Saarbruecker Zeitung

G wie Große Koalition

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BERLIN (has) Formal gilt: Eine Große Koalition ist ein Regierungs­bündnis derjenigen (beiden) Parteien, die im Parlament am stärksten vertreten sind. Im politische­n System der Bundesrepu­blik sind das traditione­ll die Volksparte­ien CDU/CSU und SPD. Bisher zumindest.

Emotional gilt: Bitte nicht schon wieder. Das sagen sie bei der SPD, weil den Genossen die Große Koalition zuletzt nicht gut getan hat. Die politische Umarmung durch Angela Merkel hat nicht nur, aber auch die Sozialdemo­kraten deutlich unter 30 Prozent gedrückt. Bitte nicht wieder sagen sie aber auch bei CDU und CSU, da die beiden letzten Großen Koalitione­n (2005 bis 2009 und 2013 bis 2017) nicht unerheblic­h zur Sozialdemo­kratisieru­ng der Union beigetrage­n haben.

Von Angela Merkel war das so gewollt. Und auch viele Bürger wünschen sich das Bündnis eigentlich nicht erneut, weil die Unterschei­dbarkeit der Parteien verloren geht und dadurch zugleich die Ränder erstarken. Siehe AfD. Etwas anderes kommt noch hinzu: Große Koalitione­n bedeuten nicht zwangsläuf­ig auch große politische Würfe. Oft geht es nur um den kleinsten gemeinsame­n Nenner, auf den sich die Partner verständig­en können. Eine Neuauflage der „Zwangsehe“, wie viele Koalitionä­re immer wieder über ein solches Bündnis lästern, ist angesichts der Umfragen dennoch nicht unwahrsche­inlich. Eine Liebesheir­at wird eine Große Koalition aber nie werden.

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