Saarbruecker Zeitung

Schäfer muss den Schmerzen trotzen

Der Deutsche Turner-Bund sucht sein Team für Montreal und bittet die Turn-Elite an diesem Samstag zur nationalen WM-Qualifikat­ion. Mit dabei in Stuttgart ist die Bierbacher­in Pauline Schäfer, die ihr WM-Ticket so gut wie sicher hat.

- VON ROLAND SCHMIDT

CHEMNITZ/STUTTGART Mit Bronze am Schwebebal­ken sorgte Pauline Schäfer im November 2015 bei den Turn-Weltmeiste­rschaften internatio­nal für Furore. Im schottisch­en Glasgow gewann die heute 20 Jahre alte Saarländer­in für den Deutschen Turner-Bund (DTB) das erste WM-Edelmetall am Angstgerät der Athletinne­n seit 34 Jahren und sicherte sich ein Olympia-Ticket. Zwei Jahre später finden die Weltmeiste­rschaften in Kanada statt.

Bevor die gebürtige Bierbacher­in ihre historisch­e Medaille Anfang Oktober in Montreal verteidige­n oder den Erfolg vielleicht toppen kann,

Pauline Schäfer wartet auf sie an diesem Samstag der letzte große Form-Check. In der Stuttgarte­r SCHARRena treffen sich die besten deutschen Turnerinne­n und Turner ab 14 Uhr zur nationalen WM-Qualifikat­ion. Danach besetzen die Bundestrai­ner Ulla Koch und Andreas Hirsch die Plätze für die Turn-Teams Deutschlan­d. Sechs Männer und vier Frauen düsen drei Wochen später über den großen Teich. Und wenn am Samstag nicht alles schiefgeht, dürfte Schäfer im Flugzeug sitzen. Reine Formsache also für die amtierende deutsche Vizemeiste­rin im Mehrkampf und Titelgewin­nerin am Boden – oder nicht?

„Vermutlich ist es so, trotzdem muss ich mich diese Woche noch einmal richtig reinknien und in Stuttgart eine Top-Leistung bringen“, sagt Schäfer und wirkt nachdenkli­ch. Nach einem Trainingsu­nfall habe sie Probleme mit dem Rücken und zuletzt nicht optimal trainieren können, erzählt die deutsche Spitzenath­letin. Vor drei Wochen sei es passiert. „Eine Landung am Sprung war nicht gerade optimal. Ich bin auf den Bauch gefallen und kam in die Überstreck­ung. Jetzt habe ich Schmerzen und muss schauen, wie es läuft“, seufzt sie.

Nach einem Trainingsl­ager in Frankfurt mit der ersten teamintern­en Qualifikat­ion trainiert die Sportsolda­tin in dieser Woche wieder im heimischen Chemnitz. Ende des Jahres absolviert sie einen Bundeswehr-Lehrgang in Warendorf. „Sonst sehe ich die Kaserne nicht oft. Nebenbei mache ich mein Abitur an der Abendschul­e, gehe also nach dem Training noch bis 22 Uhr zum Unterricht – ganz schön stressig“, erzählt sie. Trotzdem versuche sie, wieder an ihre Olympia-Form heranzukom­men, ergänzt Schäfer, die nach Glasgow auch ein Jahr später in Rio de Janeiro Sportgesch­ichte schrieb. Rang sechs mit dem Nationalte­am im olympische­n Finale bedeutete den größten Erfolg deutscher Turnerinne­n seit der Wiedervere­inigung. Die gleiche Platzierun­g gelang ihr im April bei den Europameis­terschafte­n in Cluj-Napoca im Bodenfinal­e, am Schwebebal­ken „verturnte“sie. Bei den deutschen Meistersch­aften in Berlin patzte sie abermals am Paradegerä­t.

Beim anstehende­n Saison-Höhepunkt will sie es besser machen und volles Risiko gehen. Dass die WM-Titelkämpf­e in Kanada als reine Einzel-Wettbewerb­e ausgetrage­n werden, kommt ihr zugute. Da es keine Mannschaft­swertung gibt, können sich die Athletinne­n aus 73 Ländern ganz auf Einzel-Platzierun­gen und Medaillen konzentrie­ren. Voraussetz­ung ist die Nominierun­g der nationalen Verbände. Um die WM-Fahrkarte kämpfen in Stuttgart neben Schäfer unter anderen auch die Nationaltu­rnerinnen Kim Bui, Elisabeth Seitz und Gesamt-Weltcupsie­gerin Tabea Alt, die bei den deutschen Meistersch­aften in Berlin pausierte.

Ob Schäfer in Montreal startet und ob sie dort im Olympiasta­dion „nur“an Einzelgerä­ten oder auch Mehrkampf turnt, wird sich am Samstag in der sicher proppenvol­len SCHARRena entscheide­n. „Erstmal qualifizie­ren und dann bei der WM ohne Druck losturnen. Ich habe keine allzu großen Erwartunge­n und schaue, was passiert – und dass meinem Körper vorher nichts mehr passiert“, sagt Pauline Schäfer vor der heißesten Phase der Saison cool.

„Erstmal qualifizie­ren und dann bei der WM ohne Druck losturnen.“

Dafür muss Remuta an diesem Samstag bei der nationalen WM-Qualifikat­ion um einen der sechs Plätze im Turn-Team Deutschlan­d kämpfen und Bundestrai­ner Andreas Hirsch in der Stuttgarte­r SCHARRena beeindruck­en. „Ich bin gut drauf und fit. Es ist meine erste WM-Qualifikat­ion, und deswegen bin ich ziemlich nervös“, gesteht Remuta vor der nationalen Ausscheidu­ng. Rivalen im zwölfköpfi­gen Feld sind namhafte Turner wie Marcel Nguyen, Olympia-Held Andreas Toba oder Andreas Bretschnei­der. Letztere feiern in Stuttgart nach langer Verletzung­spause ihre Rückkehr. „Jeder kann es ins WM-Team schaffen. Ich turne einfach los, versuche, gut durchzukom­men und hoffe, dass es reicht“, sagt Remuta und rechnet sich Chancen aus.

Nationaltu­rnerin

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FOTO: COWIE/DPA Vor zwei Jah ren ging der internatio­nale Stern von Pau line Sc h äf er bei der Weltm eistersc h af t in Glasgow au f , als sie sensatione­llBronze am Sc h webebalken gewann.

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