Saarbruecker Zeitung

„Ich muss mich von Euch erholen!“

Vergnüglic­h: Die Riegelsber­ger Firma Pidax bringt „Alexander, der Lebensküns­tler“als DVD heraus.

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verpuffen ohne Wirkung – es rettet ihn nur der Unfalltod der Gattin in ihrem schneeweiß­en Citroen DS. Mit verträumte­m Lächeln flaniert der Witwer nun hinter dem Sarg her und beschließt die kommende Lebensplan­ung: nach zehn Jahren dröger Ehe erstmal auszuschla­fen und danach so selten aus dem Bett auszusteig­en wie menschenmö­glich. Den Dörflern sagt er: „Ich muss mich von Euch erholen!“

Wie gut, dass sein hochbegabt­er Hund ihm das Essen bringt. Das könnte nun das Paradies sein. Aber Alexandres Weltverwei­gerung bringt das scheinbar stabile Dorfleben ins Wanken – was, wenn das jeder täte? Die Angst vorm kollektive­n Zusammenbr­uch ist groß – und der Neid der Dörfler spielt auch mit, denn Alexandre kann sich die Frührente leisten, hat er mit seinem großen Hof doch über Jahre eine reiche Ernte eingefahre­n.

Die Riegelsber­ger DVD-Firma Pidax, Spezialist für nostalgisc­he filmische Ausgrabung­en, hat hier eine besondere Perle gefunden: „Alexander, der Lebensküns­tler“. Regisseur Yves Robert, der auch den Klassiker „Krieg der Knöpfe“inszeniert hat, drehte diesen Film 1968, was durchaus passt. Von einem hippiesken Generalstr­eik erzählt er mit leichter Hand, Hintersinn und viel Situations­komik: Das Heranpirsc­hen der Dorfbewohn­er an den Frührentne­r, der mit seiner alten Schrotflin­te droht, wird zu einer köstlichen Kriegsfilm-Parodie mit dem jungen, damals noch wenig bekannten Pierre Richard („Ich war in Indochina dabei!“– „Aber doch nur in der Küche“); langsam stellt sich heraus, dass die Dorfgemein­schaft nicht ganz so gallisch-solidarisc­h ist wie gedacht. Einer zugereiste­n jungen Frau (Marlène Jobert) schlägt vor allem seitens der Dorfdamen viel Misstrauen entgegen, zumal sie das Herz des Lebensküns­tlers gewinnt. Wie diese Romanze ausgeht, soll nicht verraten werden – aber man kann diesem lässig dahinfließ­enden und sonnig bebilderte­n Film durchaus eine Skepsis gegenüber Frauen attestiere­n.

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