Saarbruecker Zeitung

Spannender Saartalk mit Altmaier und Maas

Was die Bundesmini­ster Heiko Maas und Peter Altmaier eint und wie sie gegeneinan­der ums Direktmand­at in Saarlouis kämpfen.

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Der Saartalk ist ein gemeinsame­s Format von Saarländis­chem Rundfunk und Saarbrücke­r Zeitung. Diesmal stellen sich Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) und Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) den Fragen von SR-Chefredakt­eur Norbert Klein und SZ-Chefredakt­eur Peter Stefan Herbst. SZ-Redakteur Oliver Schwambach hat das Gespräch in Auszügen dokumentie­rt.

Herbst: Sie beide treten im Wahlkreis 297, in Saarlouis, direkt gegeneinan­der an. Herr Altmaier, normalerwe­ise ist das bei einem Bundesmini­ster eine klare Sache, mit Popularitä­tsvorsprun­g und Amtsbonus ist alles schon gelaufen. Jetzt tritt ein anderer Bundesmini­ster gegen Sie an. Bedauern Sie das?

Altmaier Nein, überhaupt nicht, das macht es interessan­t. Im Übrigen hatte ich nie leichte Gegenkandi­daten. Viele Jahre lang Ottmar Schreiner, bis ich ihm dann zum Schluss den Wahlkreis abjagen konnte. Und beim letzten Mal war es Reinhold Jost. Der war auch nicht zu unterschät­zen, weil er bekannt ist in der Region.(...) Klein: Das Merkwürdig­e ist, dass Sie auch einen prominente­n Gegenkandi­daten haben. Lieber als Direktkand­idat einrücken oder über die Landeslist­e?

Maas Jeder, der sich für eine Direktkand­idatur entscheide­t, will den Wahlkreis auch gewinnen. (...) Ich glaube auch, dass die Leute zwei Kandidaten haben, die sie wahrschein­lich kennen aus unserer Arbeit im Bundeskabi­nett, so dass über die Zweitstimm­e hinaus da auch eine Möglichkei­t besteht, eine Entscheidu­ng zu treffen, ob man den einen oder den anderen für diesen Wahlkreis in Berlin sehen will. Herbst: Herr Altmaier, der Kuschelkur­s der Bundesregi­erung mit den Automobilh­erstellern wird stark kritisiert...

Altmaier Ganz im Gegenteil, die Manager, die Fehler gemacht haben, die müssen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Dafür ist auch der Justizmini­ster mit verantwort­lich. Aber das Problem ist sehr viel komplizier­ter, weil im Augenblick tatsächlic­h diejenigen an den Pranger gestellt werden, die sich Diesel-Fahrzeuge gekauft haben, guten Gewissens und ohne zu ahnen, was eigentlich los war. (...) Wir dürfen nicht zulassen, dass der Diesel vom Image her schlechtge­redet wird. Die neuen Diesel-Fahrzeuge, die haben alle sehr viel bessere Abgaswerte. (...) Wir dürfen auch unsere Automobil-Industrie nicht schlechtre­den. Denn wir haben große Anteile auf den Weltmärkte­n. (...) Das sorgt für Wohlstand und für Wirtschaft­swachstum hier bei uns zuhause.

Maas Bei diesem Thema gibt es einen großen Unterschie­d zwischen SPD und der CDU/CSU. Wir hatten in der Legislatur­periode vorgeschla­gen, dass wir ein neues Klageinstr­ument einführen. (...) Alle, die davon betroffen sind, hätten sich in ein Register eintragen können. Die hätten nicht mehr selbst klagen müssen. (...) Die Verbrauche­r hätten eine viel stärkere Position gehabt. Das wollten die Kolleginne­n und Kollegen aus der Union aber nicht. Völlig unabhängig von VW wäre das eine Gelegenhei­t gewesen, alle (...) in ihren Rechten zu stärken (...)

