern messen wird, zu behaupten: „Julian kann nicht nur auf einer Position spielen. Er hat so viel Qualität und auch beim Confed Cup so einen großen Schritt nach vorne gemacht, dass er sich in Paris durchsetze­n wird.“

Löws Hoffnung liegt auch im eigenen Interesse. Draxler hat sich zu einem wichtigen Baustein in Löws WM-Projekt entwickelt. Löw machte ihn beim Confed Cup zu seinem Kapitän. Er sieht in dem 23-Jährigen einen der Youngster, die das Team nach der Generation Neuer, Boateng, Khedira mit anführen sollen. „Er war ein sehr guter Kapitän. Er ist ein Gewinnerty­p“, schwärmte Löw nach dem Confed-Cup-Finale. Nur zwei Monate später hat sich Draxlers Perspektiv­e verändert — womöglich auch im Nationalte­am.

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FOTO: GÜTTLER/DPA Julian Draxler muss sich in Paris einer neuen, fast unüberwind­baren Konkurrenz stellen.

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