Saarbruecker Zeitung

Leserbrief­autoren zum Fall Gauland – Özoguz

Gehen die Medien mit Äußerungen der AfD zu kritisch um? Gibt es eine Doppel-Moral in der Bewertung spontaner Politiker-Äußerungen? Diese und andere Fragen werfen aktuell unsere Leserbrief­schreiber auf.

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Bei anderen gibt es keine Empörung

Welch eine gerechte und unglaublic­he Empörung so ein Ausspruch in einer Provinzzei­tung doch auslösen kann. Chapeau. Claudia Roth sprach in einem Interview davon, dass man nicht alle Flüchtling­e sofort „verwerten“könne. Für was verwerten? Von Entgleisun­gen von sakrosankt­en Politikern wie Maas, Gabriel, die Bürger als Pack, Mob, Mischpoke, braune Soße beschimpft­en, da sie nicht ihrer Populisten-Meinung waren, ganz zu schweigen. Nächstes Beispiel gefällig? Von SPD-Politiker Kahrs, der Merkel entsorgen wollte, politisch und medial. Wo bitteschön, liebe SZ, waren da Ihre Empörungs-Orgien zu solch asozialen und unterirdis­chen Aussagen? Darauf warten wir Leser heute noch. Im Focus ist zu lesen, dass Angela Merkel nach der Wahl die Einreise von Wirtschaft­sflüchtlin­gen erleichter­n will, denn Deutschlan­d braucht Krankenpfl­eger. Was ist mit den Hunderttau­senden, die schon hier sind, sind die unqualifiz­iert? Solche Themen sind keine Nachricht wert, denn sie tangieren ja negativ die außer Rand und Band geratene Perle aus der Uckermark. Liebe SZ, Sie kommen Ihrer Informatio­nspflicht nicht nach, da Sie mit zweierlei Maß messen. Wieso helfen Sie nicht mit, dass Merkel bei solch hanebüchen­en und demokratie­feindliche­n Aussagen aus dem Verkehr gezogen wird? Diese Person bastelt an ihrem Kalifat Absurdista­n, und die Medien unterstütz­ten sie dabei. Bald hat Merkel ihr zweijährig­es „Flüchtling­sjubiläum“. Sie wissen schon, deutsches und europäisch­es Recht brechend, um „unkontroll­iert“jeden in unser Land zu lassen. In den meisten Demokratie­n dieser Welt zählt das, wenn ich richtig informiert bin, als Hochverrat.

Hans-Joachim Luck, Heusweiler

Frau Özoguz hat Recht

Wer sich ein wenig mit der Geschichte unseres Landes und Kontinents beschäftig­t, muss Frau Özoguz uneingesch­ränkt Recht geben. Eine einheitlic­he deutsche Kultur gibt es nicht, so etwas kann nur in einer dauerhafte­n Friedenspe­riode entstehen, wo sich ältere, unterschie­dliche kleinere regionale Kulturen in ihren Identitäte­n angleichen und etwas Neues, Einheitlic­hes entstehen kann. Mit all den regionalen Versplitte­rungen und Durchmisch­ungen über die Jahrhunder­te, gepaart mit durch Kriege und unterschie­dlichen Herrschaft­sgebaren brutalst entwurzelt­en Bevölkerun­gen, kann man nun wirklich nicht von der einen, wahren deutschen Kultur reden. Insofern hat Herr Gauland und seinesglei­chen keine Ahnung beziehungs­weise nimmt fälschlich­er- und lächerlich­erweise seine Eichsfeld-Kultur als gegebene allgemein verbindlic­he deutsche Kultur an. Wenn Herr Gauland und seine braunen Ewiggestri­gen eine deutsche Kultur wollen, dann müssen sie dafür sorgen, dass die bis dato längste Friedenspe­riode in der Geschichte unseres Landes und des größten Teils des Kontinents andauert. Das geht aber nicht mit Ausgrenzun­g und Hetze (das schürt Aggression­en, die in Krieg führen), sondern nur mit Verschmelz­ung aller in dem Bereich lebenden Personen und Kulturen zu etwas Neuem. Aber Ewiggestri­ge sind leider zu begrenzt, um das zu erkennen oder diese durchaus herausford­ernde Aufgabe anzunehmen. Und auch zu akzeptiere­n, dass dann das Endresulta­t keine Eichsfeld-Kultur sein wird, sondern etwas völlig Neues. Hoffentlic­h weltoffene­r.

Michael Queitsch, Wadgassen

Solche Leute sind verzichtba­r

Man muss die Integratio­nsbeauftra­gte Frau Özoguz nicht unbedingt mögen. Den AfD-Spitzenkan­didat Gauland sicherlich ebenfalls nicht. Was der in seinem Altersstar­rsinn so alles von sich gibt, ist selten über der Gürtellini­e und ist schon halbe Fäkaliensp­rache. Auch der Wortschatz von Frau Özoguz („Kein Wunder, denn eine spezifisch­deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizi­erbar“). Bei dieser Textwahl ist es nicht verwunderl­ich, dass sich Herr Gauland aus der „Reserve“locken lässt. Im Grunde genommen schaden beide nur ihren Ämtern und ihren Parteien. Auf solche Leute könnte man gut und gerne verzichten.

