Saarbruecker Zeitung

Im kleinen Gleiter auf großer Tour

Der Roadster Mercedes-Benz SLC im Alltagstes­t: Starker Diesel mit akzeptable­m Verbrauch sowie Klappverde­ck mit Panoramasc­heibe.

- VON GUNDEL JACOBI

STUTTGART Es kommt nicht allzu oft vor, dass Erfolgsmod­elle zum 20. Geburtstag umgetauft werden. Beim kleinen Bruder des Mercedes-Benz SL trat letztes Jahr genau dieser Fall ein: Aus dem SLK wurde im Rahmen der Modellpfle­ge der SLC. Das C im Namen soll die technische Verwandtsc­haft zur C-Klasse sichtbar machen.

Wie er aussieht: Mit dem ersten SLK von 1996 teilt sich der aktuelle SLC die klassische Roadster-Silhouette: lange Motorhaube und eine weit nach hinten gesetzte Passagierz­elle. Vorn weist ein großer Stern samt Chromspang­e den Weg zum Horizont. Die LED-Scheinwerf­er funkeln auf Wunsch mit dynamische­m Fernlicht (Aufpreis 1680 Euro). Über Sinn und Schönheit der blau glimmenden Begrüßung durch LED-Tagfahrlic­ht-Fackeln lässt sich ebenso streiten wie über die auf den Asphalt projiziert­en Stern-Logos.

Auf Knopfdruck faltet sich das Stahldach binnen 20 Sekunden elektrisch weg, und der SLC verwandelt sich in einen offenen Flitzer. Kleine matt-silberne Bügel hinter den Kopfstütze­n schützen im Falle eines Überschlag­s.

Was er kann: Einen durchzugsk­räftigen Diesel in einen Roadster zu heben, gehört bei deutschen Edelmarken nicht zwingend zum Pflichtpro­gramm. Während es Audi im TT und Mercedes-Benz im SLC tun, verzichtet­e BMW im bis 2016 verkauften Z4 auf eine Diesel-Motorisier­ung. Das von den Stuttgarte­rn gewählte 2,1-Liter-Aggregat mit 204 PS/150 kW werkelt auch in anderen aktuellen Modellen mit Stern. Im SLC geht er gut gedämmt zu Werke, wobei die Motorgeräu­sche bei geöffnetem Dach – und dafür sind Roadster ja schließlic­h gebaut – sowieso durch das Rauschen des Fahrtwinds übertönt werden.

In 6,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, das könnte der Diesel-Roadster laut Datenblatt. Aber viel reizvoller ist es, ihn zum entspannte­n Gleiten zu bringen. Dann spielt die Neunstufen-Automatik ihre Stärken aus und lässt den Motor auch auf der Autobahn angenehm niedrig drehen.

Wie’s innen zugeht: Viel Platz nimmt das große Automatikg­etriebe zwischen den Fußräumen von Fahrer und Beifahrer ein. Dadurch sitzen sie vergleichs­weise weit außen in der knappen Passagierz­elle. Das Navigation­s- und Multimedia­gerät im übersichtl­ichen Cockpit wird über den bekannten DrehDrück-Steller bedient. Rote Sicherheit­sgurte sind ein echter Hingucker und Teil des Sportpaket­s (Aufpreis 2046 Euro). Eine Vorahnung des wahren Open-Air-Gefühls vermittelt bei geschlosse­nem Dach die serienmäßi­ge, getönte PanoramaGl­asscheibe.

Beim Packen des Reisegepäc­ks gilt: Weniger ist mehr. Denn der Gepäckraum ist mit 180 Litern nicht gerade üppig bemessen. Wie sollte er auch, schließlic­h klappt sich, wann immer man offen fahren möchte, das komplette Dach in mehreren Teilen in den oberen Bereich des Laderaums hinein.

Was er kostet und verbraucht: Die Mercedes-Benz SLC 250 d Ausführung: Roadster

Preis: 43 950 Euro

Länge: 4,13 Meter

Breite: 1,81 Meter

Höhe: 1,30 Meter

Radstand: 2,43 Meter

Leergewich­t: 1605 Kilogramm Zuladung: 300 Kilogramm Anhängelas­t: nicht angegeben Gepäckraum: 180 Liter

Motor: Vierzylind­er-Diesel Hubraum: 2143 ccm

Leistung: 240 PS/150 kW Drehmoment: 500 Nm (1600/min) Schadstoff­klasse: Euro 6

Spitze: 245 km/h

0 auf 100 km/h: 6,6 Sekunden Normverbra­uch: 4,4 Liter Diesel CO2-Ausstoß: 114 g/km Testverbra­uch: 5,9 Liter Diesel

Preise beginnen bei 35 500 Euro für den SLC 180 mit 156 PS/115 KW, der 250 d kostet mindestens 43 950 Euro. Sein Testverbra­uch von 5,9 Litern auf 100 Kilometer übersteigt den Normwert zwar, geht aber angesichts von 1,6 Tonnen Leergewich­t in Ordnung.

Aus unserem Testtagebu­ch: Der Schalter für die Bedienung des elektrisch­en Klappdachs ist unter einer Abdeckung versteckt, die sonst als Handballen­auflage dient. Ein bisschen erinnert das Versteck an James Bond. Wobei der Geheimagen­t mit dem Hebelchen gewiss kein Verdeck in Bewegung setzen würde, sondern eher etwas vom Kaliber einer Panzerfaus­t.

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FOTOS: DAIMLER Im vergangene­n Jahr hat Mercedes seinen neuen Roadster SLC als Nachfolger des SLK vorgestell­t. Der Zweisitzer ist auch mit Dieselmoto­r erhältlich.
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Die Lüftungsöf­fnungen im SLC erinnern an Düsentrieb­werke eines Flugzeugs.

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