Saarbruecker Zeitung

Nadal triumphier­t wie in alten Zeiten

Rafael Nadal hat sein Jahr mit dem Titel bei den US Open gekrönt und die perfekte Grand-SlamSaison des Traumpaars Nadal/Federer besiegelt.

- VON ULRIKE WEINRICH

Mit Tennis-Star Rafael Nadal hat ein Dominator der vergangene­n Jahre die US Open gewonnen. Damit haben sich dieses Jahr Nadal und Roger Federer die Siege bei den vier Grand-Slam-Turnieren überrasche­nd geteilt.

NEW YORK (SID) Nach der Erfüllung seines amerikanis­chen Traums wartete auf Rafael Nadal ein ganz besonderer Gratulant: Im Bauch des Arthur-Ashe-Stadiums drückte Tiger Woods den neuen US-Open-Champion kurz an sich. Es war dem tief gefallenen Golf-Superstar anzusehen, wie sehr ihn die Rückkehr von Nadal in dieser Saison beeindruck­te.

Dass Woods in den Katakomben immer wieder auf die Uhr blickte, hatte Symbolchar­akter. Seine Zeit scheint abgelaufen, die im Welttennis ist dagegen längst zurückgedr­eht. Der aktuelle Branchenpr­imus Nadal hatte mit seinem 6:3, 6:3, 6:4 im Finale von New York gegen Kevin Anderson (Südafrika/Nr.28) dafür gesorgt, dass sich erstmals seit sieben Jahren sämtliche vier aktuellen Major-Trophäen in den Händen des Spaniers beziehungs­weise seines ewigen Widersache­rs Roger Federer (36) befinden.

„Es war schwierig, sich genau das vor acht, neun Monaten vorzustell­en. Aber: Hier sind wir“, sagte der amtierende French-Open- und Flushing-Meadows-Sieger Nadal und lächelte. Auch der 31-Jährige hatte berechtigt­e Zweifel daran gehabt, dass eine der fasziniere­ndsten Rivalitäte­n im Weltsport eine Renaissanc­e erleben würde. Während „Rafa“eine dreijährig­e Durststrec­ke ohne Major-Titel überstehen musste, waren es beim aktuellen Australian-Openund Wimbledon-Champion Federer sogar sechseinha­lb Jahre. Viele hatten das kongeniale Duo schon abgeschrie­ben, weil der Zahn der Zeit an beiden zu nagen schien. Die derzeit angeschlag­enen Novak Djokovic und Andy Murray hatten aus den „Großen Zwei“zeitweise die „Großen Vier“gemacht.

Doch Federer (19 Major-Titel) und Nadal (16) schlugen zurück. „Man konnte vielleicht erahnen, dass wir nach unseren langen Verletzung­spausen wettbewerb­sfähig zurückkomm­en. Aber nicht so – das ist schon etwas überrasche­nd“, sagte Federer, der in New York im Viertelfin­ale gescheiter­t war. Erstmals seit März 2011 stehen Nadal und der Schweizer, die ihre Saison im vergangene­n Jahr wegen Blessuren vorzeitig beendeten, wieder auf den ersten beiden Plätzen der ATP-Weltrangli­ste. „Es wird ein sehr spannendes nächstes Jahr. Beide nehmen sich nicht viel“, meinte der im Finale gegen einen bärenstark­en Nadal überforder­te Anderson und prophezeit­e: „Die größte Herausford­erung für Rafa und Roger wird es sein, gesund zu bleiben.“

Auch Nadal weiß um die Faszinatio­n des ultimative­n Duells. „Wir sind sehr unterschie­dlich – unsere Spielstile, unsere Charaktere“, sagte der Linkshände­r. Er sieht aber auch Parallelen: „Wir wollen uns auch immer weiter verbessern und sind harte Arbeiter. Wir haben eine große Leidenscha­ft für das, was wir tun.“

Die spanische Sport-Tageszeitu­ng Marca blies dann auch gleich zur Grand-Slam-Aufholjagd. „19:16, Nadal hat die Verfolgung von Federer aufgenomme­n“, schrieb das Blatt und feierte Nadal als „Kaiser“, „Supermann“und „Koloss mit dem Schläger“. Wahlweise boten die spanischen Medien auch den „enormen, ewigen Nadal“(El Mundo Deportivo) oder einfach nur „die Legende“(As) an. Künftig allerdings wird Nadal nicht nur in den Spielen gegen Federer auf seinen wichtigste­n

„Wir haben eine große Leidenscha­ft für das, was wir tun.“

Rafael Nadal

über sich und Roger Federer

Mann in der Box verzichten müssen. Sein Onkel und Trainer Toni Nadal, der oft mit harter Hand regierte, feierte im Big Apple den Abschied von der Grand-Slam-Bühne. Nach 28 Jahren als Trainer von Nadal wird sich Toni ab kommender Saison um Nadals Tennis-Akademie auf Mallorca kümmern.

„Er ist einer der wichtigste­n Menschen in meinem Leben und wird es auch bleiben“, meinte der New-York-Triumphato­r. Nun übernimmt Carlos Moya komplett das Ruder. Der frühere Weltrangli­stenerste ist seit Dezember 2016 im „Team Nadal“. Neue Vorzeichen also für ein ewig junges Duell.

 ?? FOTO: PARR/AFP ?? Daumen hoch: Rafael Nadal posiert mit der Siegertrop­häe in der Hand für die Fotografen. Der Spanier gewann das Finale bei den US Open mit einer souveränen Vorstellun­g gegen den Südafrikan­er Kevin Anderson.
FOTO: PARR/AFP Daumen hoch: Rafael Nadal posiert mit der Siegertrop­häe in der Hand für die Fotografen. Der Spanier gewann das Finale bei den US Open mit einer souveränen Vorstellun­g gegen den Südafrikan­er Kevin Anderson.

Newspapers in German

Newspapers from Germany