Bus und Bahn werden für Berufspendler unattraktiver
SAARBRÜCKEN (dik) Die Zahlen des Saar-Statistik-Amtes zeigen es: Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hierzulande fährt den Berg runter, immer weniger Saarländer vertrauen auf Busse und Bahnen, um zur Arbeit zu kommen. Während im Jahr 2000 noch zehn Prozent der Erwerbstätigen das Auto stehen ließen und einen Fahrschein lösten, waren es 2016 nur noch sieben Prozent. Das sind halb so viele wie im Bundesdurchschnitt. „Nach wie vor ist das Auto mit Abstand das wichtigste Beförderungsmittel für Berufspendler: 82 Prozent nutzten 2016 den Pkw“, sagt Statistikerin Koba Krause. Das sei im Bundesvergleich der „deutlich höchste Wert“.
Diese aus Sicht des Gesundheitsund Umweltschutzes niederschmetternden Zahlen haben beim Branchentag der Arbeitskammer zum Thema „Alternative Finanzierungsinstrumente für einen besseren Nahverkehr“keine Rolle gespielt. Es gab für die etwa 100 Teilnehmer jedoch eine Alternative zum saarländischen ÖPNV-Sparmodell zu bewundern. Der Bürgermeister von Metz, der Sozialist Dominique Gros, 74, zeigte anschaulich, wie ein effektiver Personennahverkehr binnen Kurzem aufzubauen und zu finanzieren ist. Das Zauberwort heißt Mettis: Seit knapp zwei Jahren verkehren auf zwei Linien die 24 Meter langen Mettis-Transporter der Firma van Hool (Diesel-Elektro-Antrieb), die zwar Busreifen haben, jedoch wie Straßenbahnen aussehen und auf eigens dafür angelegten Betonpisten fahren. „Wir transportieren täglich bis zu 40 000 Menschen damit“, sagte Gros. Und das bei einer Stadtbevölkerung von 120 000 Menschen. „Früher waren die Menschen stolz darauf, mit dem eigenen Schlitten vor die Arbeitsstelle zu fahren. Das ist heute anders“, betonte Gros.
Noch erstaunlicher die Finanzierung: 230 Millionen Euro pumpten Metz, die Region und die EU in den Aufbau. Die jährlichen Kosten von 65 Millionen Euro werden zu zwei Dritteln von den Arbeitgebern in Metz berappt, die dafür zwei Prozent der Lohnsumme gesetzlich aufbringen. Der vom Koblenzer Berater Christoph Zimmer vorgeschlagene Bürgerbeitrag für einen besseren Saar-ÖPNV, der sich nach der Grundsteuer berechnet, fand bei Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) keine Gegenliebe. Die Kommunen seien für den Busverkehr zuständig. „Wir wollen erstmal das bestehende System verbessern“, sagte Rehlinger.