Immer Ärger mit Onkel Anthony – aber viel Spaß
Mit „Tot, aber glücklich – Lucky Stiff“hat das Statt-Theater Dudweiler eine musikalische Räuberpistole im Gepäck.
DUDWEILER Tot müsste man sein. Dann könnte man endlich mal in Ruhe die Urlaubsreise antreten, mit der es zeitlebens irgendwie nie geklappt hat. So bekloppt das klingt, so ernst ist oder besser war es Anthony Hendson damit. Monte Carlo heißt post mortem das Ziel seiner Träume – und voilà, genau dorthin entführt der Statt-Theater Dudweiler e.V. das Publikum in seiner 38. Produktion namens „Lucky Stiff“(übersetzt „glücklich steif“).
Erzählt wird die Geschichte des mausgrauen Schuhverkäufers Harry Witherspoon (Felix Riedel), der aus heiterem Himmel sechs Millionen Dollar von seinem bis dato unbekannten Onkel Anthony (Ralf Westermann) erbt.
Der Haken: Harry muss eine Woche Urlaub in Monte Carlo mit seinem vom Tierpräparator hergerichteten Onkel überstehen. Ansonsten fällt das gesamte Erbe an ein Hundeasyl in Brooklyn. Annabel Glick (Julia Conrad), leicht prüde, weltfremde Mitarbeiterin des Hundeheims, heftet sich schon bald an Harrys Fersen, in der Hoffnung, ihn beim Verstoß gegen die Bedingungen des Testaments zu erwischen.
Damit nicht genug, ist auch noch Anthonys durchgeknallte Geliebte Rita (Sonja Schuler) hinter dem Vermögen her. Streckenweise schwer sehbehindert, versucht sie zusammen mit ihrem Bruder, einem spießigen Augenarzt (Dieter Meier), das Erbe zu klauen.
Die Vorstellung im Bürgerhaus Dudweiler am Wochenende startete mit hohem Tempo. Gekonnt schlüpften die elf Darsteller von Rolle zu Rolle und von Kostüm zu Kostüm,
Zuschauer-Kommentare ohne ins Straucheln zu kommen, allen voran Christian Marc Klein, der im Laufe des Abends souverän acht Rollen meisterte.
Nachdem die wichtigsten Charaktere etabliert waren, kam etwas Ruhe ins Geschehen. Trotz eines Minimums an Bühnenbild und Requisiten konnte man dieses stets eindeutig verorten. So auch den Übersehflug nach Europa, ausgelagert auf einen mit Papier-Atemschutzmasken und einem Luftballon in Flugzeugform ausgestatteten Balkon im Rang – eine klasse Idee.
Musikalisch ging es von Anfang an richtig zur Sache. Jeder und jede muss singen, und dank Christin Chun von der gleichnamigen Musikschule, die beim Einstudieren half, klappte das auch ganz hervorragend – sowohl rockig-poppig als auch jazzig. Geschenkt, dass die Begleitung vom Band kam (wir berichteten).
Das Zusammenspiel zwischen Musik und den Choreographien von Birgit Meier, die das dynamische Ensemble gutgelaunt mal in der Wohnung der Concierge, mal im Hotel tanzte, verlieh dem Abend immer wieder den Charakter einer Unterhaltungsshow – inklusive süffisanter Note:
Mit ganz viel „Oh, Oh, Oh“und „Ah, Ah, Ah“behauptete Dominique du Monaco (Tanja Malcharek) bei ihrem Nachtclub-Auftritt, lasziv die Hüften schwingend: „Französisch ist nicht schwer.“Zusammen mit dem gelungenen Pausen-Cliffhanger gehörte das zu den dichtesten Momenten des Musicals, das Jan Alexander Kutscher nah am Original inszenierte – ohne der Versuchung zu erliegen, die Story in billigen Klamauk abdriften zu lassen
Rundum positiv äußerten sich die befragten Zuschauer. „Lustig“, „amüsant“und „empfehlenswert“fielen am häufigsten. Dudweiler habe ja sonst nicht so viel zu bieten. „Und wenn sich die Leute schon die Mühe geben“, dann wolle und solle man das unbedingt honorieren.
Viel Mitgefühl brachte man der erstarrten Leiche in Person von Robert Hartmann entgegen: „Stell dir mal vor, es juckt dich irgendwo und du darfst dich nicht bewegen.“Was für ein Horror! Entsprechend befreit sprang Hartmann am Schluss aus dem Rollstuhl, um mit den Kollegen noch einmal Harrys Alptraum „Schon zurück“zu rocken – die Revue-Nummer des Abends schlechthin. Chapeau!
„Lustig“, „amüsant“, „empfehlenswert“
nach der Vorstellung von „Lucky Stiff“
von „Tot, aber glücklich – Lucky Stiff“sind am 7., 8., 14. und 15. Oktober angesetzt. Die Aufführungen beginnen samstags um 20 Uhr und sonntags um 18 Uhr.
gibt es in allen Vorverkaufstellen von Proticket und in Saarbrücken-Dudweiler bei Papier Meiser.