Der Unkaputtbare der HG Saarlouis
Der Kreisläufer des Zweitligisten spielt auch mit kaputtem Daumen und Knöchel. Am Samstag in Aue fehlt er aber wohl.
SAARLOUIS Handballer finden, dass sie mehr einstecken müssen und können als Fußballer. Peter Walz weiß das auch. Der Kreisläufer der HG Saarlouis ist nicht kaputtzukriegen. Er ist ein Kämpfer, das Handballfeld sein Schlachtfeld. Trotzdem muss er an diesem Samstag wahrscheinlich aussetzen, wenn sein Team um 17 Uhr zur Zweitliga-Partie beim EHV Aue gastiert. Die Erzgebirgler sind wie die HG mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet.
„Eines der drei Außenbänder im Sprunggelenk ist abgerissen. Das wächst wieder zusammen und muss nicht operiert werden. Von daher ist es nicht so schlimm“, meinte Walz, nachdem er Mitte der Woche seine Diagnose erhielt. Was war passiert? In der 20. Minute des Heimspiels am letzten Samstag gegen die DJK Rimpar Wölfe (22:26) trat das Kraftpaket während eines HG-Angriffs auf den Fuß eines Gegenspielers. Der leichte Rempler eines weiteren Gegners reichte aus, um Walz‘ Sprunggelenk schmerzhaft umknicken zu lassen.
Trotzdem humpelte der 23-Jährige noch während des HG-Angriffs zielstrebig und mit schmerzverzerrter Miene in Richtung Ersatzbank, wo er von Physiotherapeutin Susanne Fontaine umgehend behandelt wurde. Wenige Minuten später stand er schon wieder auf dem Feld. Den rechten Fuß mit gefühlten zwei Kilogramm Verbands-Tape totstabilisiert.
„Ich bin ja schon öfter umgeknickt. Zuletzt am Donnerstag vor dem Spiel. Aber es war wegen der starken Schmerzen anfangs schon ein kleiner Schock“, gibt Walz zu, „Als der Fuß getapet war, dachte ich: Ich muss noch mal ran.“Während des Spiels könne er Schmerzen „irgendwie ganz gut ausblenden“, erzählt der Rechtshänder, dessen Daumen an der Wurfhand schon seit einigen Wochen angebrochen ist. Auch dieser wird seither mit dem segensreichen Klebeverband bis zur Einsatzfähigkeit umwickelt. „Schmerzen habe ich immer noch, aber das Tape verhindert, dass die Verletzung schlimmer wird“, erklärt Walz nüchtern.
Zum Auskurieren bleibt keine Zeit. Der Kreisläufer muss sich schnellstmöglich mit den beiden neuen Spielmachern Julius Lindskog
Peter Walz Andersson und Falk Kolodziej einspielen. „Das ist gar nicht so einfach, aber es wird mit der Zeit immer besser. Beide haben schon gezeigt, dass sie gut mit der Position am Kreis harmonieren können“, findet Walz, „ich muss die Neuen in bestimmten Situationen noch besser kennenlernen, um zu wissen, wann sie einen Pass spielen wollen und wann nicht.“Beide Spielgestalter seien zwar nicht die längsten, „dafür aber umso schneller. Außerdem erweitern sie unser Wurfspektrum. Vielleicht müssen sie selbst noch einen Tick gefährlicher werden, damit mehr die Räume für den Kreisläufer entstehen.“Nach einem guten Anspiel könnte der dann einen Treffer erzielen – vorausgesetzt, er knickt nicht um.
Eine Erklärung für die Leidensfähigkeit des jungen Peter liegt wohl in
„Schmerzen kann ich irgendwie ganz gut
ausblenden.“
Kreisläufer der HG Saarlouis
seinem sportlichen Werdegang. Einer Ringer-Familie entstammend, war er selbst jahrelang auf der Matte aktiv. Die wirklich wichtigen Kämpfe fanden allerdings im Kinderzimmer statt. Bruder Lars war der Gegner. Ebenfalls Handballer. Ebenfalls Kraftpaket. Nur etwas kürzer als der große Bruder. „Ich konnte einfach nicht verlieren und habe da schon nie aufgegeben“, erinnert sich der vier Jahre ältere Peter und ergänzt nicht ohne Respekt: „Der hat Kraft ohne Ende, der kleine Drecksack.“
Apropos: Eines haben Fußballer und Handballer übrigens gemeinsam: Den hohen Bedarf an Verbands-Tape. Manche kleben damit Ohrringe und Piercings ab, andere stabilisieren schon vor dem Spiel das, was an Knochen und Knorpel in den Gelenken an Händen und Füßen noch übrig ist. Ganz ohne Drama. Wie bei Peter Walz.