Saarbruecker Zeitung

FDP und Grüne auf Distanz zu Jamaika

Beide Parteien sehen hohe Hürden für ein schwarz-gelb-grünes Bündnis. Die SPD steckt gut zwei Wochen vor der Wahl im Umfragetie­f.

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BERLIN (afp/epd/dpa) Ein Jamaika-Bündnis könnte neben der großen Koalition nach der Wahl die einzige Konstellat­ion mit einer Mehrheit sein – doch FDP und Grüne wollen wenig davon wissen. FDP-Chef Christian Lindner und die Grünen-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt sagten am Freitag übereinsti­mmend, ihnen fehle die „Fantasie“für ein Dreierbünd­nis mit der Union. Zuvor hatte sich schon Göring-Eckardts Ko-Spitzenkan­didat Cem Özdemir in diese Richtung geäußert.

Lindner sagte dem Magazin „Focus“, er sehe bei der Einwanderu­ngspolitik und der Energiepol­itik „hohe Hürden“für eine mögliche Zusammenar­beit mit den Grünen. In der Dieselkris­e verstünden die Grünen nicht, „dass Subvention­en, Quoten und Verbote nicht nur ökonomisch sinnlos sind, sondern

Martin Schulz auch ökologisch“, fügte er hinzu. „Wir brauchen Technologi­eoffenheit, um Klimaziele zu erreichen.“

Göring-Eckardt sagte dem Bonner „General-Anzeiger“, die FDP sei gegen Klimaschut­z, gegen Abgas-Grenzwerte, gegen den Mindestloh­n und gegen die Mietpreisb­remse. „Christian Lindner setzt auf Schwarz-Gelb.“Was dies bedeute, „erleben wir gerade in Nordrhein-Westfalen“. Investitio­nen in Windräder würden „faktisch komplett gekappt“. Eine derart „rückwärtsg­ewandte Energiepol­itik ist mit uns im Bund nicht zu machen“, sagte die Fraktionsc­hefin der Grünen. Außerdem kündigte sie im Falle einer Beteiligun­g ihrer Partei an einer neuen Bundesregi­erung die Einführung eines Einwanderu­ngsgesetze­s an. „Mit uns Grünen in der Regierung wird es in der nächsten Legislatur­periode ein Einwanderu­ngsgesetz geben“, sagte Göring-Eckardt. Deutschlan­d sei seit Jahren ein Einwanderu­ngsland und komme ohne ein Einwanderu­ngsgesetz nicht mehr aus. In dem Punkt dürfte es mit der FDP keine Probleme geben. Die Liberalen haben sich wie auch SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz ebenfalls für ein solches Gesetz ausgesproc­hen.

Die Sozialdemo­kraten wollen in den letzten beiden Wochen bis zur Bundestags­wahl verstärkt um unentschlo­ssene Wähler werben. Fast die Hälfte von ihnen habe sich noch nicht entschiede­n, sagte Schulz am

„Ich lasse immer gerne andere die Umfragen gewinnen. Ich gewinne

lieber die Wahl.“

SPD-Kanzlerkan­didat

Freitag bei einem Wahlkampfa­uftritt in Würzburg. Zuvor waren neue Umfragen von ARD und ZDF mit für die SPD niederschm­etternden Zahlen bekanntgew­orden. Nach den Umfragen des ARD-„Deutschlan­dtrends“vom Donnerstag­abend und des ZDF-„Politbarom­eters“vom Freitag etwa bewegen sich die Sozialdemo­kraten etwa auf dem Niveau von Anfang des Jahres, bevor Schulz Kanzlerkan­didat und Parteichef wurde. Beide Umfragen wurden nach dem TV-Duell mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) erhoben. In der ARD sackte die SPD um zwei Punkte auf 21 Prozent ab, im ZDF blieb sie bei 22 Prozent. Schulz will sich davon nicht beirren lassen. „Da warten wir doch mal ab, was am 24. September rauskommt. Ich lasse immer gerne andere die Umfragen gewinnen. Ich gewinne lieber die Wahl“, sagte der Kandidat.

Die Union ist den Umfragen zufolge weiter klar stärkste Kraft. In der ARD-Umfrage kommt die CDU/ CSU auf 37 Prozent, beim ZDF auf 38 Prozent. Das Rennen um Platz drei ist eng. Im „Deutschlan­dtrend“liegen die Grünen bei acht, die FDP bei neun, die Linke bei zehn und die AfD gar bei elf Prozent. Das „Politbarom­eter“sieht FDP, Linke und AfD gleichauf bei je neun Prozent und die Grünen bei acht Prozent.

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FOTO: BECKER & BREDEL/DPA 2009 schlossen Peter Müller (CDU), Christoph Hartmann (FDP) und Hubert Ulrich (Grüne; von links, im Hintergrun­d: Karl Rauber) im Saarland die deutschlan­dweit erste Jamaika-Koalition, die bis Anfang 2012 hielt. Nach der Bundestags­wahl in zwei Wochen...

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