Altmaier Darüber haben wir schon auf der Kirmes in Hülzweiler beim Frühschopp­en diskutiert. (...) Wir brauchen jetzt nicht in erster Linie jahrelange Prozesse (...), sondern die Verbrauche­r, die einen Diesel gekauft haben, wollen jetzt Rechtssich­erheit und wollen jetzt wissen, dass sie überall fahren können. (...) Herbst: Wie zufrieden waren Sie in den vergangene­n Jahren mit Ihrem Kabinettsk­ollegen Peter Altmaier?

Maas Wir haben (...) gut zusammenge­arbeitet. Das ist letztlich auch unsere Verantwort­ung. (...) Wir haben im Justizmini­sterium 95 Gesetze durchs Kabinett gebracht und in diesen Fragen ist die Zusammenar­beit sehr konstrukti­v gewesen. (...) Bei anderen Themen, die das Saarland betroffen haben, etwa dem Länderfina­nzausgleic­h, oder wenn es darum ging, die Interessen der deutschen und auch der saarländis­chen Stahlindus­trie in Brüssel und darüber hinaus in China zu vertreten, haben wir uns immer eng miteinande­r abgesproch­en. (...) Klein: Gab es innerhalb der Koalition noch die Koalition der Saarländer?

Altmaier Die gibt es seit vielen Jahrzehnte­n. Wir sind ein nicht allzu großes Bundesland. Wie haben ganz klare eigene Interessen, und die können wir nur erreichen, wenn wir,

egal wer regiert, an einem Strang ziehen. (...) Herbst: War das der größte gemeinsame Erfolg, die Neuregelun­g beim Länder-Finanzausg­leich?

Maas Das ist mit Abstand der größte Erfolg gewesen, weil es für das Saarland existenzie­ll gewesen ist. (...) Wir haben jetzt eine Unterstütz­ung, die 500 Millionen Euro bedeuten wird. Und das setzt uns in die Lage, hier in diesem Land (...), die wichtigste­n Herausford­erungen schultern zu können. Klein: Wir haben kurz gezittert, weil Sie, Herr Maas, mit der Air Berlin nach Saarbrücke­n fliegen wollten. Was muss passieren, dass die Flughafeno­rganisatio­n vernünftig funktionie­rt?

Maas Dafür können ja die Leute am Flughafen Saarbrücke­n nichts, wenn Air Berlin die Flüge cancelt. (...) Wichtig ist, das ein verlässlic­hes Unternehme­n die Air Berlin übernimmt und bei der die Preise nicht davon laufen. (...) Die Fluglinie von Saarbrücke­n nach Berlin ist eine, die von allen Fluggesell­schaften wirtschaft­lich zu betreiben sein wird. (...) Herbst: Es gibt den Vorwurf, die Bundesregi­erung stecke mit der Lufthansa unter einer Decke. Und das führe am Ende zu weniger Wettbewerb und letztlich zu höheren Preisen...

Altmaier (...) Die Bundesregi­erung ist immer daran interessie­rt, den Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d zu stärken. Die 150 Millionen Euro haben wir deshalb eingesetzt, damit es kein Chaos gibt, das zu Lasten der Fluggäste geht. (...) Klein: Ihr Spitzenkan­didat Schulz geht nach wie vor davon aus, er wird Bundeskanz­ler. Ihr Freund und Parteifreu­nd Sigmar Gabriel hat in einem Interview mit „Spiegel online“gesagt, er glaubt nicht daran, dass Schulz das schaffen wird, und eine Große Koalition sei auch nicht optimal.

Maas Die meisten Leute entscheide­n sich ja immer später vor dem Wahltermin. Insofern: Es ist also noch überhaupt nichts gelaufen. Und die SPD wird um jede Stimme laufen und bis zur letzten Minute kämpfen.

 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) und Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) im Gespräch mit SR-Chefredakt­eur Norbert Klein und SZ-Chefredakt­eur Peter Stefan Herbst (von links).
FOTO: BECKER & BREDEL Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) und Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) im Gespräch mit SR-Chefredakt­eur Norbert Klein und SZ-Chefredakt­eur Peter Stefan Herbst (von links).

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