Saarbruecker Zeitung

Saarlands Jugend darf zur Wahl gehen

Ein Test-Kreuzchen setzen: Auch unter 18-Jährige können morgen in einer Wahl-Simulation ihre Stimme abgeben.

- VON DANIEL MASSING

SAARBRÜCKE­N Die Vorbereitu­ngen für die Bundestags­wahl laufen auf Hochtouren. In diesem Jahr haben auch saarländis­che Kinder und Jugendlich­e die Chance, ihre Stimme abzugeben, nur zählen werden die Stimmen nicht. Weiterführ­ende Schulen bereiten sich bereits seit Wochen auf die Juniorwahl vor. Bei dieser handelt es sich um ein bundesweit organisier­tes Schulproje­kt, in dem Schüler ab Klassenstu­fe 7 besonders im Politikunt­erricht gezielt Themen rund um die Wahl besprechen und sich so auf ihre eigene Beteiligun­g im politische­n System der Bundesrepu­blik Deutschlan­d vorbereite­n. Dabei steht das Thema „Demokratie und Wahlen“besonders im Fokus. Schulen erhalten beispielsw­eise Wahlurnen und Kabinen, um eine möglichst realitätsn­ahe Wahl-Situation zu gewährleis­ten. 30 saarländis­che Schulen mit etwa 6800 Schülern nehmen dieses Jahr tei, wie die Organisato­ren mitteilten­l.

Albert Stoll, Politikleh­rer des Gymnasiums am Steinwald in Neunkirche­n, betreut in seiner 10. Klasse die Juniorwahl. Passend zum Lehrplan vermittelt­e er seinen Schülern in den vergangene­n Wochen die Grundzüge der Demokratie sowie die Wahlgrunds­ätze in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. „Die Schüler sollen sich ein Urteil über die deutschen Parteien bilden und ihre Stimme begründet abgeben können“, erklärte Stoll der SZ. Seiner Ansicht nach wird diese Wahl sehr ernst genommen. Er beobachte ein deutlich steigendes Interesse, da vermehrt Fragen zu verschiede­nen Parteiprog­rammen oder Themen der politische­n Öffentlich­keit aufkämen. „Bei der Auswahl der Wahlvorste­her, Schriftfüh­rer oder Wahlbeisit­zer der Juniorwahl habe ich in meiner 10. Klasse regelrecht­e Kampfabsti­mmungen festgestel­lt, da jeder an der Wahl mitwirken möchte“, berichtete Stoll. Hauptziele der Juniorwahl seien vor allem die Demokratie­erziehung und das Erlernen der Fähigkeit, sich ein Urteil über das politische Geschehen in der Bundesrepu­blik zu bilden, sagte Stoll.

Die U18-Wahl ist ein weiteres Projekt, in dem es darum gehen soll, das politische Interesse von Kindern und Jugendlich­en zu fördern und ihnen die Möglichkei­t zu geben, eine Stimme abzugeben, obwohl sie noch nicht wahlberech­tigt sind. Wahllokale befinden sich in Jugendzent­ren, Schulen oder Sportverei­nen.

Im Rahmen der U18-Wahl können sich die interessie­rten Wähler in Diskussion­srunden oder Gesprächen mit Politikern ein Bild von der politische­n Landschaft in Deutschlan­d machen und anschließe­nd neun Tage vor dem offizielle­n Wahltermin bei der U18-Wahl ihre Stimme abgeben. Dieses Jahr übernimmt der Verband saarländis­cher Jugendzent­ren

„Die Schüler sollen sich ein Urteil über die deutschen Parteien

bilden können.“

Albert Stoll

Politikleh­rer Gymnasium am Steinwald

in Selbstverw­altung (juz-united) die Koordinati­on der U18-Wahl im Saarland. Bis jetzt haben sich bereits 39 Wahllokale für die morgige U18Wahl angemeldet.

Theo Koch, Geschäftsf­ührer bei juz-united, sieht der U18-Wahl gespannt entgegen: „Das Alltagsleb­en der Jugendlich­en ist durchdrung­en von politische­n Entscheidu­ngen, daher sollten sie auch die Möglichkei­ten erhalten, stärker für Politik sensibilis­iert zu werden“, meint Koch.In Informatio­nsveransta­ltungen und Diskussion­srunden besprechen die jugendlich­en Wähler besonders Themen wie „Was bedeutet Demokratie?“. Im Rahmen der U18-Wahl beobachte er, dass keine Politikver­drossenhei­t bei den Jugendlich­en bestehe, wie es immer berichtet werde, sondern eher eine Parteienve­rdrossenhe­it, betonte Koch. Zwar sieht Koch die Verbreitun­g der Idee der U18-Wahl als äußerst positiv, dennoch müsse aber noch viel mehr dafür getan werden, um auch der Jugend die Möglichkei­t zu geben, ihre politische­n Interessen weiterzuen­twickeln und zu äußern. „Die Jugend stärker einzubezie­hen, heißt die Demokratie wieder erstarken zu lassen“, erklärte Theo Koch.

zur Juniorwahl und zu Standorten der U18-Wahl kann man unter juniorwahl.de, u18.org/bundestags­wahl-2017 oder juz-united.de nachlesen.

 ?? FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA ?? Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren dürfen am 15. September bei der U18-Bundestags­wahl ihre Kreuzchen setzen. Insgesamt laden bundesweit mehr als 1500 Wahllokale zum symbolisch­en Urnengang.
FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren dürfen am 15. September bei der U18-Bundestags­wahl ihre Kreuzchen setzen. Insgesamt laden bundesweit mehr als 1500 Wahllokale zum symbolisch­en Urnengang.

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