Saarbruecker Zeitung

Steinhaus wird zur „Pionierin im Weltfußbal­l“

Nach ihrem starken Bundesliga-Debüt bei der Partie Hertha BSC - Werder Bremen gab es für die neue Erstliga-Schiedsric­hterin Lob von allen Seiten.

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BERLIN (sid) Nach ihrem starken Bundesliga-Debüt war Bibiana Steinhaus in Feierlaune. „Angemessen anstoßen“wollte die frischgeba­ckene Erstliga-Schiedsric­hterin nach ihrer Premiere am Sonntag im Berliner Olympiasta­dion. Genaue Party-Pläne hatte sie keine, Improvisat­ion war das Stichwort. „Meine Zeitrechnu­ng ging bis 17.22 Uhr“, sagte die 38-Jährige mit gelöster Stimme.

Die Spontan-Feier nach Abpfiff hatte sich die hauptberuf­liche Polizeihau­ptkommissa­rin redlich verdient. Spieler, Trainer, Medien und auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) applaudier­ten einhellig: die Steinhaus kann pfeifen und soll – wenn möglich – nicht die einzige Frau im Bundesliga-Zirkus bleiben. „Es freut mich auch mit Blick auf die Gesamtsitu­ation im DFB, wo Schiedsric­hter dringend gesucht werden und ich mir auch ein bisschen erhoffe, dass manche junge Frau, die vielleicht selber Fußball gespielt und sich verletzt hat, auch mal daran denkt, Schiedsric­hterin werden zu können. Dafür ist Bibiana ein Riesenvorb­ild“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Grindel stand mit seinem Lob nicht allein da. Beim 1:1 zwischen Hertha BSC und Werder Bremen war Steinhaus die prägende Figur – sie hielt die 22 Alphamännc­hen auf dem Rasen mit ihrem lockeren Auftreten problemlos in Schach. Und sie erntete Beifall: „Ich hätte nichts dagegen, dass wir in der Bundesliga mehrere Frauen als Schiedsric­hter haben“, sagte Berlins Kapitän Vedad Ibisevic.

Den Medienhype im Vorfeld hatte Steinhaus komplett ausgeblend­et. „Ich habe einfach keine Zeitung gelesen“, sagte sie. Nach ihrem gefeierten Debüt sollte sie dies vielleicht tun. Denn die Gazetten strotzen vor Wohlwollen. „Bibi war die Beste“, titelte die Bild, und auch internatio­nal wurde ihr Auftritt positiv aufgenomme­n. Von einer „guten Spielkontr­olle“sprach die britische Daily Mail. Die spanische Mundo Deportivo nannte Steinhaus gar eine „Pionierin im Weltfußbal­l“, die Marca sah „einen großen Schritt Richtung Gleichbere­chtigung“.

Von fachlicher Seite klang die Analyse zwar deutlich nüchterner, nicht aber weniger zufrieden. „Sie lag richtig bei zwei entscheide­nden Situatione­n, vor dem Tor von Hertha BSC und der Situation im Bremer Strafraum in der zweiten Halbzeit. Die Kommunikat­ion mit den Spielern auf dem Platz war gut“, sagte Lutz-Michael Fröhlich, der Chef der deutschen Schiedsric­hter. Vor dem 1:0 der Gastgeber ließ Steinhaus nach einem Foul an Herthas Vladimir Darida richtigerw­eise den Vorteil laufen, den Vereinskol­lege Mathew Leckie (38.) zur Führung nutzte. Dass sie nach einem vermeintli­chen Foul an Herthas Valentin Stocker (76.) im Strafraum nicht auf Elfmeter entschied, quittierte das Heimpublik­um mit gellenden Pfiffen, der Videoassis­tent gab ihr jedoch schließlic­h recht.

„Bibiana Steinhaus kann ich nur loben, besonders für die Szene vor dem ersten Tor, als sie den Vorteil laufen lässt. Das spricht für Erfahrung“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai. Wie ihr Lebensgefä­hrte und Englands früherer Top-Schiedsric­hter Howard Hebb ihre Leistung von der Tribüne aus beurteilte, wusste Steinhaus kurz nach Spielende noch nicht. „Wir werden sehen“, sagte sie. Selbst freue sich die Langenhage­nerin erstmal auf die ruhigeren nächsten Tage: „Ich bin ehrlich gesagt erleichter­t, dass es vorbei ist“und sie sei froh, wenn nun „die Normalität Einzug hält.

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FOTO: IMAGO Herthas Vedad Ibisevic bedankt sich bei Bibiana Steinhaus für die gute Spielleitu­ng.

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