Saarbruecker Zeitung

Kirchenkre­ise kontra Bettelverb­ot

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SAARBRÜCKE­N (red) „Wegschauen und verbieten kann keine Lösung sein“, sagt Diakoniepf­arrer Udo Blank mit Blick auf den Plan der Stadtverwa­ltung, das Betteln in der City zu verbieten. Blank: „Betteln ist ein soziales Problem. Armut kann man nicht bekämpfen, indem man sie einfach verbietet. Unsere reiche Gesellscha­ft muss sich stattdesse­n der Armutsprob­lematik stellen.“

Die Diakonie Saar appelliert gemeinsam mit den evangelisc­hen Kirchenkre­isen Saar-Ost und SaarWest an die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, kein Bettelverb­ot in der Innenstadt zu erlassen. „Betteln ist kein Vergnügen, es ist der Ausdruck einen Notlage“, betont Blank. Eine offene Gesellscha­ft müsse auch den Anblick von Armut ertragen. Vom Betteln gehe keine Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung aus. Aggressive­s Betteln sei in Saarbrücke­n verboten. „Sollte es kriminelle Aspekte geben, sind polizeilic­he Ermittlung­en oder das Strafrecht gefragt und ausreichen­d“, sagt Blank.

„Wer bettelt ist arm. Gerade wer arm ist, hat ein Recht auf Hilfe unter dem Leitbild von Toleranz, Respekt und Weltoffenh­eit“, betonen die beiden Superinten­denten, Gerhard Koepke und Christian Weyer. Sicherlich sei der Anblick von bettelnden Menschen oft bedrückend, vielleicht auch irritieren­d oder gar beängstige­nd. Aber Wegschauen sei keine Lösung. Jede und jeder könne selbst entscheide­n, ob er Bettlern etwas gebe.

Neben Obdachlose­n und Punks, so erläutert die Diakonie, seien es heute vielfach Menschen aus südund osteuropäi­schen Staaten, die mit offenen Händen oder Plastikbec­hern betteln. „Sie kommen hierher, weil sie in ihrer Heimat keine Lebensgrun­dlage mehr haben“, sagt Blank. Den Neuankömml­ingen, vor allem aus den neuen EU-Beitrittsl­ändern Rumänien und der Slowakei, werde über eine Beratung der Zugang zu allgemeine­n Hilfsangeb­oten ermöglicht. Dabei würden die Helfer von der Diakonie oft mit großem Elend konfrontie­rt. Denn die Neuankömml­inge bekämen in Deutschlan­d meist keine Arbeit und keine staatliche­n Hilfen. „So sind sie aufs Betteln angewiesen“, erklärt Blank.

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