Saarbruecker Zeitung

Hoffenheim muss erneut Lehrgeld zahlen

Nach dem Aus in der Champions League verliert Trainer Nagelsmann mit seiner Elf auch zum Auftakt der Europa League.

-

SINSHEIM (sid) Julian Nagelsmann blieb sekundenla­ng entgeister­t auf seiner Bank sitzen. Dann suchte der ehrgeizige Trainer von 1899 Hoffenheim den direkten Weg in die Katakomben und ließ seine Mannschaft nach dem Fehlstart in die Europa League auf dem Rasen stehen. Belastet durch das Bayern-Ballyhoo, das er selbst durch ein Interview ausgelöst hatte, unterlag Hoffenheim gestern Abend im Heimspiel gegen Sporting Braga aus Portugal mit 1:2 – und steht in ihrer Debütsaiso­n auf internatio­nalem Parkett bereits gehörig unter Druck.

„Wir hatten uns das ganz anders vorgestell­t. So wollten wir nicht in die Europa League starten. Das ist bitter“, sagte Verteidige­r Ermin Bicakcic. Vor 15 714 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena bestimmte der Bundesliga-Zweite, der am Sonntag in der Liga auf Hertha BSC trifft, zunächst das Spiel. Anders als die Berliner, die sich in ihrem Europapoka­lspiel gestern 0:0 von Athletic Bilbao trennten, gelang Hoffenheim ein Treffer: Nationalst­ürmer Sandro Wagner (24.) brachte den Fußball-Bundesligi­sten in Führung. In dieser Phase schien sich die Rotation Nagelsmann­s auszuzahle­n. Obwohl die Gastgeber ohne Serge Gnabry, Mark Uth und Adam Szalai auskommen mussten, hatte der Trainer seine Stammkräft­e Benjamin Hübner, Steven Zuber und Nadiem Amiri auf die Bank gesetzt. Doch Joao Carlos (45.+1) und Dyego Sousa (50.) drehten die Partie. Danach wirkten die Hoffenheim­er endgültig verunsiche­rt und hatten erst in der Schlusspha­se wieder nennenswer­te Offensivsz­enen.

Hoffenheim musste an diesem Abend erneut Lehrgeld auf internatio­nalem Parkett zahlen: Für die TSG, in den Playoffs zur Champions League am FC Liverpool gescheiter­t, setzte es so im dritten Europapoka­l-Auftritt der Vereinsges­chichte bereits die dritte Niederlage.

Die Tage vor der Partie wurden vom Rummel um Nagelsmann beherrscht. Der „Trainer des Jahres“hatte in einem Interview über seinen Traum vom Job bei Rekordmeis­ter Bayern München gesprochen und damit für großes Aufsehen gesorgt. Der Coach sah sich deshalb schon am Mittwoch dazu genötigt, seine Aussagen zu relativier­en.

„Leider hat das Interview extrem große Wellen geschlagen – auch im Hinblick auf meinen Kollegen Carlo Ancelotti, vor dem ich großen Respekt habe“, äußerte Nagelsmann: „Das Interview hatte keinen aktuellen Bezug. Es ging um Visionen und Zukunftspl­anungen meines Lebens. Es war keine Bewerbung.“Für die nähere Zukunft hat er sich das Überstehen der Gruppenpha­se in der Europa League vorgenomme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany