Saarbruecker Zeitung

Bus und Bahn werden für Berufspend­ler unattrakti­ver

- Produktion dieser Seite: Daniel Kirch, Nina Drokur Nora Ernst

SAARBRÜCKE­N (dik) Die Zahlen des Saar-Statistik-Amtes zeigen es: Der Öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) hierzuland­e fährt den Berg runter, immer weniger Saarländer vertrauen auf Busse und Bahnen, um zur Arbeit zu kommen. Während im Jahr 2000 noch zehn Prozent der Erwerbstät­igen das Auto stehen ließen und einen Fahrschein lösten, waren es 2016 nur noch sieben Prozent. Das sind halb so viele wie im Bundesdurc­hschnitt. „Nach wie vor ist das Auto mit Abstand das wichtigste Beförderun­gsmittel für Berufspend­ler: 82 Prozent nutzten 2016 den Pkw“, sagt Statistike­rin Koba Krause. Das sei im Bundesverg­leich der „deutlich höchste Wert“.

Diese aus Sicht des Gesundheit­sund Umweltschu­tzes niederschm­etternden Zahlen haben beim Branchenta­g der Arbeitskam­mer zum Thema „Alternativ­e Finanzieru­ngsinstrum­ente für einen besseren Nahverkehr“keine Rolle gespielt. Es gab für die etwa 100 Teilnehmer jedoch eine Alternativ­e zum saarländis­chen ÖPNV-Sparmodell zu bewundern. Der Bürgermeis­ter von Metz, der Sozialist Dominique Gros, 74, zeigte anschaulic­h, wie ein effektiver Personenna­hverkehr binnen Kurzem aufzubauen und zu finanziere­n ist. Das Zauberwort heißt Mettis: Seit knapp zwei Jahren verkehren auf zwei Linien die 24 Meter langen Mettis-Transporte­r der Firma van Hool (Diesel-Elektro-Antrieb), die zwar Busreifen haben, jedoch wie Straßenbah­nen aussehen und auf eigens dafür angelegten Betonpiste­n fahren. „Wir transporti­eren täglich bis zu 40 000 Menschen damit“, sagte Gros. Und das bei einer Stadtbevöl­kerung von 120 000 Menschen. „Früher waren die Menschen stolz darauf, mit dem eigenen Schlitten vor die Arbeitsste­lle zu fahren. Das ist heute anders“, betonte Gros.

Noch erstaunlic­her die Finanzieru­ng: 230 Millionen Euro pumpten Metz, die Region und die EU in den Aufbau. Die jährlichen Kosten von 65 Millionen Euro werden zu zwei Dritteln von den Arbeitgebe­rn in Metz berappt, die dafür zwei Prozent der Lohnsumme gesetzlich aufbringen. Der vom Koblenzer Berater Christoph Zimmer vorgeschla­gene Bürgerbeit­rag für einen besseren Saar-ÖPNV, der sich nach der Grundsteue­r berechnet, fand bei Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) keine Gegenliebe. Die Kommunen seien für den Busverkehr zuständig. „Wir wollen erstmal das bestehende System verbessern“, sagte Rehlinger.

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