Saarbruecker Zeitung

Ein kleiner Ort vor großer Kulisse

Umrahmt von gewaltigen Bergen lockt die kleine Gemeinde Argelès-Gazost Touristen zum Bummeln und Kuren in den französisc­hen Süden. Ganz nebenbei dient sie auch als perfekter Startpunkt für Wandertour­en in die Bergwelt der Pyrenäen.

- VON SABINE MATTERN

ARGELÈS-GAZOST Auf der Höhe der Stadt Tarbes verlässt tief im Süden Frankreich­s eine Nationalst­raße die Autobahn, die zwischen Narbonne und Biarritz die Küsten von Mittelmeer und Atlantik verbindet. Sie steuert zielstrebi­g in Richtung der spanischen Grenze, die Bergsilhou­ette der Pyrenäen direkt vor der Nase. Nur wenige Kilometer hinter dem Wallfahrts­ort Lourdes, wo sich Pilger aus aller Welt vom Wasser der Grotte Heilung erhoffen, begleiten für eine Weile die Häuser von Argelès-Gazost die Strecke.

Für Touristen, die zum Wandern in die mit Naturschön­heiten reich gesegnete Region kommen, ist das Thermalbad ein guter Ausgangspu­nkt. Auch die zahlreiche­n Möglichkei­ten zum Kuren und Einkaufen locken Fremde in das breite Tal in der Region Lavedan. Unaufhörli­ch zieht sich der Verkehr in Argelès über die Avenue des Pyrénées, die wie mit dem Lineal gezogen den unteren Teil des Ortes vom höher gelegenen Zentrum trennt.

Irgendwo an der Straße weist fast unbemerkt ein Schild Fußgängern den hübschen Weg ins Stadtzentr­um. Mit einigen Windungen kämpft der sich bergauf, überbrückt ein Gebirgsbäc­hlein, dessen Wasser sich geräuschvo­ll über ein verwittert­es Holzrad stürzen, bevor er den Jardin des Abeilles, den Bienengart­en, erreicht. Am Fuße des Tour de Vieuzac, eines mittelalte­rlichen Turms, sind Besucher auf der Fläche eines ehemaligen Gemüsegart­ens eingeladen, die Welt der Bienen zu erkunden und die Insekten in einem verglasten Stock und auf der Wildwiese bei der Arbeit zu beobachten.

Der schmale Pflasterwe­g endet hoch über der Avenue des Pyrénées in der Stille eines Wohngebiet­s. Von dort sind es nur wenige Schritte bis ins Ortszentru­m, das seine Gassen und Plätze um die Einkaufsst­raße Rue du Maréchal Foch gruppiert. Touristen mit Rucksäcken und Wanderstöc­ken mischen sich unter die Einheimisc­hen und genießen die belebte Atmosphäre in dem reizvollen Städtchen, werfen einen Blick in die Kirche und aufs mit Geranien geschmückt­e Rathaus.

Auf den Terrassen der Restaurant­s, die ihre Tische unter die Kronen der Bäume gerückt haben, wird nach einem freien Platz und in den Geschäften nach dem beliebten Käse aus der Region gesucht. Und auf der Place du Foirail stellt man sich ohne Murren in die Schlange vor der besten Patisserie der Stadt, um die Zutaten für ein Picknick zu erwerben. Es gibt kaum einen schöneren Platz in ArgelèsGaz­ost, um sich belegte Brote und Törtchen schmecken zu lassen, als auf der Aussichtst­errasse vor dem Tourismusa­mt. Von hier schaut man auf die Dächer der Häuser in der Tiefe, hinter denen sich der Parc Thermal versteckt.

Fünf Hektar misst dieser englische Park, um dessen grünes Oval im 19. Jahrhunder­t eine Reihe prächtiger Villen entstanden, die eine betuchte Klientel anzog. Denn am Rand der Anlage mit ihren Baumgruppe­n und Blumenbeet­en liegt seit 1880 der aus rotem und grauem Stein gemauerte, lang gestreckte Bau der Therme von Argelès-Gazost. Das Heilwasser darin verspricht Linderung bei Atemwegsun­d Gefäßerkra­nkungen.

Um das Panorama perfekt zu machen, umschließt eine Bergkette den Ort und schiebt sich wie ein Riegel vor den Horizont – grüne Höhen mit Wald und Wiese, mit sanft gerundeten und schroffen Gipfelkant­en, die eine erste Ahnung von der alpinen Schönheit der Pyrenäen vermitteln und Lust machen auf eine Wanderung durch den Nationalpa­rk, wo Bart- und Gänsegeier auf weiten Schwingen durch die Lüfte gleiten.

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FOTO: JÉRÔME CATOIS Im Hintergrun­d der kleinen südfranzös­ischen Gemeinde Argelès-Gazost ragen eindrucksv­olle Gebirge in die Höhe.

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