Saarbruecker Zeitung

Ein Denkmal für die Preußen-Königin

Mit einem Brunnen ehrte die preußentre­ue Bürgerschi­cht die beliebte Königin Luise. Doch die Anlage blieb nicht an ihrem ursprüngli­chen Platz.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Wer die Altneugass­e betritt, hat den Eindruck: Hier gehen die Uhren noch anders. Die kleine Gasse zwischen Schloss und Wilhelm-Heinrich-Straße gehört zu den ruhigsten der Stadt Saarbrücke­n. Da nur wenige Autos hier fahren, hört man schon von weiten sanft Wasser plätschern. Nahezu versteckt steht hier der Luisenbrun­nen. Das Bauwerk aus Muschelkal­k hat zwar nur ein kleines Brunnenbec­ken, doch zu beiden Seite angebaut sehr lange steinerne Bänke.

Dieser Brunnen, der „Dem Andenken Preussens edler Königin Luise“gewidmet ist, wie seine Inschrift samt einem Porträt-Medaillon darunter verrät, füllt die kleine Grünfläche vor einem Rest der mittelalte­rlichen Stadtmauer so gut aus, dass man meinen könnte, er stehe schon ewig hier. Dabei hat der Brunnen ein bewegtes „Wanderlebe­n“.

Aber wieso hat Saarbrücke­n einen Brunnen, benannt nach einer Königin aus Preußen, der Gattin von König Wilhelm III.? Schon zu Lebzeiten von Luise (1777-1810), aber auch noch 100 Jahre, nachdem sie bei der Geburt ihres zehnten Kindes gestorben war, gab es in Deutschlan­d einen regelrecht­en Luise-Kult. Nicht nur weil sie eine Schönheit war und weil ihre Umgangswei­se eher bürgerlich als aristokrat­isch steif war, wurde Luise von ihren Zeitgenoss­en verehrt. „Ihr Verdienst war ihr persönlich­er Einsatz in den Friedensve­rhandlunge­n Preußens mit Frankreich“, heißt es in einer Schrift der Saarbrücke­r Historiker­in Gerhild Krebs. Nach der verlorenen Schlacht von Tilsit 1807 suchte die Königin persönlich Napoleon I. auf und bat um einen verträglic­hen Frieden für Preußen.

Erfolglos habe sie sich demütigen lassen, schreibt Krebs, doch für diesen Einsatz wurde sie als „Mutter der Nation und Vorbild für die deutsche Einheit“geradezu verklärt. Nach dem gewonnenen Deutsch-Französisc­hen Krieg von 1870/71, als das Deutsche Reich gegründet wurde und das Nationalbe­wusstsein der deutschen Bevölkerun­g unaufhalts­am stieg, wie wiederum Ruth Bauer und Karin Maas in ihrem Buch zur Saarbrücke­r Frauengesc­hichte schreiben, baute man den Kriegsheld­en unzählige Denkmäler. Und suchte auch nach Heldinnen. Dafür war die schöne und tapfere Königin Luise ideal.

Die preußentre­ue Bürgerschi­cht von St. Johann und Saarbrücke­n war in ihrer Luisen-Begeisteru­ng offenbar kaum zu bremsen. So wurde aus der Neuen Brücke die Luisenbrüc­ke, aus dem Viertel daneben das Luisen-Viertel, aus der Ursulinens­traße die Königin-Luisen-Straße, aus der Ursulinens­chule die Königin-Luisen-Schule. Und zwischen Luisenbrüc­ke und Neumarkt enstand 1876, entlang der Saar und einer Luisenstra­ße auch eine „Luisenanla­ge“, ein prächtiger Landschaft­sgarten. In den stellte man dann auch noch eine Luisenbüst­e und 1912 den Luisenbrun­nen.

Entworfen hat ihn der Saarbrücke­r Architekt Ludwig Nobis, realisiert der Saarbrücke­r Bildhauer August Kuhn. Als man in Saarbrücke­n die Stadtautob­ahn plante und klar war, dass diesem Projekt die Luisenanla­ge zum Opfer fiel, suchte man für den Luisenbrun­nen einen neuen Ort. „Nach einer Zwischenla­gerung in der Schmollers­chule wurde der Luisenbrun­nen 1959 in der Talstraße, an der Himmelslei­ter am sogenannte­n Kornschen Berg aufgestell­t“, weiß der Sarbrücker Denkmalpfl­eger Hans Mildenberg­er. „Mit diesem Platz konnten sich die Saarbrücke­r allerdings nicht anfreunden.“1986/1987 wanderte der Brunnen schließlic­h an seinen heutigen Ort. Für die Altneugass­e ist er ein Gewinn.

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FOTO: SILVIA BUSS Der Luisenbrun­nen in der Altneugass­e steht vor einem Rest der Stadtmauer.

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