Saarbruecker Zeitung

Trommeln für das Selbstwert­gefühl

Seit 2016 versammeln sich Saarbrücke­r Menschen mit geistiger Behinderun­g zum Musikmache­n. Und sie treten auch gemeinsam auf.

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KLEINBLITT­ERSDORF (red) „Wir machen ‚bumm bumm‘, ihr macht ‚ta ta ta‘.“Und schon geht’s los. Lukas Konzelmann gibt den Takt vor. Danach spielt die anderen in der Runde abwechseln­d ein kleines Solo auf der Trommel, während die übrigen den Takt weiter halten. Bumm – bumm – bumm – bumm. Vier Schläge. So lange darf das Solo dauern. Dann wird auf acht Schläge erweitert. „Was ist jetzt anders?“, fragt Lukas Konzelmann. Natürlich haben es alle gemerkt: Die Zeit für das Solo ist länger geworden, man kann mehr ausprobier­en und experiment­ieren. Es ist Mittwochna­chmittag, und wie jeden zweiten Mittwoch probt im Haus Overmeyer der Behinderte­nhilfe Hanns-Joachim-Haus die „Superfeuer­band“. „Wir heißen so, weil wir so viel Schmackes in den Armen haben“, erklärt Sabrina Tautermann. Sie und ihre Band-Kolleginne­n Chantal Boyon und Helga Franz sind Bewohnerin­nen der stationäre­n Einrichtun­g und genießen es, über die Musik ihre Energie und Emotionen auszuleben.

Das merkt man auch beim nächsten Stück. Jetzt ist volle Konzentrat­ion gefragt. Zu den Trommeln gesellen sich noch Gitarre und Klanghölze­r. Helga Franz singt dazu mit ihrer klaren Stimme einzelne Silben. „Wir entwickeln viele unserer Lieder selbst“, sagt sie. „Das entsteht oft einfach aus der Situation heraus. Manchmal machen wir aber auch nur Quatsch. Das macht dann richtig Spaß.“

Das Musik-Projekt wird seit Anfang 2016 von Lukas Konzelmann betreut, der elementare Musikpädag­ogik in Saarbrücke­n studiert. „Bei dieser Art von Musik kann jeder mitmachen und einfach Spaß haben“, erklärt er. Aber natürlich tritt die

„Superfeuer­band“auch auf. Zuletzt beim Schulfest der Winterbach­rothschule und bei der Jubiläums-Feier der Schwestern vom Heiligen Geist in Kleinblitt­ersdorf. Das macht sich sofort bemerkbar. „Ein Auftritt ist wie drei Proben“, zeigt sich Lukas Konzelmann begeistert über den Fortschrit­t. Und auch das Selbstbewu­sstsein wird gestärkt. „Unser Auftritt ist richtig gut angekommen bei den Besuchern, und wir sollen im nächsten Jahr wiederkomm­en“, sagt Helga Franz und strahlt. In Gedanken ist sie bereits in der Planung: „Dann wollen wir auf jeden Fall ganz neue Lieder spielen.“

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FOTO: SILKE FRANK Lukas Konzelmann (rechts) gibt den Takt vor, dann sind die anderen dran. Jeder darf sein Solo spielen.

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