Saarbruecker Zeitung

E-Tankstelle­n sind in Saarbrücke­n Mangelware

Leser Michael Gracher geht bei seiner Suche nach Strom für sein Auto oft leer aus.

- VON DENNIS LANGENSTEI­N

Im Regionalve­rband sind aktuell 197874 Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor, 200 mit einem reinen Elektroant­rieb und weitere 1063 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb zugelassen. Doch wie ist es um die Infrastruk­tur bestellt? Auf der Ladesäulen­karte der Bundesnetz­agentur ist für das Saarland noch kein einziger Ladepunkt verzeichne­t. Leser Michael Gracher ist Besitzer eines Hybriden. Er hat sich für den Wagen entschiede­n, da er die Menschen vor den Emissionen verschonen wolle. „Allerdings ist es ein Ärgernis in Saarbrücke­n ein Elektroaut­o zu besitzen, da die Stadt und das Land so wenig für die Technik der Zukunft machen“, fasst er seine Erfahrunge­n zusammen. „Als ich vor einem Jahr das Auto anschaffte, war ich erfreut, dass es in Saarbrücke­n einige Ladesäulen gibt an denen man sogar umsonst tanken kann und an denen dann auch keine Parkgebühr fällig wird“, berichtet er. Doch: „Diese Freude war nur von kurzer Dauer. Entweder sind die beiden Säulen am Landwehrpl­atz besetzt oder sie sind frei und funktionie­ren nicht. An den Säulen ist noch nicht einmal eine Telefonnum­mer angebracht, um eine Störung zu melden.“Auf seiner Jagt nach Strom habe er vier Ladesäulen angesteuer­t, von denen drei defekt waren

Im Zuge des e.mobil Saar Forschungs­projekts sind von 2011 bis 2014 Ladesäulen aus zwei verschiede­nen Generation­en im Regionalve­rband entstanden. Die Infrastruk­tur wurde durch das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um aufgebaut. Hier wird Ökostrom getankt, momentan noch kostenlos – wenn die Zapfsäule funktionie­rt. Doch das Forschungs­projekt ist abgeschlos­sen, die Ladesäulen wurden zum 1. Juli an örtliche Energiever­sorger übergeben, wie das Ministeriu­m auf SZ-Nachfrage mitteilt. Und die Versorger haben nun gerade mit der ersten Generation ihre Probleme, beispielsw­eise am Landwehrpl­atz: „Die beschriebe­ne Ladesäule gehört zur ersten Generation der Ladesäulen aus dem Projekt e.mobil Saar. Diese Ladesäule hat derzeit leider einen technische­n Defekt. Ersatzteil­e sind kurzfristi­g nicht verfügbar, wobei auch die Software der Säule Probleme macht. Daher wird derzeit geprüft, ob die Säule durch eine neue Säule ersetzt werden muss“, erklärt Michael L’huillier, Pressespre­cher von Energis. Wann diese repariert oder ersetzt wird, stehe noch nicht fest. Das Unternehme­n hat elf der 14 Ladestatio­nen übernommen. Die drei restlichen gingen jeweils an die Stadtwerke in Saarbrücke­n, Sulzbach und Völklingen.

Mit der Übergabe der Ladesäulen könnte das kostenlose Tanken auch bald der Vergangenh­eit angehören. „Vertraglic­h haben sich die Energiever­sorger verpflicht­et, allen Interessie­rten bis zum 31. Dezember den Strom kostenlos zur Verfügung zu stellen. Danach entscheide­t der Energiever­sorger über das weitere Vorgehen“, sagt Jennifer Collet vom saarländis­chen Wirtschaft­sministeri­um.

Neben SZ-Leser Gracher übt auch die Politik Kritik: „Der erwartete Durchbruch der E-Autos wird auch erhebliche Auswirkung­en auf die saarländis­che Autoindust­rie haben. Gleichzeit­ig erweist sich der schleppend­e Ausbau der Ladeinfras­truktur als Bremse auf dem Weg in die Elektromob­ilität“, schreibt die CDU-Stadtratsf­raktion in einer Pressemitt­eilung. Der CDU-Fraktionsv­orsitzende im Stadtrat und Landtagsab­geordnete Peter Strobel hat auch einen konkreten Vorschlag: „Aus unserer Sicht bietet sich jetzt mit der Neustruktu­rierung der Flächen am und um den Osthafen eine einmalige Chance, dort den ersten ‚E-Ladehafen‘ in Deutschlan­d anzusiedel­n.“Die nähe zur Autobahnve­rbindung Mannheim-Paris sei nahezu perfekt für Fernreisen­de, zudem sei die Nähe zur A 1 und die Anbindung an die Autobahn nach Luxemburg von Vorteil.

Daneben haben die saarländis­chen Grünen die Große Koalition im Landtag aufgeforde­rt, die Ladeinfras­truktur für Elektrofah­rzeuge hierzuland­e zügig auszubauen. „Seit Inkrafttre­ten der Anzeigepfl­icht der Bundesnetz­agentur wurden keine neuen Normallade­säulen gemeldet. Das Saarland steht damit bundesweit auf dem vorletzten Platz“, sagt das Bundestags­mitglied Markus Tressel, und fordert: „Die Ladeinfras­truktur für Elektrofah­rzeuge muss mittelfris­tig so ausgebaut werden, dass in den Ballungsze­ntren alle fünf Kilometer, im ländlichen Raum mindestens alle zehn Kilometer eine Ladesäule für Elektrofah­rzeuge zur Verfügung steht.“

„Seit Inkrafttre­ten der Anzeigepfl­icht der Bundesnetz­agentur wurden keine neuen Normallade­säulen gemeldet.“

Markus Tressel

Bundestags­mitglied er Grünen

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ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Ein Elektroaut­o an einer E-Zapfsäule am Landwehrpl­atz, als diese noch funktionie­rte.

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