Schwedens sagenumwobene Metropole
Auf 14 Inseln ist Stockholm verteilt. Die maritime Geschichte der schwedischen Hauptstadt ist an vielen Punkten lebendig.
STOCKHOLM Am Pier des Fähranlegers Slussen hat es sich eine Handvoll Leute auf der Kaimauer gemütlich gemacht und beobachtet das Kommen und Gehen der Schiffe. In der Nase den Duft des Meeres, der ihnen eine sanfte Brise entgegenweht. In ihrem Rücken beschließen die historischen Fassaden an der Skeppsbron das maritime Bild der Wasserfront und führen über etliche schmale Wege zwischen den Häusern hindurch in eine gänzlich andere Welt – in die von Gamla Stan, der Altstadt Stockholms.
Zwischen dem See Mälaren und der Ostsee sind die Stadtviertel von Schwedens eleganter Kapitale auf 14 Inseln verteilt. Eine von ihnen ist Stadsholmen, auf der die Fundamente des historischen Stadtzentrums ruhen. In diesem mittelalterlichem Straßengeflecht bildet der Stortorget einen zentralen Punkt. Längst nicht jeder, der seinen Weg durch Gamla Stan hier für eine Pause unterbricht, kennt die grausige Vergangenheit dieses ältesten Platzes der Stadt, auf dem vor knapp 500 Jahren Dänenkönig Christian II., gerade erst zum Monarchen gekrönt, 82 Adligen des Landes die Köpfe abschlagen ließ, um mögliche Gegner der Monarchie loszuwerden. Heute erweist sich der Schauplatz des Stockholmer Blutbades als ebenso malerisch wie die engen Gassen seiner Nachbarschaft, die von hochgewachsenen Häusern in verwaschenen Erdtönen umschlossen werden.
Irgendwie scheint in diesem Netz verwinkelter Straßen alles miteinander verwoben. Und so bieten sich den Besuchern auch zig Möglichkeiten, zum Königlichen Schloss zu kommen, das sich im Gewand des italienischen Barocks präsentiert, zur Domkirche nebenan oder zurück an die östliche Wasserkante Gamla Stans. Am Fähranleger Slussen warten die Passagiere auf eines der Schiffe, die sie in regelmäßigem Takt zur innerstädtischen Insel Djurgården bringen.
Djurgården heißt auf Deutsch Tiergarten. Ein passender Name für das weitläufige Gebiet, das im 18. Jahrhundert königliches Jagdrevier war und heute als Ausflugsziel in der Gunst der Stockholmer ganz oben rangiert. Die Fahrt dauert nur sechs Minuten. Zu kurz, um die ganze Schönheit Stockholms zu offenbaren, aber lange genug, um zu zeigen, welche Bedeutung das Wasser für die nordische Metropole hat. Immerhin macht es ein Drittel des Stadtgebiets aus.
Auf Djurgården angekommen, folgt dann schnell eine touristische Attraktion auf die nächste: der in die Jahre gekommene Freizeitpark Gröna Lunds Tivoli, das weltälteste Freilichtmuseum Skansen, die Märchenwelt von Junibacken, das ABBA-Museum, das amüsant die Erfolgsstory von Schwedens legendärer Popgruppe erzählt. Und natürlich das Vasa Museum, das im Halbdunkel einer eigens entworfenen Halle mit dem 69 Meter langen Kriegsschiff Vasa, dem ganzen Stolz des schwedischen Königs Gustav Adolf, einen einzigartigen Kunstschatz ausstellt.
Unweit des Vasa Museums verlässt die Djurgårdsbron, eine der 57 Brücken der Stadt, die Insel und setzt Reisende am Strandvägen und damit an Stockholms feinster Adresse wieder ab. Immer am Wasser entlang, folgt der lange Boulevard dem Saum des Stadtviertels Östermalm Richtung Zentrum. Die Promeniermeile endet am Platz Nybroplan, vor dem Ausflugsschiffe, die zu Stadtrundfahrten und Schärentouren aufbrechen, ankern.
Von hier legen auch die Boote zur Inselgruppe der Fjäderholmarna ab, die den Anfang des Stockholmer Schärengartens markiert, welcher sich direkt vor den Toren der Hauptstadt 80 Kilometer weit in die Ostsee erstreckt. Eine labyrinthische Welt aus Wasser und Land, letzteres geformt zu 30 000 großen und winzig kleinen, zu üppig grünenden und kahlen Eilanden.