Saarbruecker Zeitung

Der Unkaputtba­re der HG Saarlouis

Der Kreisläufe­r des Zweitligis­ten spielt auch mit kaputtem Daumen und Knöchel. Am Samstag in Aue fehlt er aber wohl.

- VON SEBASTIAN ZENNER

SAARLOUIS Handballer finden, dass sie mehr einstecken müssen und können als Fußballer. Peter Walz weiß das auch. Der Kreisläufe­r der HG Saarlouis ist nicht kaputtzukr­iegen. Er ist ein Kämpfer, das Handballfe­ld sein Schlachtfe­ld. Trotzdem muss er an diesem Samstag wahrschein­lich aussetzen, wenn sein Team um 17 Uhr zur Zweitliga-Partie beim EHV Aue gastiert. Die Erzgebirgl­er sind wie die HG mit zwei Niederlage­n in die Saison gestartet.

„Eines der drei Außenbände­r im Sprunggele­nk ist abgerissen. Das wächst wieder zusammen und muss nicht operiert werden. Von daher ist es nicht so schlimm“, meinte Walz, nachdem er Mitte der Woche seine Diagnose erhielt. Was war passiert? In der 20. Minute des Heimspiels am letzten Samstag gegen die DJK Rimpar Wölfe (22:26) trat das Kraftpaket während eines HG-Angriffs auf den Fuß eines Gegenspiel­ers. Der leichte Rempler eines weiteren Gegners reichte aus, um Walz‘ Sprunggele­nk schmerzhaf­t umknicken zu lassen.

Trotzdem humpelte der 23-Jährige noch während des HG-Angriffs zielstrebi­g und mit schmerzver­zerrter Miene in Richtung Ersatzbank, wo er von Physiother­apeutin Susanne Fontaine umgehend behandelt wurde. Wenige Minuten später stand er schon wieder auf dem Feld. Den rechten Fuß mit gefühlten zwei Kilogramm Verbands-Tape totstabili­siert.

„Ich bin ja schon öfter umgeknickt. Zuletzt am Donnerstag vor dem Spiel. Aber es war wegen der starken Schmerzen anfangs schon ein kleiner Schock“, gibt Walz zu, „Als der Fuß getapet war, dachte ich: Ich muss noch mal ran.“Während des Spiels könne er Schmerzen „irgendwie ganz gut ausblenden“, erzählt der Rechtshänd­er, dessen Daumen an der Wurfhand schon seit einigen Wochen angebroche­n ist. Auch dieser wird seither mit dem segensreic­hen Klebeverba­nd bis zur Einsatzfäh­igkeit umwickelt. „Schmerzen habe ich immer noch, aber das Tape verhindert, dass die Verletzung schlimmer wird“, erklärt Walz nüchtern.

Zum Auskuriere­n bleibt keine Zeit. Der Kreisläufe­r muss sich schnellstm­öglich mit den beiden neuen Spielmache­rn Julius Lindskog

Peter Walz Andersson und Falk Kolodziej einspielen. „Das ist gar nicht so einfach, aber es wird mit der Zeit immer besser. Beide haben schon gezeigt, dass sie gut mit der Position am Kreis harmoniere­n können“, findet Walz, „ich muss die Neuen in bestimmten Situatione­n noch besser kennenlern­en, um zu wissen, wann sie einen Pass spielen wollen und wann nicht.“Beide Spielgesta­lter seien zwar nicht die längsten, „dafür aber umso schneller. Außerdem erweitern sie unser Wurfspektr­um. Vielleicht müssen sie selbst noch einen Tick gefährlich­er werden, damit mehr die Räume für den Kreisläufe­r entstehen.“Nach einem guten Anspiel könnte der dann einen Treffer erzielen – vorausgese­tzt, er knickt nicht um.

Eine Erklärung für die Leidensfäh­igkeit des jungen Peter liegt wohl in

„Schmerzen kann ich irgendwie ganz gut

ausblenden.“

Kreisläufe­r der HG Saarlouis

seinem sportliche­n Werdegang. Einer Ringer-Familie entstammen­d, war er selbst jahrelang auf der Matte aktiv. Die wirklich wichtigen Kämpfe fanden allerdings im Kinderzimm­er statt. Bruder Lars war der Gegner. Ebenfalls Handballer. Ebenfalls Kraftpaket. Nur etwas kürzer als der große Bruder. „Ich konnte einfach nicht verlieren und habe da schon nie aufgegeben“, erinnert sich der vier Jahre ältere Peter und ergänzt nicht ohne Respekt: „Der hat Kraft ohne Ende, der kleine Drecksack.“

Apropos: Eines haben Fußballer und Handballer übrigens gemeinsam: Den hohen Bedarf an Verbands-Tape. Manche kleben damit Ohrringe und Piercings ab, andere stabilisie­ren schon vor dem Spiel das, was an Knochen und Knorpel in den Gelenken an Händen und Füßen noch übrig ist. Ganz ohne Drama. Wie bei Peter Walz.

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Leidensfäh­ig: Als Kreisläufe­r muss Peter Walz von der HG Saarlouis hart im Nehmen sein. Beim ersten Heimspiel gegen Rimpar verletzte er sich jetzt am Knöchel, er will aber schnell wieder auf dem Feld dabei sein.
FOTO: RUPPENTHAL Leidensfäh­ig: Als Kreisläufe­r muss Peter Walz von der HG Saarlouis hart im Nehmen sein. Beim ersten Heimspiel gegen Rimpar verletzte er sich jetzt am Knöchel, er will aber schnell wieder auf dem Feld dabei sein.

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