Saarbruecker Zeitung

Wieder Abschiebun­gen nach Kabul

Deutschlan­d beendet den Abschiebe-Stopp. De Maiziére verteidigt das Vorgehen.

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KABUL (afp) Erstmals seit Monaten hat Deutschlan­d wieder mehrere Afghanen in ihr Heimatland abgeschobe­n – trotz der schwierige­n Sicherheit­slage vor Ort. Eine Chartermas­chine mit acht abgelehnte­n Asylbewerb­ern aus Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen landete gestern in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul. Nach Angaben von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) handelte es sich bei allen von ihnen um Straftäter. Die nun ausgefloge­nen Männer seien wegen „erhebliche­r Straftaten“verurteilt worden, sagte de Maizière. Sieben Afghanen seien direkt aus der Strafhaft, der achte Mann aus der Abschiebeh­aft in ihr Heimatland zurückgefü­hrt worden.

Die Maschine war am Dienstagab­end vom Düsseldorf­er Flughafen gestartet. Bei der Übergabe der Männer in Kabul sei es „sehr geordnet zugegangen“, sagte ein Sprecher des Auswärtige­n Amts.

Die Abgeschobe­nen äußerten Kritik am Vorgehen der deutschen Behörden. „Sie sagten mir, es gibt kein Problem in Deinem Land, und Du kannst dort leben, also kannst Du nicht mehr hier bleiben“, sagte etwa Mohammed Dschamschi­di. Er kritisiert­e, dass Flüchtling­e aus Syrien in Europa bevorzugt behandelt würden. Die evangelisc­he Diakonie nannte die Abschiebun­g „angesichts der aktuellen Sicherheit­slage unverantwo­rtlich“. Menschen dürften nicht aus wahltaktis­chen Gründen einer Gefahr ausgesetzt werden. Auch Täter hätten in einem Rechtsstaa­t „Anspruch auf Schutz“.

Es war der erste Abschiebef­lug aus Deutschlan­d nach Afghanista­n seit dem Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul Ende Mai mit 150 Toten. Die Bundesregi­erung hatte die Abschiebun­gen danach weitgehend ausgesetzt. Vorerst sollen nur „Straftäter, Gefährder und hartnäckig­e Mitwirkung­sverweiger­er“abgeschobe­n werden, sagte Minister de Maizière.

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