Rundum-Persilschein für Sulzbacher Salafisten
Sulzbachs Stadtrat hat zum Thema Sicherheit getagt. VerfassungsschutzChef Albert sagte dabei: Von Muslimen an der Saar geht keine Gefahr aus.
Helmut Albert, der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, beantwortete die Frage, ob von der Muslimischen Gemeinde Gefahren ausgehen, mit einem klaren Nein. Die Mitglieder lehnten „den Gewaltweg komplett ab“, würden auch gegen Al-Qaida und den sogenannten Islamischen Staat (IS) anpredigen. Den Sulzbacher Salafisten stellte er gewissermaßen einen Rundum-Persilschein aus. Der Vorsitzende Burhan Yagci und seine Glaubensbrüder seien kooperativ und offen und würden sich klar zum Grundgesetz bekennen. Die Salafisten als Teilmenge des Islamismus würden „völlig falsch dargestellt in der Öffentlichkeit“. Es handele sich um fromme Menschen, die sich an der muslimischen Urgemeinde orientierten. Im Übrigen seien aus Deutschland Hunderte von jungen Leuten nach Syrien und in andere Kampfgebiete ausgereist, aber keiner aus dem Saarland.
Zur Frage, ob die MGS vom Ausland finanziert wird, sagte Albert: Es gebe nur einen nennenswerten Geldbetrag aus Kuwait, ansonsten verfüge die Gemeinde über wenige Eigenmittel, deshalb gehe der Ausbau der alten Post in Sulzbach zur Moschee auch nur schleppend voran. Der Geldgeber aus Kuwait sei ein integrer Mann, dem man nichts Negatives andichten könne. Er predige auch vehement gegen den IS.
Zur Frage, ob sich die Muslimische Gemeinde in Sulzbach zum überregionalen Zentrum für ihre Glaubensbrüder entwickele, sagte Albert: „Das ist sie schon.“Alle im Saarland orientierten sich an ihr, der Imam habe einen „guten Ruf über das Saarland hinaus, er ist eine Autorität“. Sulzbach, so der saarländische Verfassungsschutz-Chef, werde „stabilisierend wirken auf alle salafistischen Gemeinden“. Albert erklärte in Hinblick auf seine Behörde: „Wir sind ein geheimer Nachrichtendienst. Wir machen unsere Aufgabe richtig.“Im Übrigen sei man neben der Gefahrenabwehr in Sachen Politikberatung unterwegs.
Dann kam Burhan Yagci zu Wort. Einige Zuhörer verließen unter Protest die Sulzbacher Aula – einer mit den Worten: „Alles Lüge.“Yagci betonte, er sei hier geboren und aufgewachsen, werde aber als „Fremdkörper“
„Die Sprache, die uns
verbindet, ist die deutsche Sprache.“
Burhan Yagci
Vorsitzendender der Muslimischen Gemeinde Saarland
wahrgenommen. Das sei schwierig. Er sprach auch von „Islamophobie“, die in Teilen der Bevölkerung herrsche. Es sei um so wichtiger, miteinander in den Dialog zu treten, „sonst funktioniert nichts“. Muslime, die sich hier im Land falsch benehmen, würden nicht muslimisch handeln. „Die Sprache, die uns verbindet, ist die deutsche Sprache“, sagte Yagci. Es gebe keinen Widerspruch dahingehend, seinen Glauben auszuleben und gleichzeitig das Grundgesetz zu achten. Bei diesen Worten regte sich verhaltener Applaus im Saal.
Es folgte der Part des Publikums. Zuhörer konnten Fragen stellen, was bei manchen am Mikrophon in ehrverletztenden Beschimpfungen und Beleidigungen ausartete – in Richtung Yagci. Der nahm es freundlich lächelnd hin und versuchte, der Polemik mit seiner religiösen und weltanschaulichen Sicht der Dinge zu entgegnen.