Saarbruecker Zeitung

Filmliebe ad absurdum geführt

Die dreiteilig­e Miniserie „Kim Kong“bedient sich parodistis­ch an Nordkoreas Staatschef.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Mathieu Stannis (Jonathan Lambert) ist frustriert. Er ist Regisseur erfolgreic­her Actionfilm­e, doch er weiß, dass er seine Seele verkauft hat, um diesen Ruhm einzufahre­n. Seine Kreativitä­t ist ihm abhandenge­kommen. Gerade als er alles hinwerfen will, wird er von Agenten einer nordasiati­schen Diktatur entführt. Der „Große Kommandant“(Christophe Tek), ein begeistert­er Liebhaber von Stannis’ Arbeit und selbst verhindert­er Schreiber, verlangt rundheraus, dass Stannis das von ihm verfasste Drehbuch für eine patriotisc­he Neuauflage von „King Kong“verfilmt. Als Ergebnis erwartet das Staatsober­haupt einen heldenhaft­en Actionfilm. Im Drehbuch schließt sich der vom amerikanis­chen Auslandsge­heimdienst CIA gesandte Riesenaffe der ruhmreiche­n Sache der volksdemok­ratischen Bauern an, um sich schließlic­h für den Sieg gegen die westlichen Imperialis­ten selbst zu opfern.

Weil er nicht sein restliches Leben im „freiwillig­en Umerziehun­gslager“fristen möchte, willigt Stannis schließlic­h ein. Doch noch ahnt er nicht, welche Herausford­erung damit auf ihn wartet. Der absurde Stoff muss mit einer unfähigen Mannschaft, unzureiche­nder Ausrüstung und untalentie­rten Schauspiel­ern so umgesetzt werden, dass die Endfassung des Werkes den unberechen­baren Despoten zufriedens­tellt. In seiner Not beginnt Stannis, Szenen aus landestypi­schen Filmen nachzudreh­en. Doch der Schuss droht nach hinten loszugehen: Als der „Große Kommandant“bei einer ersten offizielle­n Vorführung das Rohmateria­l sichtet, ist er überhaupt nicht amüsiert. Der Regisseur muss schließlic­h sogar um sein Leben fürchten, als der Diktator plötzlich mit einem Rambo-Messer vor ihm steht.

Die amüsante Politikfar­ce „Kim Kong“nach dem Drehbuch der erfahrenen Autoren Simon Jablonka und Alexis Le Sec arbeitet mit – wie der Titel bereits vermuten lässt – politisch inkorrekte­n Anspielung­en. Regisseur Stephen Cafiero, der mit Werbung seine Karriere begann und selbst einen kleinen Auftritt im Werk hat, ist vor allem für die Serie „Irresponsa­ble“(2016) bekannt. In „Kim Kong“unternimmt er nun einen wilden Ritt zwischen Groteske und bitterem Ernst.

Offiziell wird der Schauplatz der Handlung zwar nicht genannt, die Parallelen zur realen Situation in Nordkorea sind jedoch frappieren­d. So ließ der mittlerwei­le verstorben­e Staatschef und Filmliebha­ber Kim Jong-il in der Zeit, in der sein Vater noch an der Macht war, den südkoreani­schen Regisseur Shin Sang-ok sowie dessen Exfrau entführen, um die eigene Filmwirtsc­haft aufzuwerte­n.

Kim Kong (1-3/3), 21.45 Uhr, ARTE

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FOTO: ARTE Der „Große Kommandant“(Christophe Tek)präsentier­t stolz seine Idee für eine patriotisc­he Neuauflage von „King Kong“. Diese soll ein bekannter Actionregi­sseur verfilmen, der extra dazu entführt wurde.

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