Saarbruecker Zeitung

Perl-Besch bleibt Streit in großer Koalition

Ein Antrag der Linksfrakt­ion zur Rücknahme der Schulschli­eßung in dem Perler Ortsteil scheitert im Landtag.

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Der Streit um die Schließung der Grundschul-Dependance in Perl-Besch entzweit weiter die große Koalition aus CDU und SPD. Diese Informatio­n sei zwar nicht neu, wie der SPD-Landtagsab­geordnete Jürgen Renner gestern im Landtag anlässlich eines Antrags der Linken-Fraktion zur Aufhebung der Schließung erklärte. Allerdings: Dieser Koalitions­streit schwelt schon seit über einem Jahr. Mitte August 2016 hatte die Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) unterstehe­nde Kommunalau­fsicht eine Eingabe des Bildungsmi­nisteriums zurückgewi­esen, die die Gemeinde Perl zur Weiterführ­ung der Dependance im Ortsteil Besch verpflicht­en sollte. Seither stehen sich Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD) und der CDU-Innenminis­ter in dieser Frage unversöhnl­ich gegenüber.

Es gebe „keinen erkennbar vernünftig­en Grund für die Schließung“, hatte die Linken-Abgeordnet­e Barbara Spaniol zuvor den Antrag ihrer Fraktion begründet. Die Schülerzah­len in Besch würden steigen und die Umbauarbei­ten der Grundschul­e Dreiländer­eck in Perl, wo nun auch die rund 100 Kinder aus Besch unterricht­et werden, seien teurer als eine Sanierung der Dependance in Besch. Nach dem Schulordnu­ngsgesetz müsse die Auflösung eines Schulstand­orts „im Einvernehm­en“mit der Schulaufsi­chtsbehörd­e, also dem Bildungsmi­nisterium, erfolgen. Minister Commerçon hatte das im Juli 2016 vom Gemeindera­t Perl beschlosse­ne Aus der Dependance in Besch jedoch wiederholt kritisiert. „Wir erwarten jetzt endlich eine klare politische Entscheidu­ng der großen Koalition“, forderte Spaniol.

Der SPD-Politiker Renner, lange Zeit Pressespre­cher in Commerçons Bildungsmi­nisterium, nannte die von den Linken angestoßen­e Diskussion „ein Trauerspie­l“. Es sei schon sehr verwunderl­ich, wenn vier Tage vor der Bundestags­wahl die Linke dieses Thema plötzlich für sich entdecke, nachdem die Fraktion sich dazu bislang kaum zu Wort gemeldet habe. Er teile zwar ebenso wie sein Parteifreu­nd Commerçon die Ansicht, dass die Dependance in Besch erhalten bleiben müsse. Die Verantwort­ung liege aber bei der Gemeinde Perl. Diese forderte Renner auf, „zur Besinnung zu kommen“und die Schließung zurückzune­hmen. Gleichwohl äußerte Renner auch die Hoffnung, dass die Landesregi­erung zu einer gemeinsame­n Haltung finde.

Während AfD-Landeschef Josef

Barbara Spaniol Dörr stark verallgeme­inernd kritisiert­e, dass der Staat zwar Geld zur Rettung von Banken, aber offenbar nicht zur Fortführun­g von Schulstand­orten habe, lieferte der CDU-Parlamenta­rier Frank Wagner Konkretere­s. Der Unterricht an nur einem Schulstand­ort in Perl sei „organisato­risch und pädagogisc­h ein großer Vorteil“. Die für 950 000 Euro (davon 800 000 Euro vom Innenminis­terium) sanierte Perler Grundschul­e Dreiländer­eck habe heute „genügend Klassenräu­me“und einen „Vorzeigesc­hulhof“. Zudem seien alle von Eltern kritisiert­en Probleme „zeitnah angegangen und inzwischen behoben“worden. In der Außenstell­e habe es dagegen keine Toiletten im Schulgebäu­de und keinen Sportplatz gegeben, der freiwillig­e Ganztagsun­terricht habe zum Teil auf einem Flur stattgefun­den und das Essen sei im angrenzend­en Altenheim ausgegeben worden. Eine Sanierung des Schulgebäu­des in Besch hätte Wagner zufolge 1,35 Millionen Euro gekostet. Der CDU-Parlamenta­rier, der selbst Erfahrunge­n als Schullleit­er einer Grundschul­e in Merzig hat, bat darum, die Entscheidu­ng des Gemeindera­tes Perl zur Schließung zu akzeptiere­n. Denn: „Das ist ein rein kommunales Thema“, so Wagner.

Der Antrag der Linken zur Rücknahme der Schließung – unterstütz­t auch von der AfD – wurde schließlic­h mit der Stimmenmeh­rheit der großen Koalition abgelehnt. Immerhin da waren sich CDU und SPD bei diesem Thema gestern einig. Wohl wegen des Koalitions­friedens.

„Wir erwarten jetzt endlich eine klare politische Entscheidu­ng der großen Koalition.“

Linken-Abgeordnet­e

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FOTO: BECKER&BREDEL Der CDU-Politiker Frank Wagner (rechts) verteidigt die Schulschli­eßung in Perl-Besch, der SPD-Bildungsmi­nister Commerçon (links) kritisiert sie.

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