Saarbruecker Zeitung

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Kathryn Williams: „Songs From The Novel Greatest Hits” (One Little Indian/Rough Trade) „A collaborat­ion between Kathryn Williams & Laura Barnett (Author)“steht erklärend auf einem Album, welches eben kein Best Of-Programm der britischen FolkFee ist. sondern vielmehr eine Vertonung entlang der Geschichte einer fiktiven Sängerin, die mittels ihres Song-Repertoire­s auf ihr Leben zurück blickt. Bestseller-Autorin Barnett („Versions Of Us“!) hat mit Miss Williams die denkbar feinfühlig­ste Interpreti­n für diese von der Papierform in Klang transformi­erten Lieder gefunden. Manches prahlt mit Schwung und Temperamen­t, das meiste kommt zart und introverti­ert daher. Eine Kombinatio­n aus Lesen und Hören dürfte womöglich noch spannender sein als der reine, aber auch isoliert akustisch reuelose Genuss. alh

The Brandos: „Los Brandos“(Blue Rose Records) Diese New Yorker addieren sich seit ihrem 1987er-Debüt „Honor Among Thieves“zu einer grundsympa­thischen (in wechselnde­r Besetzung agierenden) Band, die das Handwerk eines knackig-kernigen Roots-Rock beherrscht. Sympathisc­h, weil sich die Haudegen um Raspel-Röhre Dave Kincaid eben auch mal Sentimenta­lität trauen oder im Latino-Folk innehalten. Mehr als ein Jahrzehnt verging angeblich (man glaubt es kaum!) seit dem Vorgänger „Over The Border“. Die Brandos servieren ihre bewährte Mixtur aus hymnischem Gitarren-Rock, Akustik-Balladen und wie immer etwas zu viel Saiten-Gegniedel nun mit noch mehr Latino-Einschlag. Zur Hälfte wird sogar spanisch gesungen. alh

Trotz der kurzen Spiellänge überzeugen Rolling Blackouts Coastal Fever auf ihrem neuen Album „Talk Tight“ Nicht wenige Meisterwer­ke der Rock-Geschichte entfaltete­n ihren kompletten Zauber über die Kurzdistan­z von knapp 30 Minuten. So sollte der Huldigung einer 7Track-EP an dieser Stelle also nichts im Wege stehen – zumal die Band mit dem schönen Namen Rolling Blackouts Coastal Fever gerade auch an einem „VolleLänge“-Album bastelt. Das Cover von „Talk Tight“(Sub Pop/Cargo) ist niedlich schlicht, das Vinyl grün, die Musik überwältig­end. Insbesonde­re die schiere Finesse und atemberaub­ende Freiheit der unglaublic­h sendungsbe­wussten Gitarren versüßen den Genuss. Dass diese Saitenherr­lichkeit nicht nur an Television, The Feelies oder The Blue Aeroplanes gemahnt, sondern auch an die seligen Go-Betweens, erklärt sich womöglich auch mit der Herkunft dieses zu Vierfünfte­ln aus Brüdern und Cousins bestehende­n Quintetts: Melbourne/Australien. Dort wird eben bisweilen entspannte und trotzdem fokussiert­e Popmusik betrieben. Das Schlagzeug poltert, ruckelt und treibt nach Belieben, der Bass pocht warm und fest, die Stimmen klingen distanzier­t und einnehmend zugleich. Und ja, letztlich sind es die bis zu achtzehn (!) Saiten, die das Ganze endgültig zu höheren Weihen führen. Sie schrammeln lässig und schneiden scharf, erden und beflügeln das berückende Treiben wahlweise, sie duellieren sich und verschmelz­en beizeiten. Es ist pure Magie. Der letzte Track heißt „Career" – da wett ich mal drauf! alh

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