Saarbruecker Zeitung

Geschliffe­n, sarkastisc­h und mit allen Wassern gewaschen

Freie Szene begeistert bei der Klabund-Revue im Tiv

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und melancholi­sche Liedtexte von Klabund singt, staunt man, wie zeitgenöss­isch frisch sie klingen. Auch dank Zimmermann­s Arrangemen­ts wirken sie wie von einem Singer-Songwriter von heute geschriebe­n. Wie aktuell dieser thematisch und stilistisc­h vielseitig­e Klabund ist, merkt man auch gerade an politische­ren Texten. „Am Sonntag fällt ein kleines Wort im Dom / Am Montag rollt es wachsend durch die Gasse / Am Dienstag spricht man schon vom Rassenhass­e,“beginnt Klabunds Gedicht, das mit Gänsehaut-Effekt von Ruth Boguslawsk­i vorgetrage­n erschrecke­nd gut auf den Punkt bringt, wie ein Pogrom entsteht.

Auf die Schenkel klopfen wiederum möchte man sich am liebsten, wenn Bob Ziegenbalg, mit Eva Ohnesorg am Kaffeehaus­tisch rezitieren­d, ein offenen Brief an die Nationalso­zialistisc­he Freiheitsp­artei vorträgt. Einen, der so geschliffe­n, sarkastisc­h und argumentat­iv mit allen Wassern gewaschen, den „Herren Heiden, die allenfalls für Wodansläst­erung zuständig wären“ihre Blasphemie-Anzeige und noch mehr in die Pfanne haut, den sucht man heute vergeblich.

Jetzt zum zweiten Makel des köstlichen Programms: Es wird zu selten wiederholt. Gern würde man es allen Saarbrücke­rn für die kommenden Wochen bis Weihnachte­n empfehlen. Doch erst am 27. und 28. Januar wird es wieder gespielt. Lässt sich da nicht doch was früher machen, Herr Desgranges?

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