Saarbruecker Zeitung

Mallorca bittet doppelt zur Kasse

2016 wurde auf den Balearen eine Touristens­teuer eingeführt, nun legt die Regierung nach. Die Urlauber stört es nicht.

- VON CAROLA FRENTZEN

PALMA (dpa) Ausgebucht­e Hotels aller Kategorien, volle Strände und Restaurant­s, buntes Treiben am Ballermann: Die im Juli vergangene­n Jahres eingeführt­e – und vor allem bei Hoteliers umstritten­e – Urlauberst­euer auf Mallorca und den anderen Balearenin­seln hat dem Besucherzu­strom keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die zunehmende „Tourismusp­hobie“der Mallorquin­er eben wegen dieses Massenandr­angs war eines der Schlagwort­e dieses Sommers. Jetzt hat die linke Regierungs­koalition der Inselgrupp­e noch einmal nachgelegt – und die „Ecotasa“, also die „Ökotaxe“, ab 2018 kurz entschloss­en verdoppelt. Lehnt sie sich damit nun zu weit aus dem Fenster?

Während die Kritiker auf die Barrikaden gehen, bleiben die Politiker standhaft: Die Steuer sei extrem wichtig, um den durch den Tourismus verursacht­en Umweltschä­den entgegenzu­wirken, lautet ihr Hauptargum­ent. Der Großteil der erwarteten Einnahmen in Höhe von 120 Millionen Euro soll deshalb in nachhaltig­e Projekte fließen, um das natürliche und historisch­e Erbe der Inseln zu schützen. „Die Einnahmen des ersten halben Jahres (Juli bis Dezember 2016) von 30 Millionen Euro haben bereits die Finanzieru­ng von insgesamt 46 Projekten ermöglicht“, sagte Tourismusm­inister Biel Barceló.

Je nach Qualität der Unterkunft müssen Gäste ab kommendem Jahr pro Tag und Person zwischen einem und vier Euro zahlen, in der Nebensaiso­n wird die Abgabe, wie bisher, halbiert. „Kinder unter 16 Jahren sind nach wie vor von der Zahlung der Steuer ausgenomme­n“, so Barceló. Dafür werden Kreuzfahrt­touristen künftig zur Kasse gebeten, unabhängig von der Dauer, die sie im Hafen verbringen.

Die Sonnenanbe­ter am Strand von Palma nehmen die Ankündigun­g dieser Mehrkosten zunächst einmal gelassen. „Es gibt keine Steuer auf dieser Welt, die mich davon abhalten würde, nach Mallorca zu kommen. Dafür liebe ich die Insel zu sehr“, sagt die Britin Zoey. Auch Herbert aus dem Burgenland zeigt Verständni­s. „Ich finde es ganz normal, dass es hier eine Touristens­teuer gibt – in Österreich und Deutschlan­d gibt es das ja auch, etwa die Kurtaxe“, sagt er.

Die positiven Kommentare scheinen dem Tourismusm­inisterium Recht zu geben. Es seien „keine negativen Folgen für die Wirtschaft der Inseln“, zu spüren gewesen, versichert­e Barceló vor Journalist­en. „Die Abgabe hat sich weder auf die Beschäftig­ungszahlen des Sektors noch auf die durchschni­ttlichen Ausgaben der Touristen negativ ausgewirkt,

„Es gibt keine Steuer auf dieser Welt, die mich davon abhalten würde, nach Mallorca zu kommen.“

Zoey

Britische Urlauberin

ganz im Gegenteil.“

Nach einer jüngsten Erhebung des spanischen Statistika­mts hat der Ansturm auf die Inseln 2017 tatsächlic­h alle Rekorde gebrochen – trotz der „Ecotasa“. Zwischen Januar bis Juli reisten demnach 7,9 Millionen auswärtige Besucher nach Mallorca, Ibiza, Menorca oder Formentera. Das sind stolze 7,5 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Allein im Juli landeten 2,5 Millionen Ausländer. Den Hauptantei­l stellten mit 29 Prozent die Deutschen, dicht gefolgt von den Briten. Hoteliers und Reiseveran­stalter sind dennoch entsetzt. Sie warnen, die Steuer werde viele Touristen dazu bewegen, sich künftig für andere Ziele am Mittelmeer zu entscheide­n.

Übrigens ist es nicht das erste Mal, dass sich die Balearen an eine Touristena­bgabe trauen. Zwischen 2001 und 2003 ging der Schuss aber gewaltig nach hinten los: Zwar waren damals 160 Millionen Euro in die Insel-Kassen geflossen – unterm Strich blieb aber wegen eines starken Einbruchs der Buchungen ein großes Minus. Die Steuer wurde schnell wieder abgeschaff­t.

Dieses Mal scheint – zumindest bis jetzt – die Liebe der meisten Urlauber zu den Inseln alle finanziell­en Bedenken zu zerstreuen. Die Österreich­erin Irmgard bringt die allgemeine Stimmungsl­age auf den Punkt: „Wenn es nun sehr viel teurer wird, spart man eben an anderer Stelle“, sagt sie. „Aber deswegen werden wir nicht auf Mallorca verzichtet.“

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FOTO: JENS KALAENE/DPA Strandlebe­n auf Mallorca – hier an der Playa de Palma in S‘Arenal.

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