Saarbruecker Zeitung

Viele Passanten möchten keine Bettler sehen

SZ-Straßenumf­rage in der Saarbrücke­r City: Wer unterstütz­t den Plan der Stadtverwa­ltung, eine „bettlerfre­ie“Zone einzuricht­en?

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Die Stadtverwa­ltung plant eine bettlerfre­ie Zone (die SZ berichtete). Menschen, die am Straßenran­d sitzen oder Passanten um Geld bitten, sollen nicht mehr zum Bild der City gehören. Die SZ fragte Passanten, was sie davon halten.

Carmen Bambach (63), Regierungs­angestellt­e aus Spiesen Elversberg, sagte: „Ich finde eine bettlerfre­ie Zone in Saarbrücke­n angebracht. Meiner Meinung nach wird man zu sehr belästigt. Manche sind sogar so penetrant, dass man Angst bekommt.“Das Betteln sei in Saarbrücke­n schlimmer geworden, was Saarbrücke­n nicht gerade attraktive­r mache.

Bambach hat schon gute und schlechte Erfahrunge­n mit Bettlern gemacht: „Einmal habe ich einem Bettler etwas Geld gegeben, der hat sich riesig gefreut und sich ganz oft bedankt. Dann war da aber auch mal einer, dem ich einen Wurstweck schenken wollte. Der Bettler wollte diesen aber nicht, weil er ja nicht wüsste, was auf dem Weck drauf sei und ob man das auch essen könne. Er wolle lieber etwas Geld. Das hat er von mir aber nicht bekommen.“

Karin Bohlen (58), Krankensch­wester aus Zweibrücke­n, erklärte: „Eine bettlerfre­ie Zone finde ich okay. Gerade eben noch haben wir eine junge Frau vor einem Geschäft sitzen sehen mit zwei Plastiktüt­en. Das schreckt ab. Am schlimmste­n finde ich, wenn sie mit Kindern dort sitzen oder im Winter in dünner Kleidung.“

Auch Bohlen hat schon schlechte Erfahrunge­n mit Bettlern gemacht: „Ein junger Typ ist auf mich zugekommen und hat gefragt ob ich mal einen Euro für ihn habe. Ich verneinte mehrfach, und er sagte immer wieder, ich solle doch mal genauer nachschaue­n. Ich bin ein Mensch, der gerne gibt, aber in solch einer Situation nicht.“

Bohlen findet, dass das Betteln in der Saarbrücke­r Innenstadt zugenommen hat, vor sieben Jahren gab es ihrer Ansicht nach viel weniger Bettler als jetzt.

Felix Limberg (25), Student aus Saarbrücke­n: „Ich finde, das ist keine schlechte Idee, aber ich glaube nicht, dass das umsetzbar ist. Betteln kann man schlecht kontrollie­ren, und da stellt sich auch die Frage, wer soll das kontrollie­ren. Ich selbst habe noch keine schlechten Erfahrunge­n mit Bettlern gemacht, ich wohne in der Innenstadt, und bei uns im Flur schlafen ab und an mal Bettler. Ich habe einen Hund, und man kommt dann auch mal ins Gespräch wegen der Hunde. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass die Einzelhänd­ler genervt sind, wenn da ständig jemand vorm Geschäft sitzt.“

Saskia Pauss (37), Rechtsanwa­ltsfachang­estellte aus Heusweiler: „Ich finde gut, wenn das aggressive Betteln nachlässt, aber wenn die Menschen nur dasitzen oder Musik machen, stören sie mich nicht. Da sollte man unterschei­den.“Auch Pauss hat schon schlechte Erfahrunge­n gemacht: „Ich gab mal einer Frau Geld, und eine Minute später stand sie wieder vor mir und fragte wieder ob ich ihr was geben könne, das war nervig. Was natürlich überhaupt nicht geht, wenn Kinder mitgenomme­n werden. Die haben dort nichts zu suchen. Bei Tieren habe ich keine Probleme, die sind meist gut erzogen.“

Christian Biegel (45) aus Püttlingen, Mitarbeite­r des Finanzamte­s: „Mich belästigen die Bettler nicht. Ich finde, das hält sich noch alles im Rahmen. In meinen Augen hat sich das Betteln in Saarbrücke­n auch nicht vermehrt. Schlechte Erfahrunge­n habe ich auch noch keine gemacht. Aber ich muss ehrlich sein, wenn ich einen kleinen Hund dort sitzen sehe, spende ich eher was. Aber wenn Kinder dasitzen, geht das gar nicht. Das sollte strikt verboten werden.“

Till Huppert (45) aus Tholey, Unternehme­nsjurist: „Ich bin selten in der Saarbrücke­r Innenstadt unterwegs. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob das Betteln zugenommen hat. Aber mich würde das nerven. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für ältere Menschen unangenehm oder auch beängstige­nd ist, in ein Geschäft zu gehen, vor dem Bettler sitzen. Für die Geschäftsl­eute ist das bestimmt nervig. Ich bin nicht gegen eine bettlerfre­ie Zone, aber auch nicht dafür.“

 ?? SZ-ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL ?? Diese Bettlerin bat im September 2013 in der Saarbrücke­r Innenstadt um Kleingeld.
SZ-ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Diese Bettlerin bat im September 2013 in der Saarbrücke­r Innenstadt um Kleingeld.
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FOTO: BECKER&BREDEL Till Huppert.
 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Saskia Pauss.
FOTO: BECKER&BREDEL Saskia Pauss.

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