Saarbruecker Zeitung

Die besten Ideen hat sie beim Geschirrsp­ülen

Das hat was: Die Kulturbeau­ftragte von Quierschie­d, Annette Bost, kann demnächst einen niegelnage­lneuen Kultursaal bespielen. In unserer Serie erzählen sie, Bürgermeis­ter Lutz Maurer und der Neue im Team, Sebastian Zenner, von ihren Plänen.

- VON ANJA KERNIG

QUIERSCHIE­D Täuscht es, oder hängt ein winziger Stoßseufze­r in der Luft? „Wir sind froh, wenn es endlich losgeht“, äußert Bürgermeis­ter Lutz Maurer. Keine Frage, hier im Rathaus fiebert man dem Eröffnungs­termin der Q.lisse regelrecht entgegen.

Das „neue Highlight des Quierschie­der Kulturlebe­ns“, wie Maurer den nagelneuen Kombi-Bau mit Kultursaal im Obergescho­ss und der darunter liegenden Sparkasse bezeichnet, liegt keine 100 Meter Luftlinie von seinem Büro entfernt – und die Arbeiten daran in den letzten Zügen. Heute ist Abnahme auf der Noch-Baustelle. Mit einem dreitägige­n Feiermarat­hon soll der Bau in vier Wochen eingeweiht werden. Was dann folgt, ist „Neuland“, betont der Bürgermeis­ter. „Wir verfügen über kein Kulturamt mit 20 Jahren Erfahrung.“Doch bei ihm klingt das weniger nach Handicap als nach einem Abenteuer. Das es irgendwie auch ist, vor allem für Annette Bost, die sich in der Gemeinde hauptberuf­lich am meisten mit Kultur beschäftig­t.

Was ihre Ausbildung anbelangt, kommt die langjährig­e Leiterin der Gemeindebü­cherei zwar aus der kaufmännis­chen Ecke. Allerdings: „Lesen ist mein Riesenhobb­y, das könnte ich den ganzen Tag. Ich bin ein Papiermens­ch “, lacht Annette Bost.

Natürlich ergriff sie die Chance, damals vor 20 Jahren, „als jemand gesucht wurde für die Bücherei. Das war und ist meine Welt.“Die Befähigung

Bürgermeis­ter Lutz Maurer für ihre neue Aufgabe holte sich Annette Bost bei diversen Fortbildun­gen. Dass die Bibliothek heute kulturelle­n Leuchtturm­charakter besitzt, geht auf ihr Konto.

Begonnen hat es mit Leseförder­ung für Kinder. Das lief so gut, „da dachten wir, versuchen wir es auch mal mit Angeboten für Erwachsene“. Längst gibt es neben regelmäßig­en Ausstellun­gen jeden Monat eine Veranstalt­ung, meist Lesungen, aber auch Konzerte, im November beispielsw­eise Irish Folk. „Man versucht, sich selbst immer noch mal zu toppen – um im Gespräch zu bleiben.“

Die besten Einfälle kommen ihr daheim beim Geschirr spülen, für Annette Bost die beste Art, den Tag-Revue-passieren zu lassen: „Manchmal schläft eine Idee noch ein Jahr, dann tritt sie zu Tage.“Bis heute freut sie sich „auf jede einzelne Veranstalt­ung“.

Klar sei es manchmal enttäusche­nd, wenn nicht so viele Besucher kommen. Aber es deshalb ganz sein zu lassen, liegt ihr so was von fern. Geduld zahlt sich aus: „Als Jürgen Albers das erste Mal aus seinem Kleinen Großmeiste­r vorlas, saßen da acht Zuhörer, davon vier Büchereimi­tarbeiter.“ Heute sind Lesungen Magneten. „Wir haben eine vernünftig­e, verlässlic­he Klientel.“

Die man auch der neuen Kulturstät­te wünscht. „Jeder ist neugierig auf die Q.lisse“, beobachtet die Leiterin der Bücherei. „Trotzdem wird rundherum nicht alles vergessen.“Im Gegenteil, kulturell „läuft alles wie bisher“. Wambefesch­d und Seniorenme­sse, Kirmes und Musik unter Bäumen, Gourmetmar­kt, um nur einiges zu nennen, und nicht zuletzt auch das Hochhalten der Bergbaukul­tur in Göttelborn.

Und dennoch: Die Q.lisse läuft derzeit allen den Rang ab. Adressiert sei sie „an die regionalen Vereine“, betont der Bürgermeis­ter und denkt vor allem an Chöre, Musikverei­ne und Theatergru­ppen. Letztere haben schon emsig Termine für November und Dezember gebucht.

Und der während des Einweihung­swochenend­es für Vereine reserviert­e 16. September sei jetzt schon ein Hit: „Wir mussten regelrecht bremsen, damit der Tag der Vereine nicht zum 24-Stunden Marathon wird.“

Fakt ist: „Veranstalt­ungen waren vorher nicht in dieser Güte und Qualität möglich“, zudem punktet der 300 Sitzplätze bietende Saal plus „Außenfläch­e zum Bespielen“mit einem Vielfachen an Funktional­ität. „Jeder war begeistert bisher.“

Das kulturelle Programm adäquat anzupassen, bedeutet letztlich, das bisherige Spektrum zu erweitern. Vor allem um Angebote für Jüngere. „Mich reizt es, die Brücke zu dieser Generation zu schlagen“, sagt Sebastian Zenner, der im Januar zum Team stieß. Von Filmvorfüh­rungen bis Videospiel-Events reicht die mögliche Spanne.

„Wir stehen noch am Anfang“, schließt Lutz Mauer das Gespräch. „Es wird sehr spannend. Ich freue mich drauf.“

„Veranstalt­ungen waren vorher nicht in dieser Güte und Qualität

möglich.“

über die neue Q.lisse

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FOTO: IRIS MAURER Mitte September ist Eröffnug: Sebastian Zenner, Annette Bost und Bürgermeis­ter Lutz Maurer (von links) vor dem neuen Kultursaal in Quierschie­d, der den originelle­n Namen Q.lisse tragen wird.

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