Ein kleiner Ort vor großer Kulisse
Umrahmt von gewaltigen Bergen lockt die kleine Gemeinde Argelès-Gazost Touristen zum Bummeln und Kuren in den französischen Süden. Ganz nebenbei dient sie auch als perfekter Startpunkt für Wandertouren in die Bergwelt der Pyrenäen.
ARGELÈS-GAZOST Auf der Höhe der Stadt Tarbes verlässt tief im Süden Frankreichs eine Nationalstraße die Autobahn, die zwischen Narbonne und Biarritz die Küsten von Mittelmeer und Atlantik verbindet. Sie steuert zielstrebig in Richtung der spanischen Grenze, die Bergsilhouette der Pyrenäen direkt vor der Nase. Nur wenige Kilometer hinter dem Wallfahrtsort Lourdes, wo sich Pilger aus aller Welt vom Wasser der Grotte Heilung erhoffen, begleiten für eine Weile die Häuser von Argelès-Gazost die Strecke.
Für Touristen, die zum Wandern in die mit Naturschönheiten reich gesegnete Region kommen, ist das Thermalbad ein guter Ausgangspunkt. Auch die zahlreichen Möglichkeiten zum Kuren und Einkaufen locken Fremde in das breite Tal in der Region Lavedan. Unaufhörlich zieht sich der Verkehr in Argelès über die Avenue des Pyrénées, die wie mit dem Lineal gezogen den unteren Teil des Ortes vom höher gelegenen Zentrum trennt.
Irgendwo an der Straße weist fast unbemerkt ein Schild Fußgängern den hübschen Weg ins Stadtzentrum. Mit einigen Windungen kämpft der sich bergauf, überbrückt ein Gebirgsbächlein, dessen Wasser sich geräuschvoll über ein verwittertes Holzrad stürzen, bevor er den Jardin des Abeilles, den Bienengarten, erreicht. Am Fuße des Tour de Vieuzac, eines mittelalterlichen Turms, sind Besucher auf der Fläche eines ehemaligen Gemüsegartens eingeladen, die Welt der Bienen zu erkunden und die Insekten in einem verglasten Stock und auf der Wildwiese bei der Arbeit zu beobachten.
Der schmale Pflasterweg endet hoch über der Avenue des Pyrénées in der Stille eines Wohngebiets. Von dort sind es nur wenige Schritte bis ins Ortszentrum, das seine Gassen und Plätze um die Einkaufsstraße Rue du Maréchal Foch gruppiert. Touristen mit Rucksäcken und Wanderstöcken mischen sich unter die Einheimischen und genießen die belebte Atmosphäre in dem reizvollen Städtchen, werfen einen Blick in die Kirche und aufs mit Geranien geschmückte Rathaus.
Auf den Terrassen der Restaurants, die ihre Tische unter die Kronen der Bäume gerückt haben, wird nach einem freien Platz und in den Geschäften nach dem beliebten Käse aus der Region gesucht. Und auf der Place du Foirail stellt man sich ohne Murren in die Schlange vor der besten Patisserie der Stadt, um die Zutaten für ein Picknick zu erwerben. Es gibt kaum einen schöneren Platz in ArgelèsGazost, um sich belegte Brote und Törtchen schmecken zu lassen, als auf der Aussichtsterrasse vor dem Tourismusamt. Von hier schaut man auf die Dächer der Häuser in der Tiefe, hinter denen sich der Parc Thermal versteckt.
Fünf Hektar misst dieser englische Park, um dessen grünes Oval im 19. Jahrhundert eine Reihe prächtiger Villen entstanden, die eine betuchte Klientel anzog. Denn am Rand der Anlage mit ihren Baumgruppen und Blumenbeeten liegt seit 1880 der aus rotem und grauem Stein gemauerte, lang gestreckte Bau der Therme von Argelès-Gazost. Das Heilwasser darin verspricht Linderung bei Atemwegsund Gefäßerkrankungen.
Um das Panorama perfekt zu machen, umschließt eine Bergkette den Ort und schiebt sich wie ein Riegel vor den Horizont – grüne Höhen mit Wald und Wiese, mit sanft gerundeten und schroffen Gipfelkanten, die eine erste Ahnung von der alpinen Schönheit der Pyrenäen vermitteln und Lust machen auf eine Wanderung durch den Nationalpark, wo Bart- und Gänsegeier auf weiten Schwingen durch die Lüfte gleiten.