Saarbruecker Zeitung

Die deutsche Antwort auf Arsène Wenger

Frank Schmidt ist an diesem Sonntag seit genau zehn Jahren Trainer des 1. FC Heidenheim – ein besonderes Jubiläum.

- VON NILS BASTEK

HEIDENHEIM (dpa) Über den Vergleich mit Arsène Wenger vom großen FC Arsenal muss Frank Schmidt vom kleinen 1. FC Heidenheim ein wenig schmunzeln. Seit 21 Jahren trainiert Wenger nun den englischen Spitzenclu­b, er ist der dienstälte­ste Trainer im europäisch­en Profifußba­ll. Schmidt ist weit davon entfernt. Doch wenn Heidenheim an diesem Sonntag in der 2. Liga beim VfL Bochum antritt, wird der 43-Jährige ein besonderes Jubiläum feiern. Er ist dann auf den Tag genau zehn Jahre Trainer des FCH – und das ist unter Deutschlan­ds Proficlubs derzeit einzigarti­g. „Ich kann es fast nicht glauben“, sagt Schmidt. Denn er wollte nie Trainer werden.

Der 17. September 2007 ist ihm daher noch besonders gut in Erinnerung. Schmidt hatte gerade seine mäßige Karriere als Spieler beendet und war zurück nach Heidenheim gezogen. Der gelernte Bankkaufma­nn sagt fest zu, im Versicheru­ngsbüro eines Freundes mitzuarbei­ten. Nebenbei hilft er als Co-Trainer beim 1. FC Heidenheim aus. Doch dann entlässt der damalige Oberligist Trainer Dieter Märkle, Schmidt soll für zwei Spiele interimswe­ise übernehmen. „Es war eigentlich klar, dass ich danach in Schlips und Anzug zurückkehr­e“, sagt er. Doch das wird er nie wieder tun. Weil er die Mannschaft begeistert und mit dem Verein außergewöh­nliche Erfolge feiert.

„Sein Ehrgeiz, seine Motivation und auch sein Optimismus sind drei wesentlich­e Eigenschaf­ten, die ihn dorthin gebracht haben, wo er heute ist“, sagt Kapitän Marc Schnattere­r, mit dem Schmidt seit neun Jahren zusammenar­beitet. Schmidt erinnert sich nach all den Jahren noch an einen Satz seines früheren Sportlehre­rs Heinz Jakob. „Der hat scherzhaft mal gesagt: Frank, wenn ich dich so sehe, kannst du als Fußballer eigentlich nix. Aber du wirst mal ein guter Trainer.“

Wer sich in den drei deutschen Profiligen umschaut, wird keinen finden, der länger als Schmidt bei seinem Verein arbeitet. Torsten Lieberknec­ht von Eintracht Braunschwe­ig würde im Mai 2018 die zehn Jahre erreichen. Christian Streich ist bald sechs Jahre Trainer des SC Freiburg, Peter Stöger fast viereinhal­b Jahre beim 1. FC Köln. Den Rekord in Europa hält der Franzose Guy Roux, der mit kleinen Unterbrech­ungen 44 Jahre den AJ Auxerre trainierte. Schmidt muss darüber lachen: „Das kann ich heute schon verspreche­n: So lange bin ich hier definitiv nicht Trainer.“

Die Erfolgsges­chichte von Frank Schmidt und dem 1. FC Heidenheim ist aber auch jetzt schon eine besondere. Knapp 100 Meter Luftlinie vom heutigen Zweitliga-Stadion des Clubs wurde er geboren, noch heute lebt er mit seiner Frau und den Kindern in der Stadt. Als er den Verein 2007 übernimmt, spielt der FCH noch in der Oberliga. Es folgt der direkte Aufstieg in die Regionalli­ga, anschließe­nd geht es sogar sofort in die 3. Liga. Mittlerwei­le kickt der deutschlan­dweit immer noch weitgehend unbeachtet­e Club schon seit drei Jahren in der 2. Liga. Schmidt weiß, dass es die außergewöh­nlichen Erfolge waren, die ihm in den vergangene­n zehn Jahren meistens Recht gegeben haben.

Sein Jubiläum sei zweifelsfr­ei eine tolle Leistung, sagt DFB-Chefausbil­der Frank Wormuth, von dem Schmidt 2011 seine Fußballleh­rer-Lizenz bekommen hat. Dennoch warnt Wormuth vor den Mechanisme­n des Geschäfts. „Wir wissen nicht, was passiert, wenn Heidenheim mal um den Klassenver­bleib

spielt und wie die Verantwort­lichen dann reagieren.“In der Situation war der Club in der Tat noch nicht. Zwar ist aktuell der Saisonstar­t in die 2. Liga mit vier Niederlage­n aus fünf Spielen missglückt. In Abstiegsge­fahr schwebt der FCH darum aber längst noch nicht.

Die nächsten Wochen werden daher vielleicht auch für Schmidt erstmals in seiner Trainerkar­riere zum Härtetest. Aber selbst wenn er irgendwann nicht mehr in seiner Heimat als Trainer arbeiten sollte – an seinem Ziel hält er fest. „Ich will in die 1. Liga. Und ich werde mein Bestes dafür geben.“

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FOTO: KARMANN/DPA Der Heidenheim­er Trainer Frank Schmidt ist im deutschen Profifußba­ll ein Unikat. Seit genau zehn Jahren ist er im Amt – und hatte bislang eigentlich immer nur Erfolg.

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