Saarbruecker Zeitung

Fundstücke aus 60 Jahren Saarländis­cher Rundfunk

Auf fast 500 Seiten erzählen 40 Autoren kuriose und informativ­e Anekdoten aus sechs Jahrzehnte­n auf dem Halberg.

- Produktion dieser Seite: Ute Kirch, Christine Kloth Oliver Schwambach

Warum sich eine Mitarbeite­rin vor Gott verantwort­en muss, eine Fernseh-Ansagerin mal „Muh“machte oder warum ein „Neger“neben der Kamera stand – diese und zahlreiche weitere Anekdoten verraten rund 40 Autoren, meist ehemalige Mitarbeite­r des Saarländis­chen Rundfunks (SR), im nun erschienen­en Buch „Fundstücke aus 60 Jahren Saarländis­cher Rundfunk – Geschichte(n), Leute, Erlebnisse“, das ab sofort in den Buchläden erhältlich ist.

Als Intendant der Rundfunkan­stalt müsse er sich mit der Zukunft der Sendeansta­lt befassen, sagte Thomas Kleist bei der gestrigen Buchvorste­llung im Schloss Halberg in Saarbrücke­n. Allerdings: „Der Zukunft geht voraus, dass man weiß, wo man herkommt.“

„Fundstücke aus 60 Jahren Saarländis­cher Rundfunk“erzählt allerdings nicht die offizielle Geschichte des Senders. Es ist eine Sammlung von Erlebnisse­n und Erinnerung­en sowie Anekdoten. Ein „Geschichte­nbuch, kein Geschichts­buch“, wie Kleist betonte. Die Anekdoten stammen zu allermeist von ehemaligen Mitarbeite­rn, darunter bekannte Moderatore­n und Redakteure, genauso wie von unbekannte­n Akteuren hinter den Kulissen. Ursprüngli­ch wurden sie für den ehrenamtli­chen „Arbeitskre­is SR-Geschichte“verfasst und im Internet veröffentl­icht. Die Idee stamme bereits aus dem Jahr 2011, als er neuer Intendant geworden war, so Kleist. Ideengeber sei Axel Buchholz gewesen, ehemaliger stellvertr­etender Hörfunkdir­ektor und Mitherausg­eber des Buches.

Zum 60. Geburtstag des SR wurden 60 der über 100 Fundstücke ausgewählt, ergänzt und in einem Band zusammenge­fasst, illustrier­t mit Archivbild­ern des SR und Bildern aus den Fotoalben der Autoren. Die Buchvorste­llung fühle sich an wie ein Klassentre­ffen, stellte ein Teilnehmer fest. Wie bei einem echten Klassentre­ffen ließ das Schwelgen in alten Erinnerung­en nicht lange auf sich warten. Viel erzählen kann etwa Gertrud Ecker, die „als ganz junges Mädchen zum SR gekommen ist“, wie Buchholz sagte. „1960 habe ich als Praktikant­in angefangen“, erinnert sich die erste Bildmische­rin auf dem Halberg. Im Buch beschreibt sie, wie sie diese frühen Anfänge beim Fernsehen im „Pferdestal­l“erlebt hat.

„Jeder Autor hat seine Geschichte und jeder ist auch ein eigener Charakter, eine eigene Type“, beschrieb Buchholz seine Kollegen. So auch Irmgard Rech, die am 3. April 1984 als erste katholisch­e Frau das „Wort zum Sonntag“im Fernsehen sprach. Dass sie als verheirate­te, katholisch­e Frau und Laiin so viel Kritik einstecken müsse, damit habe sie nicht gerechnet, sagte Rech bei der Präsentati­on. Strenggläu­bige sagten ihr sogar, dass sie sich dafür vor dem Jüngsten Gericht verantwort­en müsse.

In 60 Jahren hat sich die Medienwelt stark verändert. Allen voran das Medium Radio, in dem der SR seinen Ursprung hat. „Früher gab es wesentlich mehr Wortbeiträ­ge, die Musik nimmt heute einen viel höheren Stellenwer­t ein“, sagte Buchholz. Das Radio sei ein Begleitmed­ium geworden. „Früher hat man sich noch hingesetzt und zugehört, da musste es ruhig sein im Zimmer“, erinnerte sich Buchholz.

Nicht nur inhaltlich, auch technisch gab es in 60 Jahren einige Entwicklun­gen. „Neger“, so klärt das Buch auf, wurde übrigens der Vorgänger des Teleprompt­ers genannt, Geräte, von denen Moderatore­n heute ihre Texte ablesen können. Damals noch eine Schieferta­fel, auf der die Texte von Hand vorbereite­t wurden.

Fundstücke aus 60 Jahren Saarländis­cher Rundfunk - Geschichte(n), Leute, Erlebnisse: 497 Seiten, 32 Euro, ISBN: 978-3-946036-67-8, Geistkirch-Verlag Saarbrücke­n.

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FOTO: NINA DROKUR Viele der Autoren, darunter zahlreiche ehemalige SR-Mitarbeite­r, sind zur Buchvorste­llung auf den Halberg gekommen.

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