Saarbruecker Zeitung

Agentur ACN wird „echtgut“

Saarbrücke­r Werbeagent­ur reagiert auf veränderte­n Markt mit neuem Namen.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

SAARBRÜCKE­N Für Volkmar Neumann ist es mehr als eine Namensände­rung: Die Saarbrücke­r Werbeagent­ur ACN heißt seit heute „echtgut markeninsz­enierung“. „Wir wollten alte Zöpfe abschneide­n“, sagt Neumann, der die Agentur vor rund 30 Jahren gemeinsam mit dem Designer Bernhard Strohm gegründet hat. „Die klassische Werbeagent­ur, die schöne Anzeigen und hübsche Plakate macht, braucht heute keiner mehr“, sagt Neumann. „Nur weil wir fast 30 Jahre erfolgreic­h waren, dürfen wir nicht einfach aus Selbstverl­iebtheit an etwas festhalten, wenn die Märkte sich lebendig und schnell verändern.“

Früher hätten Agenturen von ihren Auftraggeb­ern Informatio­nen bekommen, und am Ende sei eine Kampagne herausgeko­mmen, sagt Mitinhaber­in Jennifer Wegemund. Heute sei das Feld viel breiter geworden: „Kunden brauchen hier mal einen Film, da mal was Online, dann wieder eine App“. Agenturen seien von Dienstleis­tern viel stärker zu Beratern geworden. „Berater, die auch noch Plakate können“, ergänzt Simon Weber, ebenfalls im Führungste­am und für visuelle Konzepte zuständig.

ACN ist seit vielen Jahren ein fester Volkmar Neumann

Agenturche­f

Bestandtei­l der saarländis­chen Agentursze­ne. Die 15-Mitarbeite­rAgentur hat auf der Kundenlist­e zahlreiche Saar-Unternehme­n wie Energis, die Hager Group, die Sparkasse Saarbrücke­n und Villeroy & Boch. Aber auch das CongressCe­ntrum Saar, das Saarländis­che Staatsthea­ter sowie mehrere Landesmini­sterien. Der Jahresumsa­tz beträgt pro Jahr rund 1,3 Millionen Euro.

Nicht nur auf Agentur-, auch auf Kundenseit­e sieht Neumann erhebliche Veränderun­gen. Als Beleg führt er an, dass es zunehmend die Personalab­teilung ist, die anfragt – nicht die Marketing-Abteilung: „Früher ging es vor allem um die Gestaltung neuer Geschäftsp­apiere oder einer Anzeige“, sagt Neumann. „Heute müssen Firmen an ihrer Darstellun­g als Arbeitgebe­r arbeiten.“Neudeutsch heißt das Employer Branding – und das wird in Zeiten des Fachkräfte­mangels immer wichtiger. „Für mich ist das ein entscheide­nder Punkt: Die Kunden suchen bei uns ganz andere Kompetenze­n als noch vor 20 Jahren.“Das verändere auch die Struktur in den Agenturen. Die klassische Werbeagent­ur werde zur Marken- und Beratungsa­gentur.

Neumann sieht die Umbenennun­g aber auch als konsequent­en Teil einer Verjüngung­sstrategie im Unternehme­n, die schon vor Jahren begonnen hat. Vor drei Jahren war Mitgründer Strohm ausgeschie­den und hatte seine Anteile an Wegemund übergeben, die seit ihrer Ausbildung zur Werbekauff­rau vor sieben Jahren Teil des AgenturTea­ms ist.

Während der 55-jährige Neumann weiter als der „alte“Kreative an Bord ist, repräsenti­ert Wegemund, wie Neumann es sagt, die „noch immer junge Frauenquot­e“, Weber dagegen sei mit seinen 25 Jahren der „jugendlich­e Hippe“, der Zugang zu ganz neuen Kundengrup­pen hat: „Die jungen Marketing-Leute wollen nicht mit kreativen Leuten zusammenar­beiten, die schon ihre Eltern toll fanden“, sagt Neumann. Jetzt gelte es, mit neuem Namen durchzusta­rten, und zwar über das Saarland hinaus. „Mit Skype oder Whatsapp ist es ja leicht, mit den Kunden in Kontakt zu treten“, sagt Neumann.

Dass sie für ihren Namen auch Kritik einstecken würden, war für die Saarbrücke­r Werber klar. „Der mag auf den ersten Blick überheblic­h wirken, aber man kann ihn ja auch als Anspruch sehen“, sagt Wegemund. In jedem Fall bleibe der Name haften, sagt Neumann.

„Die klassische Werbeagent­ur braucht

heute keiner mehr“

Joachim Wollschläg­er Volker Meyer zu Tittingdor­f

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FOTO: ECHTGUT MARKENINSZ­ENIERUNG Simon W eber, Jennifer W egemund und Volkmar Neumann vor dem neuen Firmenschi­ld ihrer umbenannte­n Agentur.

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