Kaum Nitratbelastungen im Trinkwasser
Umweltministerium gibt Entwarnung für Böden und Gewässer. Berater soll Saar-Bauern helfen, anders zu düngen.
ILLINGEN Die EU hatte Deutschland im November 2016 wegen zu hoher Nitratwerte in Boden und Grundwasser verklagt. Schuld daran sollen zu viel Gülle und Dünger auf deutschen Äckern sein. Wie steht es um die Nitratwerte im Saarland?
Der Bauernverein Hirzweiler/ Welschbach sieht sich ins falsche Licht gerückt. Medienberichte über die Nitratbelastung im Wasser machen auch den hiesigen Landwirten sorgen. „Die Aussage gilt nicht pauschal für ganz Deutschland“, sagt Bäuerin Jutta Lepke. Und: weiter „Die Stickstoffbelastung im Saarland ist im grünen Bereich.“Jeder Landwirt müsse alle fünf Jahre Bodenproben von seinen Flächen von externen Gutachtern untersuchen lassen, sonst drohe ein Bußgeld. Die Hirzweiler Landwirte haben ihre jüngste Auswertung zu einem Treffen mitgebracht, sie gibt auch Empfehlungen dafür, wie in den kommenden Jahren zu düngen ist, um Boden und Grundwasser vor einer Überbelastung zu schützen.
Auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung gibt auch das Umweltministerium Entwarnung – zumindest für den Bereich der Landwirte aus Illingen. Demnach hat sich die Nitratbelastung bei den Oberflächengewässern Ill und Alsbach zwischen 2004 und 2014 kaum verändert Bei der Ill lag der Mittelwert 2004 bei elf Milligramm pro Liter, 2012 waren es 11,2. Der Alsbach wies 2004 einen Mittelwert von 11,2 Milligramm pro Liter auf, 2014 lag er zwar bei 13,9, doch: „Die Abweichung im Mittelwert in 2014 am Alsbach liegt im Ungenauigkeitsbereich, sodass man nicht von einer Mehrbelastung reden kann, sondern dies eher der zufälligen Probenahme geschuldet ist“, erklärt Damian Müller, Pressesprecher des Umweltministeriums. Und es sei ein deutlicher Abstand zum geforderten Grenzwert der Oberflächengewässerverordnung von 50 Milligramm pro Liter festzustellen.
Zudem habe das Ministerium ab dem Jahr 1990 jährlich die Belastung des Grundwassers untersucht, um langfristige Entwicklungen saarlandweit zu erkennen. Die Zahlen liegen der Saarbrücker Zeitung bis 2013 vor und lassen einen, wenn auch schwachen, positiven Trend erkennen. Demnach lag 1990 bei 94,6 Prozent der Messwerte vom Grundwasser ein Nitratwert von unter 50 Milligramm. Bleibt ein Rest von 5,4 Prozent, der 1990 eine zu hohe Nitratbelastung aufwies. Dieser Wert sei bis 2015 auf 3,5 Prozent gesunken, sagt Müller.
Eine Landtags-Anfrage der Grünen aus der vorherigen Wahlperiode (Dezember 2016) klärt darüber auf, dass zu hohe Nitratwerte nur an wenigen Bohrungen von Rohwasser, Grundwasser, das zur Wassergewinnung genutzt wird, auftreten. Bisher sei kein Trinkwassergewinnungsgebiet aufgrund zu hoher Nitratbelastungen gefährdet. Eine flächendeckende Belastung gäbe es nicht. Allerdings gäbe es einige Hotspots, erklärt Müller. Diese regionalen Schwerpunkte mit Grenzwertüberschreitungen gäbe es etwa im Bereich des Flüsschens Leuk im Nordwesten des Saarlandes, „dies hat aber nichts mit Weinbau, sondern wie etwa in der Lisdorfer Aue mit Landwirtschaft zu tun“, sagt Müller und: „Im Bliesgau sind keine Grenzwertüberschreitungen festzustellen.“
Um das Problem zu lösen, habe das Saarland einen Gewässerschutzberater eingestellt, der die
Landwirte beraten soll. Zudem verweist das Ministerium auf die gerade verschärfte Düngeverordnung, mit der man das Grundwasser schützen will.