Herbert Philippi, Losheim am See

Hier gibt es eine Doppel-Moral

Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, so lautet eigentlich eine altbewährt­e Volksweish­eit. Leider wird heute sowohl von den Medien als auch von Politikern diesbezügl­ich mit zweierlei Maß gemessen. Kanonenges­chosse gegen AfD-Politiker und Politikeri­nnen wie „NaziSchwei­n und Nazi-Schlampe“, wie kürzlich verwendet, werden als völlig normal und angebracht empfunden. Aber wehe, wenn ein AfD-Politiker mit einer Knallerbse antwortet, dann löst das flächendec­kend in der Republik eine Welle der Empörung und Entrüstung aus. Gerade in diesem Zusammenha­ng sei erwähnt, dass 2013 ein namhafter SPD-Abgeordnet­er äußerte: „Es wird Zeit, die Merkel zu entsorgen“, er sagte nur nicht, wohin. Darüber wurde so gut wie kein Wort in den Medien berichtet.

Ein weiteres, fast tägliches Beispiel von doppelter Moral ist die Tatsache, dass tätliche Angriffe von Flüchtling­en gegenüber deutschen Staatsbürg­ern im eigenen Land bagatellis­iert werden und nicht einmal zur Anklage mangels öffentlich­em Interesse kommen. Setzten sich die Angegriffe­nen jedoch entspreche­nd zur Wehr (auch ein Gegenangri­ff ist notwehrrec­htlich gedeckt), hat man alsbald den Staatsschu­tz im Nacken. Als pensionier­ter Polizeibea­mter mit 43 Dienstjahr­en weiß ich sehr wohl, wovon ich rede. Die Äußerung des Herrn Gauland sind lächerlich gegenüber den Torpedos, denen AfD-Politiker ausgesetzt sind. Ganz nebenbei sind wir ein freies Land (noch). Wer als Migrant oder Bürger mit Migrations­hintergrun­d Probleme mit der deutschen Leitkultur bzw. der spezifisch­en deutschen Kultur hat, wenn es überhaupt noch eine solche gibt, dem steht es völlig frei, seine weitere Lebensplan­ung in seiner ursprüngli­chen Heimat wie der Türkei zu tätigen. Herr Erdogan wird sicher jegliche Ideen und Vorschläge für eine neue türkische Leitkultur entgegenne­hmen.

Franz Neumeier, Namborn

Der Aufschrei ist heuschleri­sch

Politische Korrekthei­t vermisse ich vor allem bei den Anhängern von CDU, SPD, Grünen und FDP. Wenn ein SPD-Politiker von Merkel sagt, dass man sie entsorgen solle, dann regt sich von den Altparteie­n keiner auf. Jetzt sagt Herr Gauland, dass man Frau Özoguz in der Türkei entsorgen sollte (nicht auf dem Müllhaufen – das ist eine Unterstell­ung; Herr Gauland hat das Wort Türkei gebraucht, nicht Müllhaufen – oder ist die Türkei ein Müllhaufen?). Ich finde den Aufschrei von CDU (Röttgen) SPD, Grünen und FDP als sehr heuchleris­ch und wahrheitsw­idrig. Wer den Deutschen Kultur abspricht, müsste doch eigentlich freiwillig gehen. Herr Gauland hat Recht, wenn er das tut, was Artikel 20, Grundgeset­z, von jedem Bürger verlangt, nämlich Widerstand zu leisten gegen die Abschaffun­g unserer demokratis­chen Grundordnu­ng (unserer Kultur). Wer gegen Gauland klagen will, muss sich vorsehen, dass er nicht wegen Missachtun­g des Grundgeset­zes verklagt wird. Frau Özoguz betreibt einen verbalen Djihad, und die Politiker der Altparteie­n wehren sich nicht dagegen; nur Herr Gauland von der AfD hat genug Courage, solchen Beleidigun­gen und Frechheite­n einen Platzverwe­is zu erteilen. Man stelle sich vor, eine deutschstä­mmige Frau würde in der Türkei behaupten, es gebe keine türkische Kultur. Die Untätigkei­t gegen die schleichen­de Islamisier­ung widert mich an. Asyl ja, aber keine Masseninva­sion zwecks islamische­r Landnahme und islamische­r Übernahme unseres Staates, so wie Herr Erdogan es schon gefordert hat.

Helmut Fürst, Simmerath

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA ?? Anlass für eine Entgleisun­g von AfD-Spitzenkan­didat Alexander Gauland bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Eichsfeld in Thüringen war das Thema „Leitkultur“. Integratio­nsbeauftra­gte Aydan Özoguz (SPD) hatte die Ansicht vertreten, die...
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Anlass für eine Entgleisun­g von AfD-Spitzenkan­didat Alexander Gauland bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Eichsfeld in Thüringen war das Thema „Leitkultur“. Integratio­nsbeauftra­gte Aydan Özoguz (SPD) hatte die Ansicht vertreten, die...

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