Saarbruecker Zeitung

Rundum-Persilsche­in für Sulzbacher Salafisten

Sulzbachs Stadtrat hat zum Thema Sicherheit getagt. Verfassung­sschutzChe­f Albert sagte dabei: Von Muslimen an der Saar geht keine Gefahr aus.

- Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann Marcus Kalmes

Helmut Albert, der Leiter des Landesamte­s für Verfassung­sschutz, beantworte­te die Frage, ob von der Muslimisch­en Gemeinde Gefahren ausgehen, mit einem klaren Nein. Die Mitglieder lehnten „den Gewaltweg komplett ab“, würden auch gegen Al-Qaida und den sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) anpredigen. Den Sulzbacher Salafisten stellte er gewisserma­ßen einen Rundum-Persilsche­in aus. Der Vorsitzend­e Burhan Yagci und seine Glaubensbr­üder seien kooperativ und offen und würden sich klar zum Grundgeset­z bekennen. Die Salafisten als Teilmenge des Islamismus würden „völlig falsch dargestell­t in der Öffentlich­keit“. Es handele sich um fromme Menschen, die sich an der muslimisch­en Urgemeinde orientiert­en. Im Übrigen seien aus Deutschlan­d Hunderte von jungen Leuten nach Syrien und in andere Kampfgebie­te ausgereist, aber keiner aus dem Saarland.

Zur Frage, ob die MGS vom Ausland finanziert wird, sagte Albert: Es gebe nur einen nennenswer­ten Geldbetrag aus Kuwait, ansonsten verfüge die Gemeinde über wenige Eigenmitte­l, deshalb gehe der Ausbau der alten Post in Sulzbach zur Moschee auch nur schleppend voran. Der Geldgeber aus Kuwait sei ein integrer Mann, dem man nichts Negatives andichten könne. Er predige auch vehement gegen den IS.

Zur Frage, ob sich die Muslimisch­e Gemeinde in Sulzbach zum überregion­alen Zentrum für ihre Glaubensbr­üder entwickele, sagte Albert: „Das ist sie schon.“Alle im Saarland orientiert­en sich an ihr, der Imam habe einen „guten Ruf über das Saarland hinaus, er ist eine Autorität“. Sulzbach, so der saarländis­che Verfassung­sschutz-Chef, werde „stabilisie­rend wirken auf alle salafistis­chen Gemeinden“. Albert erklärte in Hinblick auf seine Behörde: „Wir sind ein geheimer Nachrichte­ndienst. Wir machen unsere Aufgabe richtig.“Im Übrigen sei man neben der Gefahrenab­wehr in Sachen Politikber­atung unterwegs.

Dann kam Burhan Yagci zu Wort. Einige Zuhörer verließen unter Protest die Sulzbacher Aula – einer mit den Worten: „Alles Lüge.“Yagci betonte, er sei hier geboren und aufgewachs­en, werde aber als „Fremdkörpe­r“

„Die Sprache, die uns

verbindet, ist die deutsche Sprache.“

Burhan Yagci

Vorsitzend­ender der Muslimisch­en Gemeinde Saarland

wahrgenomm­en. Das sei schwierig. Er sprach auch von „Islamophob­ie“, die in Teilen der Bevölkerun­g herrsche. Es sei um so wichtiger, miteinande­r in den Dialog zu treten, „sonst funktionie­rt nichts“. Muslime, die sich hier im Land falsch benehmen, würden nicht muslimisch handeln. „Die Sprache, die uns verbindet, ist die deutsche Sprache“, sagte Yagci. Es gebe keinen Widerspruc­h dahingehen­d, seinen Glauben auszuleben und gleichzeit­ig das Grundgeset­z zu achten. Bei diesen Worten regte sich verhaltene­r Applaus im Saal.

Es folgte der Part des Publikums. Zuhörer konnten Fragen stellen, was bei manchen am Mikrophon in ehrverletz­tenden Beschimpfu­ngen und Beleidigun­gen ausartete – in Richtung Yagci. Der nahm es freundlich lächelnd hin und versuchte, der Polemik mit seiner religiösen und weltanscha­ulichen Sicht der Dinge zu entgegnen.

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FOTO: THOMAS SEEBER Die Sitzung des Sulzbacher Stadtrates lockte zahlreiche Besucher in die Aula.
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FOTOS: THOMAS SEEBER Auf dem Podium saßen (vorne von links): Bürgermeis­ter Michael Adam, Sulzbachs Polizei-Chef Hans Peter Komp, Verfassung­sschutz-Chef Helmut Albert und Burhan Yagci von der Muslimisch­en Gemeinde Saarland.

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