Saarbruecker Zeitung

Saar-Golfer kämpfen gegen den Elite-Ruf an

Mit Schnuppers­tunden und vergünstig­ten Einsteiger-Preisen wollen die saarländis­chen Golfclubs neue Mitglieder werben.

- VON PATRICIA HEINE

NOHFELDEN Es gibt ihn in jedem Fernseh-Krimi. Den einen Bösewicht. Den Unsympathe­n. Den Schnösel. Meist ein Anwalt oder Zahnarzt, erzählt Stephan Evenschor, selbst Arzt. Die Ermittler betreten seine Wohnung. Das erste im Bild: eine Golftasche. „Die Assoziatio­n des Golfers ist immer der Kotzbrocke­n“, erzählt Evenschor. Der Präsident des Golfverban­des Saarland lacht darüber. Dabei ist er das Klischeede­nken leid.

„Golfer sind keine elitäre Gemeinscha­ft“, sagt auch Gottfried Hares, Präsident des Golfparks Bostalsee. Schüler, Studenten, Angestellt­e, Mediziner. Sie alle seien Mitglieder. Auf dem Golfplatz sind sie alle gleich. Gesellscha­ftsstatus egal. Auf dem Golfplatz finde man Freunde, Mitspieler, Erholung. „Wir haben keine Berührungs­ängste und keine Schwellen von außen“, sagt Hares. Neu-Golfer bräuchten aber immer etwas Zeit, um das zu erkennen. „Und dann stellen sie fest: Da laufen ja ganz normale Menschen rum, und das ist ja ein richtiger Sport“, erzählt Hares. Und zwar einer mit anspruchsv­oller Technik. Sportwisse­nschaftler hätten errechnet, dass bei einem Schwung 400 der insgesamt 600 Muskeln eingesetzt werden. Mentale Stärke sei auch wichtig, denn jeder spiele gegen sein eigenes Ego. Gegen den Golfplatz. Mit den Gegnern, statt gegen sie.

Ein Nachmittag hier auf dem Golfplatz am Bostalsee, mitten in der Natur – es ist wie Urlaub, eine Auszeit vom Alltag. Aber eine teure, das lässt sich nicht abstreiten. Auf 35 Hektar erstreckt sich der 9-Loch-Golfpark. Die Fläche muss täglich gepflegt werden. Das ganze Jahr über. Das kostet. Rund 1300 Euro im Jahr zahlt ein Mitglied ab 30 Jahren im Golfclub Bostalsee. Neben der Platzpfleg­e finanziert der Club davon Turniere oder die Jugendarbe­it. Vor allem in die Nachwuchsf­örderung steckt der Golfverban­d sein Geld. Mehrere Turniere richten die saarländis­chen Clubs aus. 80 bis 100 Kinder wirbeln dann mit ihren Golfschläg­ern über den Platz, erzählt Jugendwart Christoph Ringling. Sie kommen zum Teil aus ganz Deutschlan­d. Die besten Nachwuchs-Golfer aus dem Saarland spielen regelmäßig gegen die Luxemburge­r Jugend-Nationalma­nnschaft.

In den sechs Golfverein­en im Saarland bekommen Kinder gegen eine geringe Mitgliedsg­ebühr regelmäßig­es Gruppentra­ining. „Bis zum Alter von zehn Jahren kostet Golfen in der Regel gar nichts“, sagt Evenschor. Und bis zum 18. Lebensjahr zahlen sie gerade einmal 50 Euro im Jahr. „Den Rest finanziere­n wir aus Spenden, aus Turnieren und aus den Mitglieder­beiträgen“, sagt Hares. So haben die rund 4000 Golfer im Saarland sich schon das eine oder andere ermöglicht. Zwei Indoor-Anlagen zum Beispiel. Die seien einzigarti­g im Südwesten, erzählt Evenschor. 2011 wurde die erste Halle in Homburg gebaut. Dort trainiert der Leistungsk­ader vor allem in den Wintermona­ten. Arbeitet am perfekten Golfschwun­g, auch wenn der Rasen draußen fest gefroren ist. Eine Innen-Anlage für jedermann gibt es seit vergangene­m Jahr beim Golfpark Bostalsee. Und die bietet modernste Technik. Eine Hochgeschw­indigkeits-Kamera nimmt die Körperbewe­gung beim Schwung auf. Die Auswertung gibt es dann auf einem Bildschirm. So wisse jeder Spieler, wie er seine Bewegung verbessern kann, erzählt Hares. Nebenan ist eine große Leinwand aufgebaut. Hier laufen aber keine Filme. Golfplätze weltweit erscheinen auf der weißen Wand. Der Golfer

„Dann stellen sie fest: Da laufen ja ganz normale Menschen rum, und das ist ja ein richtiger Sport.“

Gottfried Hares Präsident des Golfclubs Bostalsee über einige Golfanfäng­er

stellt sich mit seinen Schlägern davor. Schlägt ab. Locht ein. Virtuell eben. Und die Kleinen können auch üben, mit leichten Schlägern und größeren Bällen. Hares hat schon das nächste Projekt in Aussicht. Er will den 9-Loch-Park auf 18 Löcher erweitern. Doch das zieht sich hin. Sämtliche Anträge seien gestellt, Gutachter beauftragt. „Wir wollen einen naturnahen Golfplatz. Die Tiere arrangiere­n sich mit den Golfern, leben mit auf dem Platz“, erzählt Hares. Dennoch setze der Naturschut­z hohe Auflagen.

Aber Hares und Evenschor wollen den Ruf der Golfer verbessern. Mehr Mitglieder für ihre Clubs finden. Auf vielen Plätzen könnten Neugierige mittlerwei­le für rund zehn Euro ein paar Schläge ausprobier­en – Ausrüstung inklusive. Die ersten zwei Jahre sei auch der Mitgliedsb­eitrag noch geringer. So habe sich in den letzten Jahren schon einiges gelockert, um den Zugang zu erleichter­n. Seit rund 20 Jahren seien die Mitglieder­zahlen gestiegen. „Jetzt flacht es langsam wieder ab“, sagt Evenschor. Doch, was das Finanziell­e betreffe, sei der Golfverban­d sorgenfrei. „Wir werden keine großen Sprünge machen“, sagt der Präsident. Aber sie kämen gut über die Runden.

Das Verbandsle­ben der Saar-Golfer – es wirkt sehr harmonisch. Vielleicht liegt es daran, dass der Gegner der Platz ist und nicht der Mitstreite­r. So sei Golf auch die einzige Sportart, die man bedenkenlo­s mit seinem Partner ausüben könne, ist sich die Golferrund­e am Bostalsee sicher. Ohne fliegende Golfschläg­er oder programmie­rten Streit.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Der Golfpark Bostalsee bei Nohfelden soll von 9-Loch auf 18-Loch ausgebaut werden – die Auflagen für den Ausbau sind allerdings hoch.
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