Aufputschender Soundmix
Dance- und Postpunk, Rock, Disco, Electro, TripHop, Acid House – LCD Soundsystem und U.N.K.L.E. können alles
Von 2002 bis 2011 waren LCD Soundsystem Wegbereiter der Dancepunk-Bewegung, die Postpunk, Rock, Disco und Electro zu einer tanzbaren Melange vereinte. Nach vier Jahren Pause kehrte die Band um Frontmann James Murphy, zugleich Mitbegründer des Labels DFA Records, zurück.
Anfang 2016 wurde die Veröffentlichung ihres vierten Albums angekündigt, das dieser Tage unter dem Titel „American Dream“(DFA/Columbia/ Sony Music ) erschien. Dem eingangs erwähnten Postpunk kommen sie in „Emotional Haircut“wohl nicht mehr näher. Die Stimme eines Ian Curtis (Joy Division) könnte kaum besser zu dem Energiebündel an Song passen als die von Murphy. Die elektronischen 80er-Jahre klingen in dem Disco-Electro-Song „Tonite“und im eröffnenden Lamento „Oh Baby“an. Klassischer, aufputschender Dancepunk wird in „Other Voices“serviert, während in dem brillanten „I Used To“und in „How Do You Sleep?“nachdenkliche bis düstere Töne zu vernehmen sind. Beide Songs markieren mit „Emotional Haircut“die Höhepunkte auf diesem Album.
Auf dem beschreiten LCD Soundsystem bemerkenswerte Wege – beispielsweise mit „How Do You Sleep?“, in dem nach etwas mehr als dreieinhalb Minuten der Synthesizer „loshämmert“und die Federführung übernimmt.
Ein weiterer Mitbegründer von DFA Records war der britische Musiker/DJ/Produzent Tim Goldsworthy. Zuvor hatte er mit James Lavelle das TripHop/Alternative HipHop-Label Mo’ Wax gegründet und war Teil von Lavelles TripHop/ElectroProjekt U.N.K.L.E., ist aber dort ebenso ausgestiegen wie bei den Labels. U.N.K.L.E. wird nunmehr von
Lavelle alleine verantwortet. Gerade erschien „The Road: Part 1“(Songs For The Def/Alive ), das erste Album in sieben Jahren. Lavelle sagt, er habe diesmal alleine gearbeitet und dies auch genutzt, um ein Album ganz nach seinem Geschmack zu fertigen. Damit fing er vor drei Jahren an. Im Verlauf der Produktion gesellten sich dennoch einige Musiker dazu: Chris Goss (Masters Of Reality), Marilyn Manson-Bassist Twiggy Ramirez und Queens Of The Stone Age-Gitarrist Troy Van Leeuwen (alle in dem lässig rockenden „Nowhere To Run/Bandits“zu hören); Mark Lanegans Stimme ertönt in der Klassik/TripHop-Melancholie „Looking For The Rain“und Primal Scream-Gitarrist Andrew Innes ist im hypnotischen Titelsong zu hören.
Zudem standen Lavelle die Schlagzeuger Jon Theodore (Queens Of The Stone Age) und Justin Stanley (Beck) zur Verfügung. Die Rockgäste sollten jedoch nicht den Schluss nahelegen, „The Road: Part 1“sei ein reines Rockalbum. Die TripHopWurzeln Lavelles sind allgegenwärtig und werden nicht nur vom Rock, sondern auch von Acid House („Arms Length“) und treibendem Electropop („Sunrise Always Comes Around“) abgelöst.
Auf ihrem neuen Album haben sich The War on Drugs stark von Bruce Springsteen inspirieren lassen
Liars „TFCF“(Mute/ [PIAS]/GoodToGo): „TFCF“steht für „Theme From Crying Fountain“und ist der Titel eines weiteren Klangexperiments von Liars. Was einst eine Band war, ist nach dem freundschaftlichen Abgang von Aaron Hemphill das Ein-Mann-Projekt von Angus Andrews. Nachdem das letzte Album in Los Angeles entstanden war, wurde „TFCF“in einem Naturreservat in der Nähe Sydneys komponiert. Laut Andrews sei es eine „super traurige Platte“geworden, die dementsprechend mit düsterem TripHop-Folk beginnt. Es wird gewohnt fleißig experimentiert: Auf TripHop folgt Minimal-Electro („Staring At Zero“), Freak Folk („No Help Pamphlet“), schräger Indie („No Tree No Branch“), verstörend-monotones Electro/IndustrialGestampfe („Cred Woes“) und Meditatives („Ripe Ripe Riot“, „Crying Fountain“). „TFCF“ist speziell und faszinierend. kfb