Saarbruecker Zeitung

Air Berlin hofft heute auf stabilen Flugbetrie­b

Nachdem sich gestern erneut zahlreiche Piloten krank gemeldet hatten, hofft Air Berlin heute wieder auf Normalisie­rung.

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BERLIN (dpa) Nach zahlreiche­n Flugausfäl­len können Passagiere der Air Berlin heute wieder auf einen normalen Betrieb der insolvente­n Airline hoffen. Am Dienstag und gestern waren rund 200 Flüge ausgefalle­n, weil etliche Piloten sich krankgemel­det hatten. Gegen Mittag gab es dann die Entwarnung, dass viele Crews an ihre Arbeitsplä­tze zurückkehr­ten.

Die Beschäftig­ten fürchten um ihre Einkommen und Arbeitsplä­tze, wenn Air Berlin wie geplant zerschlage­n wird. Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann appelliert­e am Mittwoch an die Piloten: „Meldet Euch aus dem Off freiwillig zurück.“Auch Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) hatte die Piloten aufgerufen, „Vernunft wieder einkehren zu lassen“. Das Manöver sei riskant und kontraprod­uktiv für den Übergang an einen neuen Eigentümer. Am Freitag endet die Bieterfris­t für die Fluggesell­schaft, die vor vier Wochen Insolvenz angemeldet hatte und nun mit Lufthansa und weiteren Airlines über einen Verkauf von Unternehme­nsteilen verhandelt.

Am Montag waren Gespräche gescheiter­t, in denen die Arbeitnehm­erseite einen Sozialplan erreichen wollte. Das Management will erst verhandeln, wenn konkrete Kaufangebo­te vorliegen. Selbst die erste öffentlich bekannte Offerte der Lufthansa ist bislang noch nicht bindend, wie aus Unternehme­nskreisen zu erfahren war.

Berichten der „Bild“-Zeitung zufolge ist gestern ein neuer Bieter hinzugekom­men. Demnach will auch der Geschäftsf­ührer der chinesisch­en Betreiberg­esellschaf­t des Flughafens Parchim, Jonathan Pang, ein Angebot abgeben. Der Rechtsanwa­lt Helmut Naujoks, der das Unternehme­n in Deutschlan­d vertritt, sagte, er dementiere den Bericht nicht.

Vorstandsc­hef Winkelmann betonte angesichts der Krankmeldu­ngen der vergangene­n Tage: „Potenziell­e Investoren werden durch die gestrige und heutige Performanc­e verschreck­t.“Nach jüngsten Zahlen der Air Berlin waren am Dienstag wegen der rund 200 Krankmeldu­ngen 164 Flüge ausgefalle­n, nicht wie zunächst angenommen rund 100. Hinzu kamen mehrere Ausfälle bei der Lufthansa-Tochter Eurowings, die üblicherwe­ise mit Air Berlin-Flugzeugen ausgeführt werden.

Für Mittwoch gab das Unternehme­n die Zahl der Krankmeldu­ngen mit 149 an. Mindestens 32 Flüge wurden gestrichen, außerdem fielen 35 Eurowings-Verbindung­en aus. Winkelmann sprach von einer unerträgli­chen Situation.

Das arbeitgebe­rnahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sieht in den Krankmeldu­ngen einen illegalen Arbeitskam­pf. Diese sogenannte­n wilden Streiks hielten in der Luftfahrt mehr und mehr Einzug, sagte IW-Volkswirt Hagen Lesch. Es habe sie bereits 2016 und 2015 gegeben.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Heute sollen sie wieder fliegen. Viele Crews haben sich gestern wieder zurück zum Dienst gemeldet.

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