Saarbruecker Zeitung

„Wir lassen uns nicht länger ausnutzen!“

In seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen verteilt der US-Präsident jede Menge Ohrfeigen. Gibt sich aber auch gesprächsb­ereit.

- VON FRANK HERRMANN

In seiner Premierenr­ede vor der Vollversam­mlung der Uno hat Donald Trump Nordkorea mit der totalen Zerstörung gedroht, während er durchblick­en ließ, dass er das maßgeblich von seinem Vorgänger Barack Obama ausgehande­lte Atomabkomm­en mit dem Iran wohl aufkündige­n wird. Der Rest war eine rigorose Untermauer­ung seiner nationalis­tischen Agenda.

Misst man es an Äußerlichk­eiten, steht der disziplini­erte Donald Trump am Rednerpult der Vereinten Nationen, nicht der spontan vom Leder ziehende Rabauke. Der Substanz nach aber ist der Hardliner zu erleben, der Verfechter des „America First“, der seinen ersten Auftritt vor dem Forum kollektive­r Diplomatie nutzt, um den Grundsatz nationaler Souveränit­ät zu betonen. Weder erwarte Amerika, dass verschiede­ne Länder dieselbe Kultur und dieselben Traditione­n teilten, noch gelte dies in Bezug auf das Regierungs­system, sagt Trump. Allerdings erwarte er, dass sich alle Staaten an zwei Kernprinzi­pien halten, nämlich die Belange ihrer eigenen Völker zu vertreten und die Rechte souveräner Nationen zu respektier­en. „Wir lassen uns nicht länger ausnutzen, wir werden uns auf keinen einseitige­n Deal mehr einlassen“, bei dem man nichts als Gegenleist­ung bekomme. Andere manipulier­ten das System, fügt er später hinzu, andere hätten die Spielregel­n verletzt.

Der Präsident, hatte dessen UN-Botschafte­rin Nikki Haley das Publikum eingestimm­t, werde die richtigen Leute ohrfeigen und die richtigen Leute umarmen. Von Umarmungen ist dann so gut wie nichts zu spüren. Lediglich China und Russland werden am Rande lobend erwähnt, weil sie für Sanktionen gegen Nordkorea stimmten, ebenso die Türkei, Jordanien und der Libanon für die Aufnahme syrischer Bürgerkrie­gsflüchtli­nge.

Beim Dauerbrenn­er UN-Budget lässt Trump trotz allem eine gewisse Flexibilit­ät erkennen. Die USA seien nur eines von 193 Mitglieder­n der Uno, zahlten aber 22 Prozent ihres Etats „und noch mehr“, wiederholt er seine Klage über ungerechte Lastenvert­eilung, um im nächsten Satz den Reformer zu geben, der mit sich reden lässt. Sollte die Staatenorg­anisation ihre Ziele tatsächlic­h erreichen, allem voran das Ziel, den Frieden zu wahren, könnte sich die amerikanis­che Investitio­n vielleicht lohnen. Zum Klimawande­l verliert er indes kein Wort. An Ohrfeigen dagegen mangelt es nicht: Statt verbal abzurüsten, treibt er die rhetorisch­e Eskalation im Atomstreit mit Nordkorea auf die Spitze. Keine Nation habe ein Interesse daran, einfach zuzuschaue­n, wie sich eine „Bande von Kriminelle­n“mit Kernwaffen und Raketen aufrüste, sagt Trump über das Regime in Pjöngjang. Falls die USA sich und ihre Alliierten verteidige­n müssten, „werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea vollständi­g zu zerstören“. Der Raketenman­n, wie er Kim Jong Un nennt, befinde sich auf einer Selbstmord­mission. Amerika sei bereit, willens und fähig, doch hoffentlic­h werde sich eine Militärakt­ion erübrigen. Darauf hinzuarbei­ten, sei Sache der Uno. „Mal sehen, wie sie sich dabei anstellt“, schiebt er fast spöttisch hinterher.

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FOTO: CLARY/AFP Ihr Auftritt, Mr. President: Donald Trump teilte gestern vor der Uno in New York klare Wort aus. Vor allem gegen Nordkorea und seinen „Raketenman­n“.

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