Erste Adresse für Reanimationspatienten
Klinikum Saarbrücken will die Betreuung verbessern. Ärzte mehrerer Fachrichtungen arbeiten zusammen.
SAARBRÜCKEN (gs) Die Herz-Lungen-Massage ist vielen aus dem Erste-Hilfe-Kurs bekannt. Statistisch gesehen werden pro Jahr rund 1000 Saarländer auf diese Weise wiederbelebt. Dabei kommt es auf jede Sekunde an. Schon nach drei Minuten, in denen das Herz nicht schlägt, ist das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und erleidet bleibende Schäden. Doch auch der rechtzeitige Beginn der Reanimation ist keine Garantie für ein Happy End. Weniger als die Hälfte der reanimierten Patienten kommt lebend in einer Klinik an. Von denen wiederum können später trotz moderner Medizin nur 10 bis 20 Prozent ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen nach Hause entlassen werden.
„An dieser Zahl wollen wir mit der Einrichtung des Zentrums etwas ändern“, erklärt Florian Custodis, Chefarzt der Kardiologie des Winterbergklinikums. Denn es sei wissenschaftlich erwiesen, dass diese Zahl stark davon abhängt, ob die Patienten vom Rettungsdienst in eine spezialisierte Einrichtung gebracht wurden oder nicht. „Ziel ist in so einem Fall nicht die nächstgelegene Klinik, sondern die nächste geeignete Klinik“, fügt Christian Braun, Ärztlicher Direktor und Leiter der Zentralen Notaufnahme hinzu. Nicht nur durch den Kreislaufstillstand, auch dadurch, dass das Herz durch die Reanimation wieder zu schlagen beginnt, können Schäden am Gehirn auftreten. Um das zu verhindern, wird die Körpertemperatur in den ersten 24 Stunden auf 33 Grad Celsius heruntergekühlt, was die schädigenden Prozesse stark hemmt. Dabei werden sie von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen betreut.
In einem „Cardiac Arrest Center“ist das von der ersten Minute an der Fall. Bei einem Herzinfarkt, der häufigsten Ursache von Kreislaufstillstand, wird mit einer Herzkatheteruntersuchung das verstopfte Gefäß entdeckt und wieder geöffnet. Vorher sind allerdings blutgerinnungshemmende Medikamente nötig. „Bei einem Patienten, der durch den Herzinfarkt gestürzt ist und eine Kopfverletzung erlitten hat, wäre das fatal“, erklärt Konrad Schwarzkopf, Chefarzt der Anästhesiologie und Leiter des Zentrums für Intensiv- und Notfallmedizin. In so einem Fall muss zunächst eine Aufnahme des Gehirns gemacht werden, die von Neurologen beurteilt wird. Das wäre auch in anderen Kliniken der Fall, allerdings erst auf der Intensivstation. Im „Cardiac Arrest Center“passiert das bereits im sogenannten Schockraum, wo Patienten in der Notaufnahme ankommen. „Es geht also keine Zeit verloren“, sagt Schwarzkopf. Den Schockraum, den Herz-Kreislauf-Patienten normalerweise nicht durchlaufen, hat das Klinikum schon länger für sie geöffnet. „Die Einrichtung des Zentrums war vor allem eine Optimierung unserer Abläufe. Kurze Wege haben wir hier ohnehin“, erklärt Braun. Der Begriff ‚Cardiac Arrest Center’ ist derzeit noch nicht geschützt. In den nächsten ein bis zwei Jahren führt der „Deutsche Rat für Wiederbelebung“ein Zertifizierungsverfahren ein. „Dafür haben wir unsere Klinik angemeldet“, sagt Schwarzkopf. Doch damit die Ärzte überhaupt zum Einsatz kommen, müssen Laien wissen, wie eine Reanimation funktioniert. Während der „Woche der Wiederbelebung“gibt es am 19. und 20. September jeweils um 17 und 18 Uhr zweistündige Kurse. Sie beginnen im Hörsaal des Klinikums.
Anmeldung: Tel. (0681) 963-2648.