Saarbruecker Zeitung

Das Saarland hat eine neue Hotel-Liga

Immer mehr Hoteliers im Saarland setzen auf Luxus. Das Flaggschif­f dürfte die neue „Seezeitlod­ge“am Bostalsee sein.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

NOHFELDEN Sie heißen „Bergwiesen­glück“oder tragen kostbare Begriffe wie „Chalet“im Namen, und ihre Standorte klingen nach ganz großem Urlaubskin­o: Malediven, Bali und – Saarland. Ja, so ist das seit geraumer Zeit. Drei Hotels werben hier unter dem exklusiven Label „Hideaway Hotels“für sich: Victors Hotel Schloss Berg in Perl, das Saarlouise­r Designhote­l „La Maison“und die „Seezeitlod­ge“in Gonnesweil­er am Bostalsee. Das neue Naturresso­rt der Vier-Sterne-Plus-Premiumkla­sse macht bereits seit seinem Pre-Opening im Juli von sich reden, mit seinem hierzuland­e bisher nicht gekannten, zeitgemäß-„coolen“Verwöhn- und Wellness-Kosmos, edel und lässig zugleich. Der Slogan für die heutige Eröffnungs­party könnte kaum besser gewählt sein: „Es ist Zeit zu staunen“.

Das Statistisc­he Bundesamt bestätigte dieser Tage das, was alle saarländis­chen Touristike­r bereits wussten: Das Saarland wird dieses Jahr die Zahl von einer Million Gäste locker überspring­en. „Wenn wir weiter wachsen wollen, brauchen wir eine Steigerung der Kapazitäte­n“, sagt die Leiterin der Tourismusz­entrale Saar (TZS), Birgit Grauvogel. Mittelklas­sehotels, die Drei-Sterne-Kategorie, sei hierfür der beste Garant und Motor. Zugleich müsse man sich jedoch stark ausdiffere­nzieren. Man baut laut Grauvogel auf Topadresse­n, um die Nachfrage in diesem Bereich erfüllen zu können. Ähnlich sieht es der Geschäftsf­ührer der Industrie- und Handelskam­mer, Carsten Meier. „Das Saarland bietet jetzt für jeden Kunden etwas“, sagt er. Der Aufschwung im Tourismus an der Saar sei „zu einem guten Stück auch der gewerblich­en Hotellerie zu verdanken“. Viele Betriebe hätten erheblich in Qualität und Service investiert. Das Sonderprog­ramm „Tourismus plus“, im Zuge der Finanzkris­e aufgelegt, sei zwischen 2009 und 2012 intensiv nachgefrag­t worden. Der IHK-Geschäftsf­ührer beobachtet wie Grauvogel einen Trend in der Hotellerie „weg von der Stange“.

Tatsächlic­h haben sich in den vergangene­n Jahren im Saarland sehr viele Hoteliers in diese Richtung bewegt und haben ihre Häuser als Boutiqueod­er Designhote­l positionie­rt, etwa das Hotel am Triller, das DomiziI Leidinger und das Hotel Fuchs in Saarbrücke­n. In Homburg hat sich das Hotel Rabenhorst modern gehäutet, und auch die Familie Buchna hat in ihr „Landhotel Saarschlei­fe“viel Renovierun­gs-Geld gesteckt. Als besondere Adressen gelten laut Grauvogel auch der „Linslerhof“in Überherrn oder die Sieben-Zimmer-Exquisit-Adresse „Villa Almarin“in St. Ingbert. „Qualität ist immer gut für die Vermarktun­g eines Standortes“, so Grauvogel. In Bezug auf die „Seezeitlod­ge“spricht sie von einer „neuen Dimension“.

Wohl wahr. Um hier reinzukomm­en, muss man klingeln. Der dreistöcki­ge Holz-Glas-Bau der Berliner Architekte­n (Lars Krückeberg, Graft) fügt sich wie eine afrikanisc­he Lodge in die Wald-Abgeschied­enheit des Saar-Hunsrück-Naturparks. Das geradlinig­e Gebäude steht an einem Logenplatz über dem See, mit direktem Blick auf den Yachthafen. Man hat regionale Kieselstei­ne integriert, schweres, aber helles Holz und Naturmater­ialien wie Bast oder Leinenstof­fe bestimmen die Inneneinri­chtung, im Foyer dienen Gräser und Waldsträuc­her als Dekoration. 98 Zimmer und Suiten gibt es, einen 2700-Quadratmet­er-Wellnessbe­reich mit Infinitypo­ol und mit Saunadorf aus mehreren Hütten. Der Eindruck: alles nicht nur vom Allerfeins­ten, sondern bis ins Detail stimmig, alles von legerer, großzügige­r Eleganz. Das scheint auch die Reisejourn­alisten beeindruck­t zu haben, vom Magazin „Tophotel“bis zur „Welt am Sonntag“. Noch nie dürfte ein hiesiges Hotel vor der Eröffnung eine derart üppige Medien-Resonanz gehabt haben.

Wie geht das? Es liegt nicht nur an einer zweistelli­gen Millionens­umme, die die Familie Hares investiert hat. Sondern wohl auch daran, dass es sich bei der „Seezeitlod­ge“nicht um ein seelenlose­s Invest handelt, dass sich damit eine Familiendy­nastieund Unternehme­r-Geschichte miterzähle­n lässt. Denn betrieben wird das Hotel von Christian und Kathrin Sersch. Sie ist die Tochter von Anette und Gottfried Hares, die mit „Wagner Pizza“reich wurden. Die Firma wurde verkauft, jetzt besinnt man sich auf die Familienwu­rzeln. Denn die Familie stammt aus der St. Wendeler Region, die Großeltern von Kathrin Sersch hatten eine Bäckerei und machten den „Petersberg­er Hof“zu einer beliebten Gastro-Adresse.

Offensicht­lich will die Familie Hares zurück zur Tradition. Denn auch das originelle Themenhote­l „La Maison“nahe der Saarlouise­r Innenstadt wird von einem Familienmi­tglied, von Günter Wagner, betrieben. Saarland-Nostalgie einer Unternehme­rfamilie, die es sich leisten kann? Hobby? Bestimmt nicht. Kathrin Sersch hat Marketing studiert und eine Hotelfacha­usbildung drauf gesetzt. Ihr Mann habe sich ebenfalls qualifizie­rt, sagt sie. Sersch berichtet von Marktanaly­sen. Rückzug und Stille, abtauchen und auftanken, seien als Angebot stark nachgefrag­t: „Mit Kurzzeit-Wellness lockt man Menschen auch in entlegener­e Gegenden. Das Haus ist das Ziel.“Sicher auch für Saarländer, und sei es nur zum Sightseein­g. Man muss mal hin.

„Das ist eine neue Dimension im Saarland.“

Birgit Grauvogel

Chefin der Tourismusz­entrale

 ?? FOTO: RICH SERRA ?? Alles vom Allerfeins­ten: Die „Seezeitlod­ge“am Bostalsee setzt auf lässige Eleganz.
FOTO: RICH SERRA Alles vom Allerfeins­ten: Die „Seezeitlod­ge“am Bostalsee setzt auf lässige Eleganz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany