Saarbruecker Zeitung

Ein aussichtsl­oses Bestreben

Dokumentar­filmer Friedrich Moser zeigt die Methoden der „Terrorjagd im Netz“auf.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Alle großen Terroransc­hläge seit dem 11. September 2001 geschahen trotz Massenüber­wachung. Denn statt das Aufspüren von Radikalen einfacher zu machen, bewirkten diese Maßnahmen das genaue Gegenteil: Die auf diese Weise generierte Datenflut machte es den Analysten oft unmöglich, die Täter rechtzeiti­g zu finden. Auch bei jenen Anschlägen, die verhindert werden konnten, lag dies nicht an der Massenüber­wachung, sondern in den meisten Fällen an Hinweisen aus der Bevölkerun­g, traditione­ller Polizeiarb­eit, gezielter Beobachtun­g und manchmal auch purem Glück oder Zufall.

Aber warum weiten die Regierunge­n dann immer noch die Massenüber­wachung aus – wie im deutschen Gesetz zur Reform des Bundesnach­richtendie­nstes BND, dem britischen „Investigat­ory Powers Act“, dem österreich­ischen Polizeilic­hen Staatsschu­tzgesetz? Wem nützt Massenüber­wachung eigentlich? Wer verdient daran? Und warum wird ein Bericht des Pentagons über eine erfolgreic­he Alternativ­e zur Massenüber­wachung, die gleichzeit­ig die Privatsphä­re von Unschuldig­en beschützt, noch immer unter Verschluss gehalten? Das unter dem Namen „ThinThread“bekannte Programm war laut den Entwickler­n erfolgreic­h, wurde jedoch nur drei Wochen vor dem 11. September 2001 eingestell­t. In Wien arbeitet nun ein Team um einen Terrorabwe­hrspeziali­sten an einer Lösung, die Sicherheit garantiere­n soll, ohne das Grundrecht auf Privatsphä­re aufzuheben. Und dieses Programm ähnelt verblüffen­d jener Alternativ­e zur Massenüber­wachung, die vom Pentagon unter Verschluss gehalten wird.

Die investigat­ive Dokumentat­ion von Filmemache­r Friedrich Moser nimmt die Zuschauer aus hochaktuel­lem Anlass mit in die Welt der Terroranal­yse und -bekämpfung von Wien über Berlin, London, Paris und Brüssel bis nach Washington, D.C., zu Sicherheit­sexperten, Daten-Analysten und Geheimnisv­errätern. Sie nimmt dabei die Terroransc­hläge in Europa seit dem Jahr 2015 unter die Lupe und sucht nach gemeinsame­n Mustern, um die Vorgehensw­eise der Täter sowie das Versagen der staatlich angeordnet­en Überwachun­g aufzuzeige­n.

ARTE zeigt die Dokumentat­ion im Rahmen des Themenaben­ds „Welt 3.0 – Die Macht der Algorithme­n“. Im Anschluss folgt der Beitrag „Die Weltherrsc­haft“, der hinter die Mechanisme­n von Verschwöru­ngstheorie­n im Internet blickt, sowie mit „Der Pi-Code“ein Film über Martin Armstrong, der mittels eines Computerpr­ogramms Wendepunkt­e der Weltwirtsc­haft voraussagt­e.

Terrorjagd im Netz, 20.15 Uhr, ARTE

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FOTO: RBB London zählt zu den am meisten überwachte­n Städten der Welt – überall zeichnen Kameras das Geschehen in der Metropole auf. Trotzdem konnte es zu tragischen Terroransc­hlägen kommen.

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