Saarbruecker Zeitung

Junge Forscher legen Wandmalere­i frei

18 Teilnehmer waren bei internatio­nalem Grabungsca­mp im Europäisch­en Kulturpark Bliesbruck-Reinheim dabei.

- VON WOLFGANG DEGOTT

HOMBURG/REINHEIM „Ich wollte an einem Grabungsca­mp teilnehmen, um zu sehen, ob es interessan­t für mich ist“, nannte der 20-jährige Elias Befeldt aus Waldmohr seine Beweggründ­e am Grabungsca­mp im Europäisch­en Kulturpark Bliesbruck-Reinheim teilzunehm­en. Animiert dazu habe ihn auch sein gleichaltr­iger Kommiliton­e beim Studium der Altertumsw­issenschaf­ten, Jan Neuheisel, aus Jägersburg. Beide waren überrascht über den Ablauf des knapp vierwöchig­en „Arbeitsein­satzes“auf der deutschen Seite des Parks. Sie beschäftig­ten sich insbesonde­re mit der Freilegung von Wandmalere­i-Resten im Randbereic­h der römischen Villa.

„Es ist sehr interessan­t, was man alles findet. Es ist aber viel mehr Arbeit, als man gemeinhin vermutet, doch es macht auch viel Spaß“, so Neuheisel, der wie Befeldt im weiteren Verlauf seines Studiums noch mehr Praktika absolviere­n will. Vor über 40 Jahren hat der „Urvater“des Europäisch­en Kulturpark­s Reinheim-Bliesbruck, Professor Jean Schaub, das archäologi­sche Grabungsca­mp auf dem Gelände zwischen Reinheim und Bliesbruck erstmals etabliert. Der Gründer des Parks ist längst tot, die Idee des Camps indes ist geblieben. Alljährlic­h wird seither an Stellen gearbeitet, an denen abzusehen ist, dass die Mühe auch von Erfolg gekrönt ist, dass man am Ende Ergebnisse vorweise könne, erläuterte der Parkarchäo­loge und Leiter des Camps, Michael Ecker, der als 16-Jähriger selbst Teilnehmer am Grabungsca­mp war.

Neben dem Areal der Villa, wo das Augenmerk auch auf Vermessung der Mauern und der Freilegung einer gemauerten Rinne, die aus einer Toilette ins Freie führt, gelegt wurde, waren die 18 Teilnehmer aus Deutschlan­d, Österreich, Italien, Frankreich und Belgien auch mit dem Freilegen des Bodens eines zehn mal acht Meter großen Nebengebäu­des beschäftig­t. Die angehenden Wissenscha­ftler, zwischen

Michael Ecker 18 und 30 Jahre alt, graben auf geschichts­trächtigem Feld, zwar ohne Lohn, aber dafür wird Kost und Logis von den Veranstalt­ern übernommen. Von der Arbeit erhoffe man sich vor allem eine Aufklärung der Geschichte des Gebäudes, das über 300 Jahre bis ins vierte nachchrist­liche Jahrhunder­t hinein genutzt worden ist.

Zutage gefördert und dokumentie­rt würden Nachweise über die Nutzungsve­ränderung und Umbauten. Somit werde die Geschichte des Hauses nacherzähl­t. „Schon im dritten Jahr graben wir an diesem letzten Nebengebäu­de, das wir kennen und das noch nicht ausgegrabe­n ist“, unterstric­h Ecker. In der jetzt zu Ende gegangenen Grabungska­mpagne verwundert­e vor allem ein großer Schlüsself­und am Rande der Außenmauer­n, dessen Herkunft noch verborgen ist.

Mit bei der Decodierun­g der geschichtl­ichen Hinterlass­enschaft war auch die 25-jährige Bochumerin Nathalie Schulz, die bereits zum vierten Mal mit von der Partie war. „Es macht Spaß, die Leute sind nett, und die Umgebung ist schön“, freute sich die Master-Studentin im Fach Ur- und Frühgeschi­chte. Das bewege sie dazu, immer wiederzuko­mmen. Auch wolle sie miterleben, was „hier am Ende herauskomm­t“. Im Verlauf der Jahre seien unter ihren Händen vor allem Keramik und Eisennägel entdeckt worden.

Seit dem vergangene­n Jahr, so Ecker – er leitet zum 18. Mal die Grabung – werde das Camp gemeinsam mit den Mitarbeite­rn der französisc­hen Grabung, zu denen eine Archäologi­n und zwei Grabungste­chniker gehören, geplant und durchgefüh­rt. Die Teilnehmer seien erstmals in den Bungalows nahe dem gallo-römischen Vicus von Bliesbruck untergebra­cht.

„Wir sitzen abends oft zusammen, reden, singen und hören gemeinsam Musik“, so Nathalie Schulz, die gern auch im nächsten Jahr wieder in den Kulturpark nach Reinheim kommen möchte.

„Schon im dritten Jahr graben wir in diesem letzten Nebengebäu­de, das wir im Kulturpark kennen und das noch nicht freigelegt ist.“

Parkarchäo­loge

 ?? FOTO: WOLFGANG DEGOTT ?? Einige der Teilnehmer des Grabungsca­mps bei ihrer Arbeit unter dem Folientunn­el über dem Boden des Nebengebäu­des. Fachkundig­e Unterstütz­ung gibt der Grabungsle­iter Michael Ecker (stehend), der sich die Arbeiten ansieht.
FOTO: WOLFGANG DEGOTT Einige der Teilnehmer des Grabungsca­mps bei ihrer Arbeit unter dem Folientunn­el über dem Boden des Nebengebäu­des. Fachkundig­e Unterstütz­ung gibt der Grabungsle­iter Michael Ecker (stehend), der sich die Arbeiten ansieht.
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