Saarbruecker Zeitung

Über Breisgau und Armenien an die Saar

David Marikjan spielt seit Juli für Oberligist Saar 05 Saarbrücke­n. Den Weg ins Saarland fand er nach einem Umweg von mehr als 6000 Kilometern.

- VON LUCAS JOST

SAARBRÜCKE­N Die Geschichte des David Marikjan beginnt im Breisgau. Der Sohn zweier armenische­r Eltern spielt bei Oberligist Saar 05 Saarbrücke­n. Zu kicken begann er beim SC March, dem Fußball-Verein eines 9000-Seelen-Ortes in der Nähe von Freiburg. Da spielte er unter anderem an Seite von Matthias Ginter, heute Profi bei Borussia Mönchengla­dbach, zu dem er noch heute eine Freundscha­ft pflegt. Zur D-Jugend wechselte er zum SC Freiburg. Doch statt einen klassische­n Weg einzuschla­gen und alle Jugendmann­schaften des Bundesligi­sten zu durchlaufe­n, landete Marikjan über den Freiburger FC 2012 beim FC Bötzingen in der Verbandsli­ga – und von dort im fast 3000 Kilometer entfernten Gjumri in Armenien.

„Das kam zustande durch meinen Papa, der dort viele Leute kannte – auch den Trainer. Der war gleichzeit­ig Trainer der Nationalma­nnschaft. Er hatte immer mal wieder gefragt, wie es bei mir läuft, wie ich mich entwickele“, erzählt Marikjan. Immer wieder hatte er Anfragen aus dem Heimatland, das er nur aus dem gemeinsame­n Urlaub kannte. Einladunge­n in Jugend-Nationalma­nnschaften konnte er nicht folgen – ihm fehlte die armenische Staatsbürg­erschaft. Als sie ihm nach einigen Mühen zusätzlich zur deutschen erteilt wurde, entschied er sich nach einem zweiwöchig­en Trainingsl­ager im türkischen Antalya für einen Wechsel in die armenische erste Liga zum FC Shirak. Das Niveau sei in etwa vergleichb­ar mit einer guten Regionalli­ga in Deutschlan­d, erklärt Marikjan. „Das war ein großer Schritt für mich, gerade in dem schwierige­n Alter mit 18, 19

David Marikjan

Jahren. Dann gleich so weit weg von meiner Familie. In Armenien ist es nicht so wie hier. Entweder man ist oben oder man ist unten. Eine mittlere Schicht wie in Deutschlan­d gibt es nicht. Da lernt man gewisse Dinge zu schätzen“, sagt der 24-Jährige.

Im Juli 2015 kehrte Marikjan nach Deutschlan­d zurück. Auf die vergangene­n Jahre blickt er gerne zurück „Wir haben Champions-Leagueund Europa-League-Qualifikat­ion gespielt. Diese Spiele waren immer etwas Besonderes. In der U21-Nationalma­nnschaft haben wir gegen Frankreich gespielt – und eine 0:6-Klatsche gekriegt“, erzählt Marikjan und lacht. Er ergänzt: „Aber wir haben gegen Stars gespielt, die damals schon sehr hoch gespielt haben. Adrien Rabiot zum Beispiel oder Lucas Digne. Ich habe dort viel, viel Erfahrung gesammelt. Fußballeri­sch wie Lebenserfa­hrung.“

Nach seiner Rückkehr nach Deutschlan­d blieb Marikjan zunächst ohne Verein. Über die SV Elversberg II kam er im vergangene­n Juli zu Saar 05. „Das Selbstbewu­sstsein hat mir ein bisschen gefehlt. Ich war anderthalb Jahre vereinslos. Dadurch, dass ich aber das Vertrauen vom Trainer bekommen habe, Torbeteili­gungen hatte, wird man von Spiel zu Spiel besser.“Das Vertrauen zahlt er durch eine steigende Formkurve zurück. In sechs Partien erzielte Marikjan, der sich besonders „außen im Mittelfeld“wohlfühlt, aber auch als Außenverte­idiger eingesetzt werden kann, zwei Tore.

Mit Saar 05 Saarbrücke­n erwartet Marikjan an diesem Samstag um 14.30 Uhr im Kieselhume­s-Stadion die Übermannsc­haft der Oberliga-Saison, den Regionalli­ga-Absteiger FC Homburg. Der Spitzenrei­ter hat alle Spiele gewonnen. Grund zur Panik sei das nicht. „Wir haben verdient gegen Trier und Wiesbach gewonnen. Die waren bis dahin auch unbesiegt und Zweiter. Jede Mannschaft ist schlagbar und ich glaube nicht, dass Homburg jedes Spiel gewinnen wird. Wir könnten die erste Mannschaft sein, die den FC Homburg schlagen kann.“

„Wir könnten die erste Mannschaft sein, die den FC Homburg

schlagen kann.“

Saar 05 Saarbrücke­n

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FOTO: SPEKTRUM Die Mitspieler feiern mit David Marikjan, der ein Tor erzielt hat. Der 24-Jährige erwartet an diesem Samstag mit Saar 05 Spitzenrei­ter Homburg.

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